«Tagtäglich in offenem Gelände an Panaritium erkrankte Rinder zu behandeln, macht die Arbeit der Rinderhirten sehr anspruchsvoll, zudem verlieren solche Alpstellen an Attraktivität», betont Damian Gisler, Vorsteher Amt für Landwirtschaft des Kantons Uri.
Vermehrt Hirtenwechsel auf Rinderalpen
Aus diesen Gründen initiierten die Kantone Uri und Schwyz zusammen mit dem Veterinärdienst der Urkantone, der Korporation Uri und den Hirteverwaltungen Surenen und Fiseten das Projekt «Gesunde Tiere, attraktive Hirtenstellen und weniger Medikamente auf grossen Rinderalpen». Fachlich und organisatorisch wurde das Projekt vom Rindergesundheitsdienst und von Agrofutura unterstützt. Früher seien Hirtenstellen teils jahrzehntelang von der gleichen Familie besetzt gewesen. Mittlerweile hätten Fluktuationen beim Personal auch im traditionellen Alpkanton Uri zugenommen. «Eine zukünftige Bewirtschaftung und damit eine Pflege der für den Tourismus so wichtigen Berglandschaft ist nur mit gutem Alppersonal möglich und dafür müssen die Hirtenstellen attraktiv sein», erklärt Damian Gisler. Und für die Attraktivität einer Rinderhirtenstelle sei die Tiergesundheit ein sehr wichtiger Faktor.
Viele bakterienbedingte Klauenkrankheiten
Auf den beiden Urner Rinderalpen Surenen und Fiseten, wo die Untersuchungen stattfanden, werden je rund 500 Tiere gesömmert. Beide Alpen hatten in den vergangenen Jahren vermehrt mit bakterienbedingten Klauenkrankheiten zu kämpfen, teils lahmten während des Sommers bis zu 20 Prozent der Tiere. Das führte, neben der Mehrarbeit, auch zu Mehrkosten infolge Medikamenteneinsatz und Tierarzteinsätzen.
Panaritium ist auf Alpen die Hauptursache
Im Projekt zeigte sich, dass Panaritium die wichtigste Lahmheitsursache war, hingegen die Klauen-Erdbeerkrankheit kein Problem darstellte. Eine weitere Erkenntnis war, dass Panaritium eine Multifaktorenkrankheit sei, welche nicht mit einzelnen Massnahmen gelöst werden könne. Einen wichtigen Einfluss auf die Zahl der Krankheitsfälle habe das Klima: «Zeigten sich im Jahr 2020 infolge der durch das Projekt eingeleiteten Massnahmen spürbare Verbesserungen, nahmen die Infektionen im extrem nassen Sommer 2021 wieder zu», so Damian Gisler. Sehr bedeutend seien auch das Hirtenpersonal und dessen Weidemanagement. «Während eine stark unterzäunte Weide aus futterbaulicher Sicht zwar positiv ist, sind die Auswirkungen auf die Klauengesundheit negativ, da durch den höheren Tierbesatz Infektionsdruck und Verletzungsgefahr ansteigen.»
Getrennte Weideführung bringt Ruhe in Herden
Nicht alle Massnahmen seien gemäss Damian Gisler überall gleich umsetzbar. «Trächtige und nicht trächtige Rinder in getrennter Weideführung zu halten, führt zu ruhigeren Herden. Auf Surenen war eine Separierung einfach zu bewerkstelligen, auf Fiseten aber nicht praktikabel.» Ein- bis zweijährige Rinder seien die am häufigsten von Lahmheit betroffene Alterskategorie. Das Risiko für Verletzungen, aus denen sich Panaritium entwickeln könne, sei auf steilen und steinigen Alpgebieten am höchsten. Auch enge und felsige Auftriebswege könnten zu den gefürchteten Verletzungen im Bereich des Klauen-Kronsaums führen, wo der Erreger dann über die Wunden eintrete.
Starke Verbesserungen durch Reduktion feuchter Stellen
Weiter habe sich gezeigt, dass zentrales Verabreichen von Salz ebenfalls negativ ist. Das Salz dezentral auf Steine zu streuen, wie es traditionell gemacht werde, hat laut dem Projekt einen positiven Einfluss auf die Klauengesundheit. Entscheidend sei die Reduktion feuchter Stellen auf Weiden, Wegen und bei Tränkestellen, in denen sich die Bakterien rasch vermehren können. Projektdaten hätten gezeigt, dass Massnahmen wie das Befestigen des morastigen Bodens um die Tränkestellen, die Inbetriebnahme zusätzlicher Tränkestellen oder das Auszäunen nasser Flächen Verbesserungen bringen könnten. Weitere spannende Erkenntnisse würden an der Abschlussveranstaltung auf der Alp Surenen präsentiert (siehe Kasten).
Projektabschluss auf der Alp Surenen
Die Abschlussveranstaltung zum Beratungsprojekt «Tiergesundheit im Sömmerungsgebiet» findet am Freitag, 15. September, von 9 bis 14.15 Uhr auf der Alp Surenen in Engelberg statt. Anmeldungen sind bis zum 10. September möglich.
Infos und Anmeldung