Die hohen Temperaturen am vergangenen Wochenende geben bereits einen Vorgeschmack auf den Sommer. Nicht nur Rindern und Schweinen macht die Hitze zu schaffen – auch dem Geflügel.

Schwitzen nicht möglich

Legehennen fühlen sich bei Temperaturen zwischen 16 und 22 °C am wohlsten. Hohe Temperaturen kombiniert mit einer hohen Luftfeuchtigkeit begünstigen Hitzestress – je höher die Luftfeuchtigkeit, desto früher leiden die Tiere an Hitzestress. Hühner besitzen keine Schweissdrüsen und können nicht schwitzen. Ihr isolierendes Gefieder erschwert zudem die Wärmeabgabe.

Stattdessen öffnen sie den Schnabel, atmen schneller und spreizen die Flügel, um sich abzukühlen. Hält der Hitzestress über eine längere Zeit an, beeinträchtigt dies die Legeleistung, Eierqualität und die Gesundheit der Tiere. Auch Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus können Anzeichen sein.

Wie schützt man Hühner?

Während in der professionellen Geflügelhaltung automatisierte Lüftungssysteme und Verdunstungskühler zum Einsatz kommen, sind in der Hobbyhaltung meist einfachere Lösungen gefragt:

  • Schatten im Auslauf: Am besten durch Bäumen oder Buschwerke. Alternativ eignen sich Sonnenschirme oder -segel, idealerweise dort, wo die Tiere gerne staubbaden.
  • Wasser: Täglich frisches Wasser, bei grosser Hitze mehrmals wechseln. Im Schatten platzieren und gegebenenfalls mit Eiswürfeln kühlen. Auch ausserhalb des Stalls Wasser bereitstellen, da die Tiere oft nicht mehr in den Stall gehen.
  • Einstreu: Sand speichert im Schatten weniger Hitze als Stroh oder Späne und kühlt nachts schneller ab. Die Hühner können sich in den kühleren Sandschichten eingraben. Achtung: An der Sonne wird er aber sehr heiss.
  • Fütterung: In kühlen Stunden füttern, auch nachts Zugang zu Futter und Wasser bieten. Verdauungsprozesse fördern die körpereigene Wärmeproduktion und sollten ihren Höhepunkt idealerweise nicht in der heissesten Tageszeit finden. Um in der heissen Phase des Tages überflüssige Hitze loszuwerden, fliesst zudem mehr Blut zur Haut und weniger zum Verdauungstrakt. Hält dieser Zustand länger an, kann er zudem zu Störungen im gefüllten Darm führen.
  • Stall kühl halten: Gut isolieren, Fenster bei Sonneneinstrahlung mit weissem Vlies isolieren. Ventilatoren im Stall und die Berieselung der Gebäudehülle helfen zusätzlich.
  • Vitamingabe: Um die negativen gesundheitlichen Auswirkungen von Hitzestress beim Geflügel abzuschwächen, können laut Madeleine Herrli vom Aviforum nebst reinen Vitamin-C-Präparaten auch Kombinationspräparate mit den Vitaminen A, D, E und C verabreicht werden. Die beiden Vitamine E und C ergänzen sich u. a. in ihrer antioxidativen Wirkung sowie in ihrer Stärkung des Immunsystems. Da Vitamin C jedoch nicht hitzestabil ist, müsste dieses an heissen Tagen theoretisch mehrmals täglich verabreicht werden, so Herrli. Da Vitamin C im Gegensatz zu Vitamin E wasserlöslich ist, wird ein Überschuss über die Nieren ausgeschieden und darf deshalb auch über längere Zeit verabreicht werden. Auch Vitamin A unterstützt indirekt die antioxidative Abwehr und ist zudem entscheidend für die Aufrechterhaltung einer gesunden Schleimhautbarriere in den Atemwegen, im Verdauungstrakt und anderen Schleimhäuten. «Dies hilft, das Eindringen von Krankheitserregern zu verhindern, was besonders wichtig ist, da Hitzestress das Immunsystem schwächen kann», so Herrli.

Hygiene ist das A und O

Mehr erfreut über die höheren Temperaturen ist die Rote Vogelmilbe. Tagsüber versteckt sie sich in Ritzen, nachts saugt sie Blut von den Hühnern. Vorbeugend sollte der Stall regelmässig gründlich gereinigt und gesäubert werden. Löcher und Ritzen können mit Silikon verschlossen werden. Zur Früherkennung eignet sich laut Bericht des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) ein in ein Rohr gesteckter aufgerollter Wellkarton, der an einer Sitzstange befestigt wird. Bei einem Befall nisten sich die Milben darin ein. Neben chemischen Mitteln können Berichten zufolge auch Hausmittel helfen. Zuallererst sollte der Stall in jedem Fall aber ausgemistet und gründlich gereinigt werden:

  • Lavendelöl: 10 Tropfen auf 1 Liter Wasser – Wände, Dach, Boden und Sitzstangen nach der Stallreinigung mit dem Gemisch einsprühen. Der Lavendelgeruch wirkt auf die Parasiten abschreckend. Bei bestehendem Befall sollte das Gemisch über zwei Wochen alle drei Tage erneut aufgesprüht werden.
  • Olivenöl: 1 Anteil Öl mit 10 Anteilen Wasser vermischen. Anwendung gleich wie beim Lavendelöl. Das Öl verstopft die Atemöffnungen der Milben und tötet diese dadurch ab.

Eine gute Wirkung wird laut Herrli in Hobbyhaltungen zudem mit Kieselgur erzielt. Silikatstäube schädigen die äussere Hülle der Milben, was zu einer raschen Austrocknung der Parasiten führt. «Das Pulver wird trocken oder in Wasser gelöst grosszügig im Stall auf alle Stangen, Flächen, in alle Ecken, Ritzen und Nester verteilt», erklärt sie. Bei der trockenen Applikation sollten die Hennen wegen der Feinstaubbildung vorgängig aus dem Stall gebracht werden. Die Person, welche das Pulver verteilt, muss unbedingt einen Atemschutz tragen, da der Silikatstaub die Lunge schädigen kann. Auch eine Schutzbrille und dünne Handschuhe können von Vorteil sein. Bevor die Hennen zudem zurück in den Stall kommen, sollte der Stall über einige Stunden ausgelüftet werden.