Seit der ersten Sichtung der Asiatischen Hornisse in der Schweiz im Jahr 2017 beschäftigt das Thema die Schweizer Landwirtschaft – «und sie ist eine Gefahr für die Biodiversität.» Das sagt Daniel Cherix, er ist Ansprechperson für den Fachbereich Asiatische Hornisse im Kanton Waadt. Der Experte bedauert, dass der Bund das Kind nicht beim Namen nennt. Denn wenn er dies tun würde, wie es die umliegenden Länder bereits getan haben, müsste er auch Gelder für die Bekämpfung sprechen.
Bisher würde der Bund in dieser Hinsicht lediglich ein Forschungsprojekt des Bundesamts für Landwirtschaft finanziell unterstützen, erklärt Cherix. Der Fokus der Behörden liege vielmehr auf der Bekämpfung und dem Monitoring von Mücken, weil diese für den Menschen gefährlicher seien, schlussfolgert er.
Die Hände sind gebunden
Die Verantwortung für die Bekämpfung der Asiatischen Hornisse ist klar geregelt und liegt bei den Kantonen. Diesen sind aber laut Daniel Cherix die Hände gebunden, weil der Bund eben keine Gelder für die Bekämpfung spricht – nur für die Schulung von einigen wenigen Fachleuten. So steigt der Druck auf die Kantone mit den jeweiligen Ansprechpersonen und die Neobiota-Stellen. «2016 erarbeitete der Bund eine Strategie zur Bekämpfung von invasiven Arten, und seither ist nicht viel gegangen», stellt der Fachmann fest.
Einerseits mangelt es also an Geld, andererseits fehle das nötige Fachwissen für eine korrekte Bekämpfung. «Das ist ein Problem, auch, weil die Sache in jedem Kanton anders geregelt ist», unterstreicht Daniel Cherix. Dies beobachtet auch ein Imker aus einer anderen Region, der anonym bleiben möchte. Die Massnahmen für die Eindämmung der Asiatischen Hornisse würden in der Praxis nicht immer umgesetzt und die Zusammenarbeit zwischen den Imker(innen), den zuständigen Ämtern und den Neobiota-Stellen sei unbefriedigend, so der Imker.
Nur warme Luft?
Die Ämter würden zwar kommunizieren, dass die Bekämpfung wichtig sei, aber wenn es um das Sprechen von Ressourcen ginge, hiesse es, dass die Massnahmen zu teuer seien, moniert der Imker. Dabei würden die kantonalen Experten ein Pflichtenheft unterschreiben, welches mit den zur Verfügung stehenden Mitteln gar nicht umgesetzt werden könne. Entsprechend frustrierend sei die aktuelle Situation, so der Imker.
Im Gespräch weist er auf die rasant ansteigende Zahl der Nester hin. 2023 seien gerade einmal rund 200 Nester gefunden und zerstört worden – 2024 sei die Zahl bereits auf über 700 angestiegen, mahnt der Imker. Fachzeitungen unterstreichen diese Entwicklung. Laut Zahlen der «Bienenzeitung» stieg die Befundzahl «dramatisch» an, zumal im Jahr 2022 nur elf Nester gemeldet worden waren.
Und tatsächlich: Laut der offiziellen Schweizer Meldeplattform für die Asiatische Hornisse sind im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 2. Mai 2025 insgesamt 765 Meldungen eingegangen. Davon wurden 461 als positiv identifiziert. Im Jahr 2024 belief sich die Zahl der Meldungen auf 5273 Meldungen, von denen 73 % als positiv identifiziert wurden.
Arbeitsgruppen sind im Einsatz
Die Asiatische Hornisse und die Zunahme der Nester beschäftigt auch die Konferenz der Umweltämter (KVU): «Die KVU ist aktiv bei der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse», so Geschäftsführerin Nadine Kammermann. Über den «Cercle Exotique» koordiniert die KVU seit dem ersten Auftreten die verschiedenen Tätigkeiten im Bereich der Asiatischen Hornisse. Das ist ein Zusammenschluss der kantonalen Vollzugsstellen für Neobiota zur Bewältigung von Herausforderungen mit invasiven, gebietsfremden Arten. Der «Cercle» hat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, in der Kantonsvertreter(innen) aus allen Regionen sowie Fachleute aus Forschung und Imkereikreisen Einsitz nehmen.
