Seit Anfang August sei die Zahl der Wolfsrisse wieder stark im Zunehmen begriffen. Dies teilte der Schweizerische Alpwirtschaftliche Verband (SAV) vergangene Woche anlässlich seiner Sommersitzung mit. Im Wallis seien vermehrt Tiere «in geschützten Situationen» gerissen worden, und zwar vor allem dort, wo «die präventive Wolfsregulation im Winter 2023/24 wegen der Beschwerde der Umweltverbände ausgebremst wurde», heisst es in der Mitteilung. «In den Regionen mit erfolgreich durchgeführter Regulierung blieb es hingegen bis jetzt ruhig.»
Pro Natura: Wolfsrisse auch dort, wo reguliert wurde
Dem widerspricht Beutegreifer-Expertin Sara Wehrli von Pro Natura. «Der Alpwirtschaftliche Verband betrachtet wohl nur das Nanztalrudel», sagt sie auf Anfrage. Schweizweit gesehen zeige sich ein anderes Bild. Mancherorts seien gerade nach erfolgter Regulation viele Risse beobachtet worden, so etwa im Gebiet Hérens-Mandelon. Andererseits sei es in den Gebieten Rügiul, Jatzhorn und Fou-Isérables trotz unterbundener Regulation nur zu minimalen oder gar keinen Schäden gekommen.
Im Nanztal seien die Hälfte der in diesem Jahr gerissenen Nutztiere nicht geschützt gewesen. Sara Wehrli weist ausserdem darauf hin, dass das dortige Rudel trotz Einsprache reaktiv reguliert worden sei – der Leitwolf und ein weiteres Tier seien im Rahmen der reaktiven Regulation erlegt worden. Die Einsprache von Pro Natura und anderen Verbänden hatte sich dagegen gegen die vorsorgliche Regulation gerichtet.
Grosse Schwierigkeiten gibt es laut SAV derzeit im Tessin. «Auf mehreren Schaf- und Ziegenalpen musste bereits abgealpt werden», so die Mitteilung: «Viele Älplerinnen und Älpler stellen die Weiterbewirtschaftung ihrer Alpen grundsätzlich infrage. Der SAV verlangt schnellere Verfahren, damit Wölfe, die ein unerwünschtes Verhalten zeigen, sofort entnommen werden können.