Werbebilder einer heilen Bauernhofwelt mit glücklichen Schweinen im Stroh mit Auslauf im Freien würden oft nicht der Realität entsprechen, schreibt die Albert Koechlin Stiftung (AKS) in einer Medienmitteilung. «Die Schweine haben grösstenteils keinen oder nur einen kleinen Betonauslauf.» Die Situation sei in der Innerschweiz besonders brisant, zumal im Kanton Luzern 30 Prozent des Schweizer Schweinebestandes gehalten werde.

Höhere Schweinebestände

Auf Nachfrage der BauernZeitung konkretisiert Projektleiter Patrick Ambord, dass in dieser Region eben nicht nur sehr viele Schweine gehalten werden, sondern der Anteil in den letzten 15 Jahren noch gestiegen ist. Und der Konzentrationsprozess habe sich fortgesetzt. Die Anzahl Betriebe sei gesunken, während der Bestand pro Betrieb stieg. Schweizweit stehe der Kanton Luzern bei der Tierintensität an der Spitze, im Luzerner Mittelland erreiche diese gar 2,4 GVE/ha LN.

Geringere Beteiligung

Dem Konzentrationsprozess und der Tierintensität stehe andererseits die geringe Beteiligung der Betriebe an den Tierwohlprogrammen des Bundes gegenüber. In Luzern würden sich nur 58 Prozent am RAUS- und 61 Prozent am BTS-Programm beteiligen, verweist Ambord auf Zahlen des BLW und Lawa. «Einerseits ist die Beteiligung bei den Schweinen tiefer als bei anderen Tierkategorien und andererseits liegt der Luzerner Durchschnitt unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt.»

Fünf Pilotbetriebe gesucht

Die tierfreundliche Haltung von Nutztieren habe aber einen grossen gesellschaftlichen Stellenwert. Die Förderung des Tierwohls sei auch in den Statuten der AKS explizit als Stiftungszweck erwähnt. Deshalb sollen Innerschweizer Schweinebetriebe auf dem Weg hin zu einer artgerechten Schweinehaltung unterstützt werden. Bereits seit einigen Jahren leistet die AKS à-fonds-perdu-Beiträge an Infrastrukturen zugunsten von mehr Tierwohl an Landwirtschaftsbetriebe in der Innerschweiz. Das entspreche einem grossen Bedarf und werde rege genutzt, erklärt Ambord.

Nun werden fünf Pilotbetriebe aus der Innerschweiz mit unterschiedlichen Voraussetzungen gesucht, welche umfassend begleitet werden sollen.

Bis 70 Prozent finanziert

Zusammen mit den Tierhalten sollen das Potenzial für eine artgerechte Tierhaltung evaluiert und mögliche Massnahmen definiert werden. Die AKS übernimmt die Kosten für diese Beratung vollumfänglich. An den Planungskosten bis zum Baugesuch beteiligt sie sich zu zwei Dritteln und an den Investitionen zu rund 50 bis 70 Prozent. Die Höhe der Beteiligung sei abhängig von der Betriebsgrösse, dem Investitionsvolumen und dem Anteil an förderungswürdigen Massnahmen und könne erst nach Vorliegen eines bewilligungsfähigen Baugesuches festgelegt werden.

Das Projekt soll dazu dienen, nicht nur das Tierwohl auf den fünf Pilotbetrieben zu verbessern, sondern generell künftige Optimierungsmassnahmen auch für andere Betriebe aufzuzeigen.

 

Keine Intensivierung der Tierhaltung

Bedingung für die Teilnahme als Pilotbetrieb ist, dass die Betriebsleiter offen für Veränderungen wie Einstieg in ein Label oder neue Vermarktungskanäle, Direktvermarktung, Umstellung auf IP-Suisse oder Bio Suisse seien. Umstellung auf Labelhaltung sei aber nicht zwingend, sagt Patrick Ambord von der AKS. Erwartet wird, dass nach den Investitionen mindestens BTS, RAUS und GMF für sämtliche Tierkategorien erfüllt sind. Und die GVE pro ha LN dürften gegenüber vor dem Bauvorhaben nicht zunehmen. 

Weitere Informationen: www.aks-schweinehaltung.ch