«Das Schwein ist ein ungeduldiges Tier», eröffnet der Schweineexperte Alois Estermann, der seit Anfang Oktober 2021 für die UFA als Verkaufsleiter der Region Sursee arbeitet. Wenn das Tränkesystem nicht dem Tier angepasst ist, verleidet es ihm und in der Folge trinkt es konstant zu wenig. Bei den Schweinen ist die adäquate Wasseraufnahme ein häufig diskutiertes Thema. Welches System einbauen? Wie viel Bar einstellen? Wie reinigen? Und allem vorab: Wie bereitet man das Wasser auf?
Direkt ins System gepumpt
Diese Fragen stellen sich Schweinehaltende schon seit einiger Zeit, denn bilden sich Hefepilze oder Bakterien in Trögen, Leitungen, Nippeln und Tränkeschalen, ist dies nicht nur gesundheitsschädigend für das Tier, sondern reduziert dessen Leistung erheblich. Zudem können mit der ungenügenden Wasseraufnahme Fruchtbarkeitsprobleme und eine tiefe Nutzungsdauer einhergehen, erklärt Peter Spring von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaft (HAFL) in einem früheren Artikel der BauernZeitung. Das Beimischen von 80 ppm (parts per million) Chlordioxid ist eine mögliche Lösung des Problems. Dabei wird das effektive Desinfektionsmittel mittels Pumpe in das Wassersystem gepumpt.
Das ionisierte Chlor oxidiert Wasserinhaltsstoffe wie Eisen und Mangan. Diese Elemente beeinträchtigen einerseits den Geschmack des Wassers und tragen andererseits zur Bildung des Biofilms bei, wie die Suisag in einem Artikel beschreibt. Für Betriebe, die eine hohe Keimbelastung im Wasser verzeichnen oder Durchfallprobleme haben, empfiehlt sich diese Vorkehrung. Chlordioxid wird übrigens auch für die Trinkwasseraufbereitung für die menschliche Verwendung und die Badewasseraufbereitung in Hallenbädern angewendet.
Direkt dem Wasser beigeben
Vor einigen Jahren kauften Tierhaltende teure Geräte, mit welchen sie das «aktivierte Wasser» unter Zugabe von Kochsalz selber herstellten konnten. Der Effekt war ähnlich wie die Zugabe von Chlordioxid. Die allermeisten Geräte sind allerdings heute verrostet. Neue Geräte, welche das «aktivierte Wasser» produzieren, haben mehr Kunststoffanteil, sind günstiger und gehen weniger schnell kaputt, weiss Alois Estermann. So schaffen Schweinehaltende meist keine ionisierende Geräte an, sondern kaufen Chlordioxid, welches sie dem Wasser beigeben.
Obwohl Chlordioxid gemäss dem Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic ätzend und gesundheitsgefährdend ist, besteht keine Gefahr für Mensch und Tier, wie die Suisag betont. «Chlordioxid ist in den empfohlenen Dosierungen für die Gesundheit von Mensch und Tier unbedenklich», wie einem Bericht der Suisag zu entnehmen ist. Und: «Der Chlorgeschmack beeinflusst die Wasseraufnahme der Schweine nicht negativ. Die Wasseraufnahme kann sogar ansteigen, was sich positiv auf Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes und Milchfieber auswirkt und die Nierenfunktion verbessert», schreibt die Suisag.
Säure als Alternative
Eine Alternative zu Chlor ist Säure. «Im Vergleich zu Chlordioxid tötet Säure jedoch die Hefepilze nicht ab», erklärt Alois Estermann. Das ist ein bedeutender Nachteil dieser Alternative.