Die Lumpy-Skin-Krankheit (LSD) ist eine hochansteckende Tierseuche, die Rinder sowie Büffel und Bisons befällt. LSD wird in wissenschaftlichen und behördlichen Dokumenten auch als Dermatitis nodularis bezeichnet. Verursacht wird sie durch ein Pockenvirus, das vor allem durch stechende Insekten wie Fliegen, Bremsen oder Mücken übertragen wird.

Symptome sind nicht immer sofort sichtbar

Eine direkte Übertragung von Tier zu Tier ist möglich, spielt aber nur eine sekundäre Rolle. Für Menschen ist LSD ungefährlich – für betroffene Tiere bedeutet sie aber Fieber, Appetitlosigkeit, verminderte Milchproduktion, Augen- und Nasenausfluss, Knoten auf der Haut, eventuell Gewichtsverlust.

Die Symptome sind nicht immer sofort sichtbar. Das erkrankte Tier kann unter Umständen verenden.

Stallnetze und Stallhygiene
Ein sauberer und gut geschützter Stall ist die erste Verteidigungslinie gegen LSD.
Netze anbringen: Schutznetze an Fenstern, Türen und Lüftungsöffnungen verhindern, dass Fliegen und Bremsen in den Stall eindringen. Es ist wichtig, auf einen dichten Abschluss ohne Risse zu achten.
Bruststätten verhindern: Gülle und Mist sind Brutstätten für Insekten. Deshalb: regelmässig abtransportieren oder mit Abdeckungen arbeiten.
Saubere Tränken und Futterplätze: Tränkebecken und Futterstellen sauber halten, verschüttetes Futter sofort entfernen. Das reduziert nicht nur Insekten, sondern auch andere Krankheitserreger.
Kadaver entfernen: Kadaver und Schlachtabfälle müssen unverzüglich und korrekt entsorgt werden – sie ziehen Insekten stark an.

Ein klarer Notfallplan für den Ernstfall steht

Bisher wurde in der Schweiz noch kein Fall von LSD festgestellt. Es wurden jedoch Überwachungszonen eingerichtet: im Kanton Genf, in einem Teil des Kantons Waadt (Region Terre Sainte) und nach dem Ausbruch im französischen Beaufort in einem Teil des Kantons Wallis (Champéry, Finhaut, Ferret).

In der Schweiz gilt ein klarer Notfallplan, um die Ausbreitung der Krankheit konsequent zu verhindern.

Keulung der Herde: Sobald ein Ausbruch bestätigt ist, wird die gesamte betroffene Herde überwacht und getötet. Damit wird verhindert, dass das Virus auf weitere Betriebe übergreift. In geimpften Beständen kann die Tötung unter bestimmten Voraussetzungen auf die erkrankten Tiere beschränkt werden.

Schutzzone (20 km): Im Umkreis von 20 km rund um den Ausbruch werden Tiertransporte streng überwacht, Tiermärkte verboten und Kontakte zwischen Herden unterbunden.

Überwachungszone (50 km): Im Umkreis von 50 km gelten zusätzliche Regeln. Dort werden alle Rinder, Büffel und Bisons verpflichtend geimpft.

Meldepflicht: Jeder Verdacht – etwa bei Fieber oder auffälligen Hautknoten – muss sofort einer Tierärztin oder einem Tierarzt gemeldet werden.

Diese Massnahmen sind drastisch, aber notwendig. Nur so kann laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) verhindert werden, dass sich LSD dauerhaft in der Schweiz etabliert.

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Die Impfung gilt als der entscheidende Schlüssel

Die Impfung gilt als einzige wirksame Massnahme, um die Ausbreitung der LSD zu stoppen. Sie schafft eine sogenannte «Immun-Barriere» um die infizierte Herde. Alle Tiere in der Überwachungszone – also im Umkreis von 50 km – müssen geimpft werden.

