«Der Vorfall ist äusserst ärgerlich.» Markus Gerber, Präsident Swissherdbook, äussert sich auf Anfrage der BauernZeitung zurückhaltend. Es geht dabei um einen Vorfall, der die Züchterschaft anscheinend mehr beschäftigt, als man in der Chefetage von Swissherdbook in Zollikofen BE vermutet hatte. Kommuniziert wurde am 9. Januar mittels Medienmitteilung.

 

Das ist passiert

Im letzten Jahr fand ein missbräuchlicher Zugriff auf das Datenverarbeitungssystem von Swissherdbook statt. Durch den Hinweis eines Züchters waren die Verantwortlichen im Sommer 2019 auf den unbefugten Systemzugriff aufmerksam geworden. Im Zuge umfangreicher Abklärungen stellte sich heraus, dass sich eine Person unerlaubten Zugang zur Datenbank verschaffte und die dort hinterlegten Leistungsdaten einer Milchkuh unrechtmässig manipulierte. Wie Swissherdbook am 9. Januar mitteilte, war der Zugriff möglich, weil ein Mitarbeiter von Swissherdbook unachtsam mit seinem Login umgegangen war. 

 

In der Folge wurde anlässlich diverser Delegiertenversammlungen von Unterverbänden zum Vorfall ergänzend informiert. Nicht immer in gleichem Umfang. Derweil man in Zollikofen überzeugt ist, die richtigen Konsequenzen und notwendigen Massnahmen getroffen zu haben, tönt es an der Basis anders. Vordringlich taucht die Frage auf, wer sich da unrechtmässig Zugriff auf die Swissherdbook-Datenbank verschafft hat. Zudem wollen die Züchter wissen, welcher Swissherdbook-Mitarbeiter am Vorfall beteiligt ist.

«Unachtsamer Umgang»

Die Gerüchteküche brodelt. Mittlerweile konzentrieren sich die Verdachtsfälle auf zwei Exponenten: einen namhaften Berner Züchter und Händler sowie ein Mitglied der Geschäftsleitung von Swissherdbook. Auf die Frage, welche Schuld denn diesen Mitarbeiter treffe, sagt Markus Gerber: «Er ging unachtsam mit dem Login um.» Mehr nicht. Das Login sei geändert worden, die unerlaubte Manipulation umgehend korrigiert. Von weiteren Fällen geht man bei Swissherdbook nicht aus. «Wir nahmen vertiefte Nachforschungen vor, dabei konnten jedoch keine weiteren Datenmanipulationen nachgewiesen werden. Deshalb geht Swissherdbook nach bisheriger Erkenntnis von einem Einzelfall aus», so der Präsident.

Namen bleiben geheim

Davon, dass Swissherdbook von einer Schuld oder gar Beteiligung des Mitarbeiters an der Manipulation der Daten ausgeht, ist aufgrund von Markus Gerbers Äusserungen nicht auszugehen. «Unachtsamer Umgang mit dem Login», wird mehrfach und abschliessend betont. Mit weiterführenden Konsequenzen ist für den Swissherdbook-Mitarbeiter nach aktuellem Stand demnach nicht zu rechnen.

Und wie sieht es mit dem Züchter aus, der die Daten manipulierte? Der Betrieb jener Person, die missbräuchlich auf die Datenbank zugegriffen hatte, wurde für die Dauer von zwei Jahren von sämtlichen Verbandsdienstleistungen ausgeschlossen. Im Moment kann der Betroffene aber noch vom Rekursrecht Gebrauch machen. Auf die Frage, ob nach Ablaufen dieser Frist der Name der Person bekannt gegeben wird, erklärt Gerber, dass das schweizerische Daten- und Personenrecht nur eine beschränkte Kommunikation erlaube – wenn überhaupt, «was wir entsprechend bedauern». Die juristischen Abklärungen hätten ergeben, dass es sich um einen internen Fall handelt und daher nicht von einem Offizialdelikt auszugehen ist.

Holsteiner bleiben neutral

Bei Swissherdbook kann der Züchter derzeit keine Dienstleistungen mehr in Anspruch nehmen. Aus einem früheren Fall ist bekannt, dass ein Züchter aufgrund seiner «Machenschaften» auch bei Holstein Switzerland entsprechend gesperrt wurde. Wie sieht das im aktuellen Fall aus? «Betrifft ein Fall die Milchleistung der eigenen Herde, ist dieser genau geregelt und es findet ein Austausch der Sanktionen statt. Im vorliegenden Fall geht es allerdings um das Eindringen in unsere Datenbank und hier gibt es keine Regelung unter den Verbänden. Swissherdbook wird deshalb bei der Arbeitsgemeinschaft Schweizer Rinderzüchter um eine Anpassung der Reglemente in dieser Hinsicht vorstellig werden», erklärt Markus Gerber.

Holstein Switzerland bestätigt. Wie Direktor Michel Geinoz auf Anfrage sagt, betreffe der Vorfall nur Swissherdbook. «Aus Daten- und Personenschutzgründen sind keine Namen bekannt. Weiterhin wurde uns mitgeteilt, dass die Rekursfrist noch nicht abgelaufen ist. Somit können wir keine weiteren Informationen geben», so Geinoz.

Gegessen ist der Vorfall aber noch nicht. Insbesondere an der Basis dürfte er noch weiter zu Diskussionen Anlass geben. Am 7. April treffen sich die Delegierten von Swissherdbook zur Versammlung in Bern. Ob bis dann genug Wasser die Aare hinuntergeflossen ist, wird sich zeigen.