Malaysia liegt am Boden. Vor einem halben Tag hat die RH-Kuh ihr sechstes Kalb geboren. Sie ist etwas zu schwer, nicht mehr die Jüngste und will bereits viel Milch geben. Die Symptome weisen auf einen klassischen Calcium-Mangel hin (Hypokalzämie). Das Blutbild zeigt aber etwas anderes: Malaysia hat zu wenig Phosphor (P). Woher kommt das und was können Betriebsleitende dagegen tun? Wir haben beim Fütterungsspezialisten nachgefragt.

Erkennen kann lange dauern

«Ein Mangel kann sich sehr unterschiedlich äussern», weiss Hansueli Rüegsegger von der UFA AG. «Das führt dazu, dass es unter Umständen bei einer subklinischen Unterversorgung relativ lange dauern kann, bis der Mangel schliesslich auch ersichtlich wird», ergänzt er. Phosphormangel könne sich in einer geringeren Futteraufnahme, einem gestörten Energiestoffwechsel, in Fruchtbarkeitsproblemen, durch Pansenfermentationsstörungen, krankhafte Veränderungen der Knochen oder eben, wie im oben beschriebenen Fall von Malaysia auch in Festliegen äussern. Im Gegensatz zum klassischen Milchfieber konnte Malaysias Besitzer bei Berührung auch keine kalten Ohren feststellen. Zudem reagierte die RH-Kuh auch nicht sofort auf die Ca-Mg-Infusion.

Für Rinder ist Phosphor essenziell

Phosphor gehört zu den Mengenelementen und ist für das Rindvieh essenziell. «Eine zu geringe P-Versorgung, bzw. Abdeckung über das Grundfutter und den Mineralstoff oder eine zu tiefe Versorgung im Verhältnis zur Leistung können zu diesem Mangel führen», erklärt Hansueli Rüegsegger die Ursachen. «Zwischen den Mineralstoffen und Spurenelementen gibt es sogenannte Wechselwirkungen. Wenn von einem Element zu viel vorhanden ist, können andere nicht mehr ausreichend aufgenommen werden. Die wichtigste Wechselwirkung bei Phosphor ist ein Überschuss an Calcium. Deshalb ist ein Ca-P Verhältnis von 2:1 anzustreben», sagt der Fachmann.

Eine Begleiterscheinung der Extensivierung

Auf die Frage, ob Phosphormangel beim Rindvieh zugenommen habe, erklärt Hansueli Rüegsegger, dass ihm keine entsprechenden Studien bekannt sind. «Aufgrund der Extensivierung, vor allem in den Bergregionen, sind die P-Gehalte im Grundfutter zum Teil sehr tief. Hier sind die P-Werte tendenziell rückläufig, das sehen wir anhand der Analyse-resultate», schlussfolgert Rüegsegger. Anhand von Grundfutter-Analysen könne ein entsprechender Mangel aber relativ rasch festgestellt werden. Basierend darauf könne die Mineralstoffversorgung korrigiert werden. «Anhand der Analyseresultate wird rasch ersichtlich, was der Kuh zur Verfügung steht. Aufgrund des Leistungsniveaus kann die korrekte P-Versorgung sichergestellt werden», ergänzt er.

Kann man präventiv behandeln?

Auf die Frage nach einer Prävention sagt Hansueli Rüegsegger, dass P stets nach den entsprechenden Bedarfsnormen verabreicht werden sollte, «sei es während der Laktation oder in der Galtphase.» Grundsätzlich zu viel P zu verabreichen um präventiv einem Mangel vorzubeugen, sei aber definitiv nicht sinnvoll und das aus mehreren Gründen:

  • Unnötige Kosten
  • Zu hohe P-Ausscheidungen je nach Region schädlich für die Umwelt
  • Da P-Quellen nicht unendlich verfügbar sind, ist haushälterischer Umgang nötig
  • Zu hohe P-Gaben (gerade in der Galtphase) können negativ auf die Tiergesundheit wirken.

Wer es also zu gut meint und das Tier überversorgt, verursacht höchstens ein Umweltproblem. Zudem stehe für das Tier die reduzierte Absorption von Magnesium im Vordergrund und in der Galtphase werde die Aktivität von Vitamin D3 behindert, fasst Rüegsegger weitere Risiken zusammen.

Selten von heute auf morgen erkennbar

Neben akutem sind auch chronische Formen von Phosphormangel bekannt. «Ein P-Mangel ist meist nicht von heute auf morgen erkennbar», erinnert Hansueli Rüegsegger, denn der Wiederkäuer habe gewisse P-Reserven. Bei leichtem Mangel funktioniere der Pansen nicht mehr ideal, was sich in tieferen Futteraufnahmen und einem Leistungsrückgang widerspiegelt. Der Spezialist rät daher, das Grundfutter zu analysieren um eine bedarfsgerechte Versorgung anzustreben. «Die von der UFA empfohlene Bedarfsnorm liegt je nach Milchleistung zwischen 3,6 und 4,2 g P je kg TS», ergänzt Rüegsegger.

Nicht einfach schlussfolgern

Bei einer festliegenden Kuh nun generell von einem Phosphormangel auszugehen sei nicht angezeigt. «Liegt eine Kuh fest, die bereits ein oder zwei Tage nichts mehr gefressen hat, bringt eine Blutprobe betreffend P-Versorgung nichts», erinnert Hansueli Rügsegger. Denn ohne Futteraufnahme und Wiederkauen leide jede Kuh sehr rasch einmal an P-Mangel.