Es ist ein herber Schlag für die Simmentaler-Reinzüchter: Denn ihre nationale Reinzuchtausstellung, die Ende November stattgefunden hätte, musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Umso bedauerlicher ist dies, da diese Ausstellung nur alle fünf Jahre durchgeführt wird. Dazu muss gesagt wer-den, dass zwischen der Reinzuchtausstellung (im 2,5-Jahres-Rhythmus am gleichen Standort in Thun BE) die Reinzucht-Eliteschau stattfindet, welche auch den nationalen Charakter hat.

Die Enttäuschung war gross

Christian Tschiemer ist nicht nur Präsident der Schweizerischen Vereinigung zur Erhaltung und Förderung der reinen Simmentaler Fleckviehrasse SVS, sondern er war auch OK-Präsident der abgesagten Reinzuchtausstellung. «Die Enttäuschung war natürlich riesig, weil man nach der Absage im Frühling auf den Herbst gehofft hatte», sagt Tschiemer. «Gerne hätten wir unsere Spitzentiere einem breiten Publikum präsentiert und gleichzeitig Werbung für eine einzigartige Rasse gemacht», hält er fest. Nicht nur bei den Besucherinnen und Besuchern ist die Reinzuchtausstellung beliebter denn je, auch bei den Ausstellern und Züchtern hat sie einen grossen Stellenwert. «Wir hätten sicher mit 180 Tieren rechnen dürfen», bedauert der OK-Präsident. Tschiemer sagt dazu: «Das OK hat schon viel Vorarbeit geleistet. Wir waren auf Kurs und so weit fortgeschritten, damit es eine Top-Ausstellung geworden wäre», ist er überzeugt. «Persönlich bewegten sich meine Emotionen zwischen Frust und Enttäuschung. Nach der Absage fühlte ich eine gewisse Leere in mir.» Nichtsdestotrotz: Christian Tschiemer freut sich schon auf die nächste Austragung: «Wenn alles normal verläuft, wird die nächste Reinzuchtausstellung am 9. und 10. April 2022 auf dem Expo-Gelände in Thun stattfinden», gibt Tschiemer bekannt.

Entwickelt sich weiter

Trotz der Absage der nationalen Reinzuchtausstellung ist die Simmentalerrasse weiterhin gut auf Kurs. Christian Tschiemer ist seit 2013 deren Präsident. «Stolz macht mich natürlich, dass sich die Rasse immer noch stetig weiterentwickelt und die Fähigkeit hat, unter optimalen Bedingungen mehr als 10 000 kg Milch zu leisten, bei guten Gehaltswerten und hohen Tageszunahmen», hält er fest. Stolz mache ihn auch, dass die Simmentalertiere fähig seien, zum Teil auf über 2000 m ü. M. – unter kargsten Bedingungen – produktiv zu sein, um so manchen Bauernfamilien das Einkommen sichern zu können. «Stolz bin ich auch auf die Tatsache, dass wir die Mitgliederzahlen bei den Reinzüchtern halten, ja sogar ausbauen konnten.» Auch die finanzielle Situation des SVS und die erfolgreichen Reinzucht-Ausstellungen in der Vergangenheit stimmen den Präsidenten positiv.

Am Ball bleiben

Damit die Simmentalerrasse weiterhin erfolgreich bleibe, gelte es auch in Zukunft am Ball zu bleiben. Für Christian Tschiemer besonders wichtig:

  • Dass man die Stückzahlen im Herdebuch halten oder sogar ausbauen kann.
  • Das Vermeiden der Blutverengung – hier seien auch die Genetikanbieter in der Pflicht, darauf zu achten, die Selektion in möglichst verschiedenen Betrieben und Blutlinien zu machen.
  • Den bewährten Zweinutzungstyp (Milch und Fleisch) nicht zu verlieren.
  • Die Unterstützung des Projekts Simmental zugunsten eines Mehrerlöses der Produkte aus Simmentalermilch und -fleisch, wobei ein grosser Teil des Gewinns zwingend im Portemonnaie des Bauern landen muss.
  • Die vorhandenen Möglichkeiten, welche unter anderem vom Zuchtverband     Swissherdbook geboten werden, optimal nutzen, denn Stillstand bedeutet Rückschritt.

Konsequente Arbeit

Seit Jahren hat die Reinzucht also Aufwind. «Dies führe ich auf die konsequente, zum Teil sture Zuchtarbeit der Züchter zurück. Auch die nationalen und regionalen Ausstellungen machten beste Werbung für die gesamte Rasse», hält Christian Tschiemer fest. Damit ein so ­grosser Zuchtfortschritt überhaupt erzielt ­werden konnte, sei auch die Genetik, insbesondere das Stierenangebot, von grosser Bedeutung. Viele Stiere haben der Rasse wichtige Impulse verliehen: «Stiere namentlich zu nennen, wäre unangebracht», sagt er. «Aus meiner Sicht haben in den letzten Jahren vor allem Tiere aus tiefen, sicheren Ahnenfamilien der Rasse zum momentan hohen Stand der Zucht verholfen», ist Christian Tschiemer überzeugt. So sind auch die Zuchtziele klar definiert und machen die Simmentaler zu dem, was sie heute sind:

  • Anzahl Herdebuchtiere: Laut Geschäftsbericht (2019) von Swissherdbook sind aktuell 23 361 weibliche Simmentalertiere registriert.
  • Beliebteste Stiere: Laut Swissgenetics wurden die Simmentalerstiere Brisago, Baltasar und Unikat in der vergangenen Saison am meisten nachgefragt.
  • Die Zuchtziele: Die Milchleistung je Standardlaktation unter günstigen Verhältnissen sollte in der 1. Laktation 5500 kg; in der 2.Laktation 6500 kg und ab der 3. Laktation 7500 kg betragen, mit einem Gehalt von mindestens 4 % Fett und 3,50 % Eiweiss. Auch eine gute Melkbarkeit und Kappa-Kasein BB wird angestrebt.
  • Exterieur: Eine Simmentalerkuh sollte ausgewachsen 140 bis 148 cm gross sein. Bei den Typ- und Eutereigenschaften wie auch bei der Fleischleistung werden gewisse Zuchtziele angestrebt.
  • Kennzeichen der Simmentaler: Zweinutzungsrasse für Milch- und Fleischproduktion. Meist falb (gelb), selten rot, mit weissem Kopf.