«Wir wären diesen Sommer auf der Alp Bleiki am Buochserhorn verdurstet», meint Paul Barmettler, Präsident der IG Nidwaldner Alpkäser aus Buochs. Eigenes Wasser sei auf seiner Alp sehr knapp. Er ist froh, schon vor vielen Jahren in eine sichere Wasserversorgung investiert zu haben. So wurde schon vor 30 Jahren ein Seil von einer Nachbaralp gespannt, woran ein Wasserschlauch befestigt ist, und auch von einer weiteren Nachbaralp kann er Wasser zuführen.
Auch auf anderen Nidwaldner Alpen sei schon vor vielen Jahren in eine bessere Versorgung investiert worden. Ganz aktuell wurde letztes Jahr ein grösseres Projekt am Buochserhorn abgeschlossen, mit einer komplett neuen Wasserversorgung für sechs Alpen von Korporationen. Dabei seien sämtliche Quellen neu gefasst worden, grössere Reservoirs erstellt und dank dem neuen Leitungsnetz könne auch von unterliegenden Quellen Wasser auf die Alpen hochgepumpt werden. «Das hat sich diesen Sommer sehr bewährt», so Barmettler.
Projekte jetzt angehen
Wie auf der Alp Bleiki sah es diesen Sommer auf vielen Alpen in der Schweiz aus. Auch auf einigen Alpen, die sonst immer genug Wasser hatten, gab es weniger davon. Aber trotz Klimawandel mit weniger Schneefall im Winter und zum Teil versiegenden Quellen dürstet nicht jede Alp nach Wasser. «Es zeigt sich überall wieder eine ganz eigene Situation», sagt Kilian Gasser von der Medienstelle der Schweizer Berghilfe. «Welche Alpregion von Wassermangel besonders betroffen ist, kann man nie genau sagen. Es kann eine Alp stark betroffen sein, aber die Nachbaralp hat genügend Wasser», erklärt er.
«Besser jetzt Abklärungen treffen und nicht auf den nächsten Hitzesommer warten»
Kilian Gasser, Schweizer Berghilfe
In Zusammenarbeit mit der Agridea hat die Schweizer Berghilfe fünf unterschiedliche Projekte aus verschiedenen Regionen untersucht, die die Wasserversorgung auf Schweizer Alpen sichern. Die Studie soll zeigen, dass die Ausgangslage auf jeder Alp verschieden ist und es deswegen individuelle Lösungen braucht, die oft grosse Investitionen nach sich ziehen. «Wir wollen aber auch zeigen, dass die Sicherung der Wasserversorgung nicht von heute auf morgen passiert und dass es besser ist, jetzt Abklärungen zu treffen und nicht auf den nächsten Hitzesommer zu warten», so Gasser.
Gemeinsame Sache
Zurück zur Recherche der BauernZeitung in der Zentralschweiz. Hier zeigt sich, dass durchaus Handlungsbedarf für eine bessere Wasserversorgung auch auf vielen Obwaldner Alpen feststellbar ist, sagt Andrea Hocher, Sachbearbeiterin Strukturverbesserung beim Amt für Landwirtschaft und Umwelt Obwalden. «Wir erhalten regelmässig Gesuche.» Allerdings sei dies nicht auf trockenere Jahre zurückzuführen, sondern schlicht, weil viele Versorgungen veraltet sind und so die Wasserqualität ungenügend sei.
Viele Alpen gehören den Korporationen, diese seien sehr wohl bemüht um bessere Versorgungen. Allerdings müssten Prioritäten gesetzt werden und grössere Alpen oder Gemeinschaftsprojekte würden gegenüber kleineren Alpen bevorzugt behandelt.
Wasser per Heli keine Lösung
Andrea Hocher plädiert grundsätzlich für gemeinsame Erschliessungen, wo dies möglich sei. Sicher nicht nachhaltig sei es, wie diesen Sommer vereinzelt ausgeführt, Wasser per Helikopter auf Alpen zu fliegen. «Das muss die absolute Ausnahme sein und nur zur Überbrückung.» Wenn die Wasserversorgung nicht durch Erschliessungen gesichert werden könne, müsse wohl der Standort in Frage gestellt werden, oder wenn es längere Zeit zu trocken bleibe, das Vieh früher abgetrieben werden.
«Wenn die Jahresniederschläge fehlen, genügen einige Sommergewitter nicht.»
Pius Schmid, Präsident Alpwirtschaftlicher Verein Kanton Luzern
Auf den Luzerner Alpen sei die Situation sehr unterschiedlich, sagt Pius Schmid, Präsident Alpwirtschaftlicher Verein Kanton Luzern. In Karstgebieten sei genügend Wasser eher problematisch als in Flyschgebieten. Grundsätzlich sei die Lage weniger dramatisch gewesen als im Trockensommer 2018, aber mit zunehmend schneearmen Wintern werde eine sichere Wasserversorgung immer mehr zum Thema. «Wenn die Jahresniederschläge fehlen, genügen einige Sommergewitter nicht.» Grundsätzlich sei man dieses Jahr auf den Luzerner Alpen aber noch mit einem blauen Auge davongekommen, es habe immer zur rechten Zeit wieder geregnet.
Jan Speicher, Projektleiter Strukturverbesserungen bei der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) sagt, dass es auf Luzerner Alpen noch kaum grössere gemeinschaftliche Projekte für die Wasserversorgung gibt, obwohl solche eigentlich angestrebt würden. Er stellt aber mehr Gesuche für Projektunterstützungen an Wasserversorgungen auf Alpen fest, so zur Optimierung von Reservoiren und Quellfassungen. Teils wollten zwei Alpen auch neu eine Quelle gemeinsam nutzen.
Aufgeben oder investieren
Im Kanton Uri scheint es indes keine grosse Wasserknappheit auf den Alpen zu geben. Der diesjährige Alpsommer sei im Urnerland bezüglich Wasser nicht problematisch gewesen, sagt Pius Zgraggen von der Korporation Uri. «Die Urner Alpen sind weniger trocken als beispielsweise jene im Rigi-Gebiet oder dem Jura.» Es musste auch kaum Wasser geführt werden. Eine gesicherte Versorgung werde gleichwohl vermehrt zum Thema.
«Wir hatten selten Wassermangel.»
Damian Gisler, Amt für Landwirtschaft Kanton Uri
Damian Gisler vom Amt für Landwirtschaft Kanton Uri stellt allerdings keine Gesuchsflut für bessere Wasserversorgungen wegen trockenerer Jahre fest. «Die Anzahl Projekte bewegt sich im üblichen Rahmen.» Auf Urner Alpen sei die Versorgung wohl besser als anderswo und die Quellen ergiebig. «Wir hatten selten Wassermangel.»
Die Situation, wie sie sich in der Zentralschweiz präsentiert, steht wohl stellvertretend für die gesamte Schweiz. Es gibt Alpen mit genügender Wasserversorgung und solche, die wohl ohne Verbesserung aufgegeben werden müssen.
Unterstützung der Schweizer Berghilfe beantragen
Die Schweizer Berghilfe hilft bei der Finanzierung von Projekten mit A-fonds-perdu-Beiträgen. Gesuche können direkt eingereicht werden unter: www.berghilfe.ch

