Urs Haslebacher ist Schweinezüchter und -mäster im bernischen Lohnstorf. Mit Blick auf die Übernahme des Coop-Naturafarm-Labels (CNf) durch die IP-Suisse stellte der Vizepräsident des Zentralvorstands von Suisseporcs im Herbst 2020 eine Petition ins Netz. 570 Schweinehalter unterzeichneten die Petition, die an Migros, Coop und IP-Suisse gerichtet war. Und das waren Haslebachers Forderungen:
- Es soll eine transparente und verbindliche Mengen- und Absatzplanung im IPS-Schweinemarkt festgelegt werden.
- Es soll eine kostendeckende und fixe Labelprämie festgelegt werden, die sich nach den geforderten Mehrleistungen richtet.
- Der Absatz von Schweine-Labelfleisch muss gefördert werden. Den Konsumenten muss das verkauft werden, was von der Gesellschaft gefordert und bestellt wird.
- Alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette müssen auf ihren Stufen die Verantwortung übernehmen. Das gilt auch für den Handel.
Handel trägt Verantwortung
Am Strickhof-Fachnachmittag Schweinehaltung vom 25. Februar, der unter anderem dem Thema «Labelentwicklung» gewidmet war, erläuterte Suisseporcs-Vizepräsident Urs Haslebacher die letzte Forderung am Beispiel der Entwicklung des Tierwohl-Labels CNf-Porcs:
- Bis zum Jahr 2004 hatte Coop laut Urs Haslebacher 400 000 Naturafarm-Schlachtschweine pro Jahr abgenommen.
- Danach waren es bis 2019 nur noch jährlich 307 000.
- Im Jahr 2020 folgte dann ein Einbruch auf 210 000 CNf-Schweine.
- Auf Beginn dieses Jahres hat IP-Suisse das Label CNf-Porc übernommen.
Coop habe nichts unternommen, um gegen die abnehmende Entwicklung dieses Labels anzukämpfen, kritisierte Haslebacher. Die Möglichkeiten dazu hätten aber bestanden: Etwa bei der Platzierung der CNf-Produkte in den Verkaufsregalen. Auch habe es der Detailhändler seit 2019 unterlassen, die hohen Anforderungen an die Tierhaltung des CNf-Labels zu kommunizieren und zu bewerben.
Das Engagement der Landwirte wird nicht belohnt
Und das ist ein weiterer Kritikpunkt Haslebachers: In der Schweiz werden 60,8 Prozent der Mastschweine unter RAUS-Bedingungen gehalten und 68 Prozent unter BTS-Bedingungen. Für den Suisseporcs-Vizepräsidenten ist es ein riesiges Ärgernis, dass ein beachtlicher Teil dieser Tiere ohne Labelprämie verkauft wird. Das Engagement vieler Landwirte, die in das Tierwohl investiert haben, werde nicht belohnt. Die Grossverteiler müssten hier in die Pflicht genommen werden und eine Labelprämie entrichten, die kostendeckend und fix ist und die geforderten Mehrleistungen abdeckt. In der Petition fordern Haslebacher und die 570 Mitunterzeichner eine Prämie von 50 Rappen pro Kilogramm Schlachtgewicht. Diese liegt aktuell bei 35 Rappen.
Klare Kennzeichnung von Labelprodukten
In einem weiteren Teil seines Referats plädierte Haslebacher dafür, in den Labelsalat etwas mehr Ordnung zu bringen. Dieser überfordere Konsumentinnen und Konsumenten und zwinge sie zu Nachforschungen im Internet. Zur Kennzeichnung der Form der Schweinehaltung an der Verkaufsfront skizzierte er ein mögliches Sternesystem, das in Ergänzung zu den bestehenden Labels die Art der Tierhaltung klassieren soll. Haslebacher räumte allerdings ein, dass es schwierig sei, ein solches System zu etablieren.
Ein einheitliches System
Und so könnte nach Urs Haslebachers Vorschlag die Art der Tierhaltung mit einem Sternesystem ausgelobt werden:
- Ein Stern steht für QM-Schweinefleisch und würde bei den Schlachtschweinen einen Marktanteil von etwa 35 Prozent ausmachen.
- Zwei Sterne würden für QM-Betriebe mit BTS- und/oder RAUS-Haltung stehen. Marktanteil etwa 35 Prozent.
- Voraussetzung, um mit drei Sternen ausgelobt zu werden, ist eine BTS- und RAUS-Haltung. Dazu kommt noch ein zusätzlich anerkanntes Labelprogramm wie beispielsweise Bio, IP-Suisse, Wiesenschwein, Alpschwein, KAG Freiland.
- Schweinefleisch, das aus dem Ausland importiert wird, wäre von diesem System ausgenommen.
Missstände melden
Wenn es darum geht, das Image und die Wertschätzung von Schweinefleisch zu fördern, sieht Urs Haslebacher die ganze Branche gefordert. «Wir müssen besser erklären, was wir machen», findet er. Es gehe dabei nicht darum, eine heile Welt zu zeichnen, wie dies in der Werbung geschehe. Vielmehr müsste transparent dargestellt werden, wie in der Schweiz Schweinefleisch produziert werde. Dass Familien hinter dieser Produktion stehen, die dafür sorgen, dass es ihren Tieren gut geht; die mit dieser Produktion aber auch zu ihrem Einkommen kommen.
Social Media sei ein ideales Mittel, um solche Botschaften zu übermitteln. Haslebacher betonte aber auch, es sei wichtig, dass «die wenigen Schwarzen Schafe» unter den Schweinehaltern nicht geschützt werden. Verfehlungen und Angriffsflächen könne sich die Branche keine leisten, betonte Haslebacher. Solche Probleme müsse die Branche offensiv angehen. Er rief Bauern, Händler und Futtermittelvertreter dazu auf, falls sie auf einem Betrieb Missstände in der Tierhaltung wahrnehmen, diese der Ombudsstelle von Proviande zu melden. Es sei wichtig, dass in solchen Fällen rechtzeitig jemand aus der Branche zum Rechten schaue.