Obwohl sie alle im Grunde dasselbe Ziel verfolgen, unterscheiden sie sich in ihren Aktivitäten, Schwerpunkten und Reichweiten. Manche Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen laden zu Veranstaltungen ein, andere gehen gezielt politisch vor. Allen Organisationen gemeinsam ist, dass sie informieren oder aufklären wollen, wie folgende Übersicht über acht bekannte Gruppierungen zeigt.
Keine Nutzungsansprüche
«Tier im Fokus» (TIF) stellt Nutztiere ins Zentrum seiner Arbeit. Der gemeinnützige Verein hat enige Rinder in seiner Obhut und unterstützt Lebenshöfe mit dem Ziel, «den Tieren ein Dasein jenseits von menschlichen Nutzungsansprüchen und Schlachthöfen» zu ermöglichen. TIF möchte Aufklärungsarbeit rund um Tierrechte leisten und fokussiert sich auf «die ethischen, ökologischen, politischen und gesundheitlichen Aspekte des Umgangs mit Tieren». TIF veranstaltet vegane Grillfeste, Kochtreffen und Shoppingtours oder führt Strassenaktionen durch. In der Vereinsleitung sitzen Leute mit unterschiedlichen Hintergründen, vom Lehrer über einen Informatiker bis zum Sachbearbeiter im Rechnungswesen.
Mitgefühl stärken
«People for the ethical treatment of animals” (Peta) ist ein international tätiger Verein. Die einzelnen Ländersektionen sind unabhängig von einander organisiert. Peta Schweiz engagiert sich für «eine Welt ohne Tiernutzung, Tierquälerei, Tiermissbrauch und -ausbeutung». Bei seinen Kampagnen setzt der Verein auf Aufklärung, will aber auch über Recherchen und juristische Arbeit Druck auf die Verantwortlichen von Missständen ausüben. Quellen werden offengelegt. Peta unterhält diverse Websites, die jeweils ein anderes Publikum ansprechen.
Tier- & Konsumentenschutz
Erwin Kessler ist der Mann hinter dem «Verein gegen Tierfabriken» (VGT). Er positioniert seine Organisation ausdrücklich parteipolitisch neutral, weder rechts noch links, gewalt- und terrorfrei. Der Verein will den Konsumenten über «das gesetzes-konforme Massen-Elend» aufklären. Aktiv ist der VGT vor allem über sein Magazin, in dem er schockierende Bilder aus Ställen mit Ortsangaben veröffentlicht und vegane Rezepte verbreitet. Damit betreibe man Konsumentenschutz, da «täuschende Werbung» entlarvt werde. Als Vereinszweck des VGT ist u. a. der Schutz von Tier, Mensch und Umwelt vor den negativen Auswirkungen der Massentierhaltung aufgeführt.
Politische Mittel nutzen
Beim Verein «Sentience Politics» (SP) geht es nicht in erster Linie um Aufklärungsarbeit. Im Vorstand vertreten sind Politikerinnen, ein Philosoph, eine Rechtsanwältin und weitere Hochschulabsolventen. Sie setzen «auf direkt-demokratische Mittel». Auf der Website von SP werden Positionspapiere mit detaillierte Quellen veröffentlicht. Seine Aktivitäten startete der Verein in Basel mit der Forderung, in Kantinen, die mehr als zwei Mahlzeiten täglich anbieten, eine vegane Option obligatorisch zu machen.
Heim-, Nutz- und Wildtiere
«Vier Pfoten» ist eine Stiftung mit Hauptsitz in Deutschland und Büros in 15 weiteren Ländern. Sie fokussiert sich weniger auf Nutztiere, sondern setzt sich auch für Streuner und Wildtiere in Gefangenschaft ein. «Vier Pfoten» wünscht sich Respekt, sowie Mitgefühl und Verständnis gegenüber Tieren und möchte in diesem Sinne eine «politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderung» erreichen. Dazu will die Stiftung über Kampagnen aufklären, spricht sich für die Weideschlachtung und die mutter- oder ammengebundene Kälberaufzucht aus und betreibt Katastrophenhilfe für Tiere. Hierzulande hat «Vier Pfoten» den Bärenpark Arosa GR aufgebaut. Kürzlich fand in Zürich ein «100%-tierfreundliches», veganes Grillfest statt.
Die Kontrollinstanz
Das Credo des Schweizer Tierschutz-Dachverbands Schweizer Tierschutz STS lautet, dass Tiere ein Recht auf ein tiergerechtes Leben, eine anständige Behandlung, Schutz und einen Tod ohne Angst und Qual haben. Der dem Kompetenzzentrum Nutztiere angegliederte Kontrolldienst STS kontrolliert die Einhaltung von Label-Standards auf Betrieben, während den Transporten und im Schlachthof. Der STS unterhält ausserdem ein Kompetenzzentrum für Tiertransporte und bietet neben sieben anderen Fach- und Beratungsstellen eine Rechtsberatung in Sachen Verhalten und Nachlass an. Über Broschüren, Merkblätter und Presseartikel versucht der STS, neben seinem sonstigen breiten Engagement, das Einkaufsverhalten der Konsumenten zu beeinflussen. Im «Projekt Grizzly» werden Senioren mit Heimtieren unterstützt, etwa durch Beratung beim Einzug ins Altersheim.
Rechtshilfe und Bibliothek
Hinter der Stiftung «Tier im Recht» (TIR) stehen ausschliesslich Rechtswissenschaftler. Sie setzen sich ein für einen «starken rechtlichen Tierschutz» mit dem Hauptzweck, die Mensch-Tier-Beziehung kontinuierlich in Recht, Ethik und Gesellschaft zu verbessern. Die Hauptaktivität von TIR liegt im Rechtsbereich; die Stiftung bietet Rechtsauskünfte und juristische Hilfe «zur Lösung konkreter Alltagsprobleme rund um Tiere» an und betreibt eine Bibliothek mit Büchern, Berichten und Filmen zu den Themen Tierrecht, Ethik und Gesellschaft. Zudem sammelt TIR Tierschutzstraffälle aus der Schweiz und zeigt auf seiner Website thematisch geordnete Gesetzestexte, die kantonalen Hunderechte und ein Lexikon zum Tierschutzrecht. Einen grossen Erfolg feierte TIR im Jahr 2003, als Tiere im Schweizer Recht nicht mehr als Sachen, sondern als Lebewesen definiert wurden.
Tierfreundliches Leben
Einen rechtlichen Fokus setzt auch «Animal Rights Switzerland» (Arch). Im Vereinsvorstand sind viele junge Menschen, die meisten davon Studierende. Sie wollen das Grundrecht auf Leben und Unversehrtheit für Tiere im Schweizer Gesetz verankern. Arch ist der Meinung, das Schweizer Tierschutzgesetz werde über- und das tägliche Tierleid dadurch unterschätzt. Daher will der Verein darüber informieren, «was passiert» und wie einfach ein tierfreundliches Leben sei. Dazu veranstaltet der Verein Veganer-Treffen, verteilt Flyer, führt Workshops in Schulen und mit Interessierten durch und organisiert sich in Hochschulgruppen.