Es muss jeweils ein Kulturschock sein für Christiane Brandes, wenn sie einen Abstecher in die Schweiz macht. So wie vergangene Woche für einen spannenden Infoabend der Landi Sursee und Umgebung. Denn normalerweise berät die Fachfrau für Kuhkomfort Bauherren von Grossprojekten im Osten Deutschlands, aber auch in Russland oder Indien.

Keine Zeit für Vergleiche

Natürlich sind die Voraussetzungen in einem Anbindestall oder in einem kleinen Laufstall anders als in einem Betrieb mit 1000 Kühen. Aber der Anspruch der Kuh sei immer gleich. Die Weide für Kühe sei grundsätzlich «sehr, sehr anstrengend», vor allem wenn diese viel leisten würden. Wärme und Sonne mache das Ganze nicht besser. Anbindeställe könne man dafür meist relativ einfach komfortmässig aufpolieren. Dass aber noch neue gebaut werden, sieht sie kritisch. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass in Deutschland die Grossverteiler Aldi und Lidl diesbezüglich Druck ausüben.

Und auch vor komplizierten Melksystemen rät sie eher ab. Melkroboter seien sehr kapitalintensiv und Servicepersonal Mangelware. Da hätte der Schweizer ein paar Einwände. Hier ist die Weide gefragt, arbeitswirtschaftlich sinnvoll oder auch der Melkroboter sorgt auf dem Einmannbetrieb für Flexibilität und die Angestelltenkosten sind hoch. Die Zuhörer liessen es sein. Denn was Brandes aus jahrzehntelanger Erfahrung über den Kuhkomfort berichtete, zog die Landi-Kunden zu sehr in den Bann.

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Sehr empfindliche Kuhnase

90 Prozent der Leistung seien auf den Kuhkomfort, das Futter und den Zugang zu ebendiesem zurückzuführen. «Dies geht in jedem Stall», sagte sie. Natürlicherweise möchten Kühe sich täglich 1 bis 2 km bewegen. Wichtig sei auch die Hygiene. Die Nase der Kuh sei 17-mal empfindlicher als die des Menschen. Futter, Futtertisch und Tränken müssten tadellos sein.

Entscheidend sei auch der Luftwechsel im Stall. Im Sommer müsse dieser 60-mal pro Stunde vonstattengehen, im Winter 4-mal. Also Fenster und Türen auf: Kühe haben rasch zu warm, aber fast nie zu kalt. «Die Luft muss nicht nur rein, sondern auf der anderen Seite auch wieder raus.» Durchzug, solange es nicht gerade eine steife Winterbise ist, stört nicht. Weiter soll die Kuh entweder fressen oder liegen. Stehen viele Kühe im Stall herum, sind Abläufe rund um Fütterung oder vor allem auch die Qualität und Anordnung der Boxen zu überprüfen. Mit einer TMR beträgt die Fresszeit insgesamt knapp 5 Stunden. Je häufiger das Futter zugeschoben werde, desto mehr frisst die Kuh, desto mehr leistet sie. Bei einer Herdengrösse bis knapp über 100 Kühe «kennt man sich» untereinander und es gibt eine Rangordnung. Es braucht also genügend Platz für rangniedrige Tiere bei Futtertisch und Tränke. Der Betonboden brauche weiter genügend Struktur für eine gute Trittsicherheit.

Weich und trocken soll es sein

Kühe liegen rund 12 Stunden pro Tag. «Weich und trocken» soll die Unterlage sein. Man dürfe sich ruhig mal auf die eigenen Knie fallen lassen, um zu sehen, wie komfortabel der Liegeplatz sei. Zum Aufstehen brauchen die Kühe mindestens 1 m Platz nach vorne für einen guten Schwung. Noch immer würden viele Boxen falsch angeordnet und unpässlich ausgerüstet, Stichwort Nackenrohr. Pro Stunde weniger liegen sinke die Milchleistung um bis zu 1,6 Kilo.