Die Umstellung auf die Winterfütterung steht kurz bevor. In den Ställen ändern damit das Management – und die Bedürfnisse der Wiederkäuer verändern sich auch. Nicht nur Hochleistungs-Milchkühe bedürfen in dieser Phase genauer Beobachtung, damit sie in kein Defizit fallen, auch robuste Mutterkühe müssen begleitet werden. Die Winterfütterung mit Maissilage fordert beispielsweise eine calciumreichere Mineralstoffergänzung, wie Oliver Sidler vom Strickhof erklärt. Er ist im Bereich Tierhaltung und Milchwirtschaft tätig.
Wir haben beim Strickhof nachgefragt.
Herr Sidler, was ist in dieser Umstellungsphase von der Sommer- auf die Winterfütterung gerade wichtig?
Oliver Sidler: Wichtig in der Versorgung der Mutterkühe mit Mineralstoffen sind sowohl Mengenelemente (z.B. Kalzium, Phosphor, Magnesium, Natrium) als auch Spurenelemente (z.B. Eisen, Kupfer, Zink, Selen), deren Bedarf je nach Futtergrundlage (Winterfütterung mit Silage oder Weide/Weidebestand) angepasst werden muss. Grundsätzlich sind Mineralstoffgaben von etwa 50-100 g pro Kuh/Tag und Zugabe von 15-25 g Viehsalz nötig, um den Bedarf zu decken.
Die Mineralstoff-Dosierung muss im Laufe des Jahres angepasst werden. Haben Sie mögliche Modelle, wie dies für eine Mutterkuhherde aussehen könnte?
Im Sommer kann das Grundfutter auf der Weide eine gute und ausreichende Mineralstoffquelle sein, aber bei rohprotein- und kaliumreichem Weidegras wird die Verwertung des Magnesiums eingeschränkt und eine Ergänzung mit magnesiumhaltigen Mineralfutter ist sinnvoll.
Die Mineralstoffversorgung von Mutterkühen im Winter sollte auf die jeweilige Ration abgestimmt werden. Daher macht es Sinn, das Grundfutter zu analysieren, um so den Mineralstoffbedarf genauer ermitteln zu können. Wird in der Winterfütterung Maissilage eingesetzt, ist eine erhöhte Calciumzufuhr nötig, da Mais calciumarm ist und eine hohe Menge an Phosphor und Phytinsäure enthält, was die Calciumaufnahme hemmt.
«Die Mineralstoffwahl ist rationsabhängig und sollte deshalb im Verlauf des Jahres angepasst werden.»
Daraus ergibt sich, dass die Mineralstoffwahl rationsabhängig ist und im Verlauf des Jahres angepasst werden sollte. Ist die Mutterkuhherde im Frühjahr auf einer Weide mit einem ausgewogenen Futterbestand (Gräser, Klee und Kräuter), wählt man einen ausgewogenen Mineralstoff (Ca:P Verhältnis von 2:1). Bei einer Klee- und Kräuterreichen Weide im Sommer sollte ein phosphorreicher Mineralstoff (Ca:P Verhältnis von 0,5:1) eingesetzt werden. Wird in der Winterfütterung Maissilage gefüttert, empfehle ich einen calciumreichen Mineralstoff.
Welche anderen Aspekte gibt es für die optimale Versorgung einer Mutterkuhherde bei der Mineralstoffversorgung zu beachten?
Wichtig ist die Beobachtung der Tiere, da Verhaltensauffälligkeiten wie das Lecken von Stalleinrichtungen auf Mangelerscheinungen hinweisen können. Zudem ist sicherzustellen, dass rangniedere Tiere Zugang zu den Mineralstoffen haben und diesen stressfrei aufnehmen können. Eine unabhängige Versorgung kann durch separate Leckschalen erreicht werden. Es ist auch essenziell, dass ausreichend frisches Wasser in guter Qualität zur Verfügung steht, da die Tiere nach dem Mineralstoffkonsum meist Durst haben.
Was gibt es bei den Kälbern zu beachten?
Zunächst ist die Versorgung der Kälber mit Spurenelementen zu beachten, da diese mit der Milch nicht vollständig abgedeckt sind. Daher macht es Sinn, im Kälberschlupf eine Ergänzung durch einen geeigneten Kälbermineralstoff in Form von Leckschalen oder Lecksteinen zu gewährleisten. Gerade im Herbst und Frühling ist auch eine Leckmasse mit ätherischen Ölen (Eukalyptus) und Menthol zur Unterstützung der Atemwege sinnvoll.