«Es ist wohl ein typischer Luzerner Betrieb». Das sagt Meisterlandwirt Markus Gisler, der gemeinsam mit seiner Frau Manuela Gisler den Hof Erlose 2 im luzernischen Gunzwil bewirtschaftet. Damit gemeint ist Milchwirtschaft und Schweinemast mit einer gewissen Tierdichte.

Was gemäss Nährstoffbilanz zu viel ist an Hofdünger für die eigenen 18 ha, kann sinnvoll an einen viehlosen Nachbarbetrieb, bzw. in den nahegelegenen Aargau abgegeben werden. Die zweite Variante kostet ihn allerdings zwischen Fr. 12.– und Fr. 15.– pro m3 Gülle oder gut 3000 Franken jährlich.

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Die Schweine im umgebauten Kuhstall untergebracht

320 Mastschweine haben Platz in den beiden Ställen bei Gislers, aufgeilt je zur Hälfte in Vor- und Ausmast. Produziert wird nach QM, beide Standorte erfüllen aber auch BTS. Der Vormaststall mit vier Buchten à je 40 Plätzen wurde 1990 erbaut und laufend optimiert. Gefüttert wird trocken mit Futterautomaten. Die Ausmast erfolgt im ehemaligen Kuhstall, 2015 umgebaut für Mastschweine. 2001 bauten Gislers für 40 Kühe auf der anderen Strassenseite neu. Im Ausmaststall gibt es sechs Buchten à 27 Plätze.

Verfahren wird im klassischen Rein-Raus. «160 Jager werden jeweils miteinander eingestallt und nach rund 45 Tagen in den Ausmaststall gezügelt», beschreibt Markus Gisler die Abläufe. Der Vormaststall wird nach jedem Umtrieb nass gereinigt, der Ausmaststall nur einmal jährlich. Gefüttert wird in drei Phasen, wobei die zweite Phase ab dem zehnten Tag bis zum Umstallen (45. Tag) dauert.

Bei Markus Gisler stehen fünf – teils ältere – Silos für das Schweinefutter zur Verfügung. Damit kommt der Luzerner bei Bestellungen in die maximale Rabattstufe bei der UFA und in den Genuss der Ressourceneffizienzbeiträge, zumindest noch bis 2026. 35 Franken pro GVE gibt es für die stickstoffreduzierte Phasenfütterung. 2022 erreichte Gisler 10,72 g RP / MJ VES. Auf 2023 wurde entsprechend der Einsatz des Einstallfutters reduziert, um die verschärfte Programmanforderung zu erreichen. Mit 10,38 g RP wurde sie erfüllt, erlaubt waren 10,5 Gramm.

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Im Sommer kommt Benziosäure zum Zug

Phasenfütterung ergibt nicht «nur» wegen der Beiträge Sinn. Der Proteingehalt von Phasenfutter nimmt bekanntlich ab, je älter die Schweine sind. Mastschweine, welche dieselbe Ration während der gesamten Mastdauer erhalten, werden nur während weniger Tage entsprechend ihrem Bedarf gefüttert. Sowohl für Rohprotein- als auch für die Mineralstoff- und Vitaminversorgung steht einer Unterversorgung in der Vormast ein Überschuss in der Ausmast entgegen.

Im Sommer kommt ein Futter mit Benziosäure zum Zug. Dieses soll die Verdauung unterstützen und zu geringeren Geruchsemissionen führen. Die Futterverwertung liegt bei knapp 2,7 Kilo pro Kilo Zuwachs. Die Jager stammen von mehreren Mastferkelproduzenten aus dem Schweizer Zuchtprogramm, vermittelt über den Schweinevermarkter Profera.

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Betriebsspiegel Familie Gisler

Markus und Manuela Gisler mit Tochter Sina (1), Gunzwil LU

LN: 18 ha und 1,5 ha Wald
Kulturen: 3 ha Silomais, Rest Natur- und Kunstwiesen
Tierbestand: 40 Kühe (HO und BS), Milch ZMP/Emmi, 320 Mastschweineplätze
Weitere Betriebszweige: Photovoltaik 200 kWp, Betriebsleiterin 30 % auswärts
Arbeitskräfte: Betriebsleiter, Lernender, regelmässig die pensionierten Eltern

Erfolg gehabt mit grösseren Futterschalen

Zwischen dem 72. und 77. Masttag werden die Tiere jeweils Anfang Woche gewogen. Tiere über 103 Kilo sind dann für den folgenden Montag angemeldet. Solche über 95 Kilo am übernächsten Montag. Und die Nachzügler schliesslich nochmals eine Woche später. Die Tiergesundheit sei gut, findet Mäster Markus Gisler. Probleme gab es mit HIS. Das Hämorrhagische Intestinal Syndrom (HIS) gilt als die häufigste Abgangsursache in der Schweinemast. Die multifaktorielle Erkrankung des Schweins endet im schlimmsten Fall mit einer Blähung. Zwei Prozent machten die Abgänge zwischenzeitlich aus. «Durch die Umstellung auf Trockenfütterung und grössere Futterschalen ist es noch ein Prozent», erklärt Gisler.

Der Lernende macht morgens einen Kontrollgang in den beiden Mastställen und füllt im Vormaststall das Futter in Handarbeit auf. Abends kümmert sich der Betriebsleiter um die Schweine. Er möchte sie täglich sehen; auch, um bei Lahmheiten oder Ähnlichem rasch reagieren zu können. Zudem schaut er, ob es die Tiere sauber haben. Sporadisch wird gemistet und täglich Stroh ergänzt. Wenn es läuft, rechnet Markus Gisler mit einer knappen Stunde Arbeit täglich im Schweinestall. Übers Jahr, mit Einstallen, Ausstallen, Zügeln vom Vor- in den Ausmaststall (zwei Personen), Reinigung und Wiegen (zwei Personen), komme natürlich noch einiges an Aufwand dazu.

Mit technischen Lösungen Emissionen reduzieren

30 Prozent der Schweine und 16 Prozent des Rindviehs werden im Kanton Luzern auf einem Gebiet gehalten, das 3,6 Prozent der Landesfläche entspricht. Die hohe Tierdichte verursacht entsprechende Stickstoff- und Phosphoremissionen. Unter Federführung des Forschungszentrums Agroscope wurde 2022 die Versuchsstation Nährstoffflüsse (VSLU) gestartet. Ziel des Projekts: Daten sammeln und aufgrund der Erkenntnisse Lösungsansätze definieren, um die Nährstoffeffizienz zu verbessern und die umweltschädlichen Emissionen zu reduzieren. Als einer von 26 Pilotbetrieben lässt Markus Gisler die Fütterung der Schweine und die Gülle untersuchen. Gisler ist offen für technische Lösungen und hat bereits auf Phasenfütterung umgestellt sowie das Güllesilo abgedeckt.