Doch warum wird nicht gleich die ganze Schweiz geimpft, wenn ein Ausbruch der Krankheit derart drastische Folgen hätte? Wie das BLV erklärt, gibt es mehrere Gründe:

  • Eine flächendeckende Impfung wäre mit hohen Kosten verbunden.
  • Der Tierverkehr würde massiv eingeschränkt.
  • Der Export von Tieren und tierischen Produkten könnte beeinträchtigt werden.

Die Schweizer Behörden verfolgen daher eine gezielte Impfstrategie, abgestimmt auf die EU-Rechtsgrundlagen und flexibel an die epidemiologische Entwicklung angepasst.

Fallen und Ohrmarken
Gezielte Insektenbekämpfung ist in Zeiten mit hohem Vektordruck unerlässlich.
Fallen anbringen: Klebefallen oder UV-Lichtfallen im Stall fangen Fliegen in grosser Zahl ab.
Bremsenfallen aufstellen: Bremsenfallen auf der Weide reduzieren die Population der stechenden Insekten deutlich. Stellen Sie sie an sonnigen, windstillen Plätzen auf.
Repellentien und Insektizide: Sprays oder Pour-on-Präparate regelmässig anwenden. Besonders wirksam sind Ohrmarken mit Langzeitwirkstoffen, die über Wochen Schutz bieten.
Wichtig ist Wiederholung: Behandlungen konsequent wiederholen – die Wirkung ist zeitlich begrenzt, ein einmaliger Einsatz genügt nicht.

Schutz vor stechenden Insekten steht im Fokus

Klar ist: Die Impfung ist und bleibt die wichtigste Massnahme, um Rinderherden zu schützen und die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen.

Doch: Das Virus wird in erster Linie von stechenden Insekten weitergetragen. Hier setzen neue Empfehlungen des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen an. Sie zeigen auf, wie Rinderhalterinnen und Rinderhalter ihre Tiere zusätzlich vor den wichtigsten Vektoren schützen können: Dies sind Stechfliegen, Bremsen und Hornfliegen (siehe Tabelle).

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Wann und wie das Vieh raus auf die Weide lassen?

Auslauf in den Stunden, in denen die Vektoren sehr aktiv sind, ist laut BLV möglichst zu vermeiden. Das ist herausfordernd, denn die Stechfliegen und die Bremsen sind vor allem tagsüber bei heissem und sonnigem Wetter aktiv, während die Hornfliegen auf der Weide die ganze Zeit aktiv sind.

Sicher ist: Alle drei Vektoren sind in der Nacht deutlich weniger aktiv. Bremsen vermeiden normalerweise geschlossene Räume (Kuh- und Pferdeställe), während Stech- und Hornfliegen sowohl draussen bei den Tieren als auch in den Ställen beobachtet werden können. Das Anbringen von Insektenfallen (sticky traps) ist eine wirksame Überwachungsmassnahme, da so die Herkunft der Vektoren identifiziert und die Kontrollaktivitäten gezielter ausgerichtet werden können. Beispiele für klebende Insektenfallen sind: Olson sticky trap, Rebel white trap.

Tiergesundheit im Blick
Die Früherkennung im Bestand ist entscheidend, damit die Behörden schnell reagieren können und damit eine Ausbreitung effizient verhindert werden kann, denn je früher ein Verdachtsfall erkannt wird, desto schneller greifen die amtlichen Massnahmen.
Tägliche Tierkontrolle: Auf Hautveränderungen achten (runde und/oder harte Knoten), Fieber oder Rückgang der Milchleistung.
Verdachtsfälle sofort melden: Verzögerungen können fatale Folgen haben. Die Krankheit ist meldepflichtig.
Neuzugänge: Neue Tiere nach Möglichkeit für einige Tage getrennt halten und eng überwachen, bevor sie in die Herde integriert werden.
Besucher- und Fahrzeugverkehr am Stall begrenzen, Kleidung und Schuhe regelmässig reinigen. Auch das verringert die Einschleppungsgefahr.