Der KVU bekräftigt: Man arbeite eng mit den für Neobiota zuständigen Stellen des Bafu und dem Bienengesundheitsdienst zusammen. «Gemeinsam aktualisieren sie die Handlungsempfehlung für die zuständigen kantonalen Behörden laufend», betont Kammermann. Diese Empfehlungen orientieren sich an den besten derzeit bekannten Methoden für die Überwachung, die Suche nach Nestern und deren Bekämpfung. Die Schulung von Experten würde zudem mit Bundesmitteln und Kantonsmitteln gefördert, heisst es bei der KVU. Auf Anfrage bekräftigt auch das Bafu, man würde der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse eine hohe Priorität einräumen. «Bereits 2010 hat das Bafu die Kantone erstmals auf die potenzielle Gefahr des Neozoons hingewiesen und seit damals ihre Überwachung unterstützt», so die Mediensprecherin.
Jede Meldung, die bei der nationalen Meldestelle (siehe Kasten) eingeht, wird durch eine Fachperson verifiziert und über das Datenzentrum für invasive gebietsfremde Tiere, «Infofauna», an die zuständigen Stellen in den Kantonen weitergeleitet. Die zuständigen Ansprechpersonen in den Kantonen würden dann das Nest mithilfe von Telemetrie und Triangulation versuchen zu finden. Dabei werden in der Regel die Imkereivereine miteinbezogen, heisst es bei der KVU. Sobald ein Nest gefunden worden ist, wird nach Möglichkeit eine Schädlingsbekämpfungsfirma mit der Entfernung des Nestes beauftragt (siehe Kasten). Diese ist allerdings teuer und nur vereinzelte Gemeinden würden für die anfallenden Kosten aufkommen, weiss der kantonale Ansprechpartner Daniel Cherix.
Was aktuell wichtig ist
Der Neozoon befindet sich von August bis November/Dezember im Nestaufbau – die Arbeiterinnen sind aber schon jetzt aktiv. Die gefährlichste Zeit beginnt Anfang Juli. «Dann sind die Bienen in Gefahr», sagt Daniel Cherix. Dies, weil der Eiweissbedarf der Asiatischen Hornisse steigt, weil die Jungköniginnen versorgt werden müssen.
Was tun gegen die Asiatische Hornisse?
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) baut zwei Nester.
Primärnest: Im Frühling meist im Siedlungsgebiet, bis 2 m ab Boden und wettergeschützt.
Sekundärnest: Ab Ende Juli oft in Baumkronen in grosser Höhe (bis 40 m).
Die Vernichtung der Nester ist laut Apisuisse zurzeit die wirksamste Bekämpfungsmethode. Fallen sind für den Fang von Asiatischen Hornissen in der Schweiz laut dem Merkblatt der KVU grundsätzlich nicht empfohlen. Momentan wird in gewissen Regionen untersucht, ob das Aufstellen von Fallen im Frühling allenfalls effektiv wäre.
Die Zerstörung der Nester ist laut dem Bienengesundheitsdienst allerdings mit Gefahren verbunden und muss durch Spezialist(innen) durchgeführt werden. Die Vernichtung durch die Feuerwehr ist in gewissen Kantonen nur dann erlaubt, wenn eine direkte Gefahr für Menschen besteht. «In der Schweiz ist eine Ausrottung der Art nicht mehr möglich. Einzig eine Verlangsamung der Ausbreitung mit einer geringeren Populationsdichte kann erreicht werden», schreibt Apisuisse im Merkblatt.
Sämtliche im Ausland angebotenen Giftköder zur Bekämpfung der Asiatischen Hornissen sind in der Schweiz verboten.
Auf der Seite des Dachverbandes finden Sie nützliche Merkblätter, wie mit der Asiatischen Hornisse umgegangen werden muss. Z.B: Anleitung gittergeschütztes Flugloch (Voliere), Nestsuche durch Triangulation und allgemein: Steckbrief Asiatische Hornisse.
Die nützlichste Anleitung bietet laut Daniel Cherix die Handlungsempfehlung des «Cercle Exotiqe» für die Bekämpfung der Hornisse. Leider werde diesem Dokument jedoch zu wenig Beachtung geschenkt, beobachtet der Experte.
Nationale Meldestelle: www.asiatischehornisse.ch
Infofauna-Karte: https://lepus.infofauna.ch/carto/58510