Vor zwei Jahren lud Urban Dörig Anita Idel an das Angus-Forum an der Tier & Technik ein. Idel trat für die Rinderhaltung und für Weidewirtschaft zum Schutz des Klimas ein. «Die Kuh ist kein Klimakiller. Im Gegenteil, Rinder sind unverzichtbar für die Welternährung – durch ihren Beitrag zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und zur Begrenzung des Klimawandels», sagte sie. Man war also gespannt, wen Urban Dörig ans diesjährige Angus-Forum einladen würde – und die Teilnehmer(innen) wurden nicht enttäuscht.
Arzt, Biologe, Forensiker
Bei dem Referenten handelte es sich um Martin Grassberger aus Österreich. Der studierte Mediziner und Biologe arbeitet als Facharzt für Gerichtsmedizin und betreibt in Niederösterreich regenerativ-ökologischen Gartenbau. Aufmerksam wurde Urban Dörig auf Grassberger bei der Lektüre des Buches «Das leise Sterben» mit dem Untertitel «Warum wir eine landwirtschaftliche Revolution brauchen, um eine gesunde Zukunft zu haben».
Im Schnellzugstempo erklärte Grassberger den Zusammenhang zwischen dem Anstieg chronischer Krankheiten und der Degradation von landwirtschaftlichen Böden und der Lebensmittelindustrie. Zu den chronischen Krankheiten zählte er Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Demenz, Autoimmunerkrankungen, Zöliakie, Krebs und vieles mehr.
Verantwortlich dafür sei eine suboptimale Ernährung, vor allem durch hochgradig verarbeitete Lebensmittel.
«Der Mensch ist, was er isst. Und woher kommen unsere Lebensmittel – fast ausschliesslich aus der Landwirtschaft. Also sind wir, was unsere Lebensmittel gegessen haben»
Martin Grassberger
[IMG 2]Je besser der Zustand des Bodens sei, je vielfältiger Bodenlebewesen aktiv seien, desto gesünder seien die Pflanzen, die darauf wachsen. Und vor allem enthielten diese sehr viele Mikronährstoffe. Erst gegen Ende des rund einstündigen Vortrags zeigte Grassberger auf, was die Lösung für die Landwirtschaft und das Gesundheitswesen sein könnte. «Die Technik löst unsere aktuellen Probleme nicht, auch nicht die Genetik», sagte er und plädierte für eine Gesundung der Böden, denn «gesunder Boden, gesunder Darm». Entscheidend dafür seien Bewirtschaftungspraktiken, wie sie die Regenerative Landwirtschaft beschreitet.
Region ist Zukunft
Als Landwirt mit der Natur zu gehen, heisse nicht, dass alle Permakultur oder Bio machen müssten. Zumal Bio sich nicht nur auf das Weglassen von Spritzmitteln konzentrieren dürfe. Die Tierhaltung sei ein Teil der Lösung heutiger Probleme, sofern sie im Einklang mit natürlichen Prozessen stünde. Martin Grassberger plädierte für eine kleinregionale und bäuerliche Landwirtschaft, die miteinander vernetzt ist.
«Die Zukunft liegt in der Region. Grosse Systeme kollabieren – wie die Finanzsysteme», sagte Grassberger. Heute sei der grösste Teil der Nahrungsmittel mit dem Lastwagen unterwegs. Es dürfe auch nicht sein, dass die Ernährungssicherheit von den Börsenpreisen abhängig sei. «Versorgungssicherheit ist, wenn jede Stadt und jedes Dorf jederzeit seine Ernährung sichern kann.»[IMG 3]
«Lernen Sie kochen»
«Wollen Sie sich gesund ernähren, lernen Sie kochen», rief Martin Grassberger den Teilnehmenden des Angus-Forums zu. Und zwar mit Lebensmitteln aus der Region. Man solle sich an Grossmutters Küche erinnern und gemeinsam mit der Familie vielseitige Mahlzeiten zubereiten und verspeisen.
Swiss Angus an der Tier & Technik
Unter der Leitung von Ania und Peter Soller präsentierte sich Swiss Angus auch dieses Jahr an der Tier & Technik. Mit dabei wie schon beim Anlass vor zwei Jahren waren Stier Gomez und die Kühe Flawia und Dunja. Präsident von Swiss Angus ist Lukas May aus Kleindietwil BE. Er löste an der GV im Januar Urban Dörig als Präsident ab.
