«Unser Ziel ist es, Nutztiere wirksam vor Wolfsangriffen zu schützen, gleichzeitig Wildtiere zu schonen und Wolfsabschüsse möglichst zu vermeiden», sagt Dominic Briggen, Vorstandsmitglied des Vereins Schutz von Wildtieren. Dieses Ziel verfolgt der Verein mit Schutzzäunen, die nicht nur verhindern sollen, dass Wölfe in die Herde eindringen, sondern auch Rücksicht auf Wildtiere nehmen.

Im Rahmen seines aktuellen Projekts hat der Verein acht Kilometer solcher wolfssicherer Zäune organisiert, die gezielt an Landwirtschaftsbetriebe in Wolfsgebieten abgegeben werden. Die Finanzierung erfolge in erster Linie über Spenden.

Blau-weiss besser sichtbar

Es handelt sich um blau-weisse Elektrozäune mit Flatterbändern und Blinklichtern, die Tiere frühzeitig warnen. «So wird verhindert, dass Wildtiere gegen die Zäune laufen und sich darin verfangen – ein zentraler Aspekt im Sinne des Tierschutzes», so Dominic Briggen. Ein Merkblatt von Agridea bestätigt, dass blau-weisse Zäune sowohl für Nutz- als auch Wildtiere besser sichtbar sind als die üblichen orangen Weidenetze. Neben der Schonung von Wildtieren sei damit die Gefahr geringer, dass Schafe in einer Paniksituation die Maschen durchbrechen.

«Uns war es wichtig, eine Lösung zu finden, die nicht nur den Nutztieren Sicherheit bietet, sondern auch verhindert, dass Wildtiere zu Schaden kommen», betont Briggen. Denn in der Praxis komme es immer wieder vor, dass Wildtiere in unzureichend sichtbare Zäune laufen und sich verfangen – was mit den richtigen Schutzmassnahmen vermeidbar sei.

1,45 Meter hoch

Die Zäune des Vereins sind mit 1,45 Metern deutlich höher als die empfohlene Mindesthöhe von 1,05 Metern für den Schutz von Kleinwiederkäuern. «Viele Schafhalterinnen und -halter haben uns bestätigt, dass 1,05 oder auch 1,20 Meter nicht ausreichen», begründet Dominic Briggen.

Die kostenlosen Schutzzäune sollen an sinnvoller Stelle, also in Wolfsgebieten, zum Einsatz kommen. «Ein Hof in der Stadt Zürich wäre beispielsweise kein geeigneter Empfänger», erklärt Briggen. Die Lieferung übernimmt der Verein, für den fachgerechten Aufbau sind die Tierhaltenden verantwortlich.

Zwar stellt der Bund Fördermittel für Herdenschutzmassnahmen bereit, doch diese reichten laut Erfahrungsberichten oft nicht aus, fährt der Zürcher fort. «Viele Schafhalterinnen und -halter haben uns erzählt, dass sie leer ausgingen, weil das Budget bereits erschöpft war.» Dies führe nicht nur zu Frust, sondern auch zu unzureichendem Schutz – und in manchen Fällen zur Forderung nach Wolfsabschüssen.

«Genau hier setzen wir mit unseren kostenlosen Schutzzäunen an – als pragmatische Hilfe, die Tier- und Naturschutz vereint.»

Interessierte Betriebe können sich unter info(at)schutz-von-wildtieren.ch oder Tel. 078 648 50 67 direkt beim Verein melden.

Unterstützung für Rehkitzrettung 
Der Verein Schutz von Wildtieren stellt im Projekt «Wildseek» Wärmebildkameras samt Bildschirmen und Kamerakran kostenlos zur Verfügung, um die Rehkitzrettung vor der Mahd zu unterstützen.

Erfreulich sei, wie ideenreich die Landwirtinnen und Landwirte mit der Technik umgehen. «Ein Landwirt hat den von uns gelieferten Kamerakran am Traktor montiert», schildert Dominic Briggen. Andernorts sei die Kamera an einem Begleitfahrzeug befestigt worden, das die Wiese vor dem Mähen kontrollierte. Innerhalb von 10 bis 20 Minuten habe man so die gesamte Fläche abgesucht.

Der Verein schätze die Kreativität und Eigeninitiative der Bäuer(innen), die oft pragmatische und wirkungsvolle Lösungen entwickeln, um Wildtiere zu schützen.

Das Projekt läuft weiterhin – interessierte Betriebe können sich beim Verein melden. (Siehe oben)

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