Videotipp «Chumm und lueg» in Rüeggisberg – Ein Blick zurück ins Jahr 1985 Friday, 14. July 2023 Hunderte Kühe, Rinder, Kälber und Ziegen werden im Gurnigel-Gebiet, dem markanten Hügelzug, der die Kantone Bern und Freiburg verbindet, gesömmert. Einer, der den Gurnigel kennt, ist der Bauernsohn und Milchwäger Fritz Trachsel aus Rüeggisberg. Trachsel besucht in den Sommermonaten auch einige Älpler dort und wägt die Milch ihrer Kühe.

Halt auf der Alp Oschubi

Den ersten Halt machen wir oberhalb des Gurnigelbads, hier besuchen wir die Alp Oschubi. Gesömmert werden hier Mutterkühe; die Alpbeiz führt Sandra Ledermann, die Mutter des bekannten Schwingers Michael Ledermann aus Mamishaus. Die Aussicht ist grandios, die heimelige Gaststube mit einer grossen Terrasse lädt zum Verweilen ein. Die Tiere werden von Simon Messerli, dem Viehzüchter aus Rümligen, versorgt. Messerli schaut auch noch zu den Tieren der Nachbaralp Lischboden.

[IMG 4]

Über 330 Hektaren gross

Weiter geht es hinauf zum Gurnigelpass. Links sieht man den Thunersee, vor uns erstreckt sich die ganze Bergkette mit Nünenen, Gantrisch, Bürglen und Ochsen. Hier erzählt Fritz Trachsel von der Nünenenalp. «Die Alp Nünenen, eine Exklave von Rüeggisberg, liegt 1609 m ü. M.», sagt er. Die Exklave Nünenen mit ihren verschiedenen Alpen ist 334 Hektaren gross, verteilt auf 403 Kuhrechte. «Die Tiere werden auf den Alpen Obernünenen, Chueberg oder bei der Stierenhütte gesömmert und von drei Hirtschaften betreut», weiss Fritz Trachsel zu berichten. Im Herbst folgt der legendäre Alpabzug nach Riggisberg. Die Zahl der Kuhrechte auf der Nünenen bleibt seit Jahrhunderten gleich, heute teilen sich 130 Besitzer diese Rechte auf. «Viele davon wurden vererbt, andere verkauft oder verpachtet und deren Besitzer wohnen oft recht weit weg und haben keinen grossen Bezug mehr zur Nünenenalp», sagt Trachsel, während er mit dem Finger zum Gantrisch zeigt.

[IMG 3]

Blick hinauf zur Bire

Unser Weg führt uns weiter zur Unteren Gantrischhütte. Seit dem 1. September 2019 ist die ehemalige Armeeunterkunft im Besitz von Roland Iseli und wird von ihm mit grosser Erfahrung als Gastronom geführt. Der hintere Teil der Hütte wird als Alpbetrieb genutzt, unten sind die Ställe für die Kühe und die Rinder. Von hier aus hat man einen guten Blick zur Alp Bire hinauf, wo die Familie Mäder aus Albligen die Alpgenossenschaft Bire betreibt und dort ihre Kühe, Rinder und Ziegen sömmert. Wer auf der familienfreundlichen Rundwanderung «Alp Birehubel» unterwegs ist, kann bei der Familie Mäder einkehren und den Ziegenkäse gleich selbst am Alptisch degustieren. Am Ende des Alpsommers marschieren Mäders mit ihren Tieren zurück ins Tal – unglaubliche 36 Kilometer gehen sie zu Fuss, bis sie in Albligen sind.

Ein neuer Laufstall

Jetzt machen wir einen kurzen Abstecher auf die Alp Schwefelberg. Die neue Hütte und der neue Laufstall sind ein Bijou. Schon jahrelang schaut die Familie Wüthrich aus Schangnau neben dem eigenen Vieh auch zu 300 fremden Rindern. Daneben hat Fritz Trachsel eine kleine Hütte gemietet, wo er oft die Zeit verbringt. Bei Hobelkäse und einem Glas Wein lassen wir hier die Seele baumeln.

[IMG 2]

Zu Hause mit 300 Rindern

Weiter geht es in Richtung Sangernboden, vorher biegen wir aber noch nach links ab und steuern auf die Alp Oberalpigle auf 1670 m ü. M. zu. Die mächtige Alphütte ist noch leer, die Alp noch nicht bestossen. Fast senkrecht erstrecken sich die saftigen Weiden bis zum Gipfel des Ochsen empor. Anschliessend fahren wir ins Dorf Sangernboden, biegen nach rechts ab und steuern in die «Warme Seite» hinauf. Hier sind wir zu Gast bei der bekannten Züchterfamilie Ueli und Brigitte Staudenmann-Rolli. Neben den eigenen gut 30 Kühen und dem Jungvieh sind sie auch verantwortlich für die 300 fremden Rinder. Die zwei grossen Alpen «Warme Seite» und Oberalpigle gehören der Alpgenossenschaft Kirchdorf.

[IMG 5]

Ein legendärer Alpabzug

Staudenmanns sind gerade daran, die vielen Zügeltreicheln von der Wand herunterzuholen, denn am nächsten Tag ziehen sie mit 150 Rindern auf die Alp Oberalpigle.

[IMG 6]

Die anderen 150 Rinder blieben bei ihnen, bis im Herbst dann wieder alle 300 Tiere für zwei Wochen auf der «Warmen Seite» sind, erzählt Ueli Staudenmann. Ende September folgt dann der bekannte Alpabzug. Mit den Rindern geht es zu Fuss ins 35 km weit entfernte Kirchdorf. Sieben Stunden dauert der Marsch, eine Kolonne mit Treichel- und Glockengeläut, ein Marsch, der sicher durch Mark und Bein geht.

[IMG 7]