Nicht nur für die Alpschweine ist die energiereiche Schotte ein interessantes Futtermittel, auch für die Mast von Rindern ist sie wertvoll. Vor einigen Jahren machte sich Agroscope an die Untersuchung davon. Aus den Erkenntnissen des Projekts Lactobeef ging damals hervor, dass Mastrinder bei einer Ad-libitum-Fütterung durchschnittlich 32,9 l Molke pro Tag verzehren würden. Dadurch verbesserte sich der Tageszuwachs der Mastrinder im Vergleich zu den Kontrolltieren, denen keine Schotte verfüttert wurde, signifikant und auch die Schlachtkörperqualität verbesserte sich gemäss den Resultaten des Projekts. Zudem führte die Verfütterung von Molke im Rahmen der Versuche zu keiner Veränderung der sensorischen oder physikalisch-chemischen Eigenschaften des Fleischs.
Die Vorteile liegen auf der Hand
Hier finden Sie weitere Publikation zum Thema:
https://www.agridea.ch/fileadmin/AGRIDEA/Theme/Production_animales/Production_de_viande_bovine/Lactobeef_wirtschaftlicher_Ansatz.pdf
Schotte durch Mastrinder auf Alpweiden verwerten: Die bei der Alpkäseherstellung anfallende Schotte dient als günstiges Kraftfutter.
https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/themen/nutztiere/wiederkaeuer/lactobeef.html
Ein weiterer positiver Aspekt: Gerade während trockenen Sömmerungsperioden ist die ergänzende Verfütterung von Molke besonders attraktiv, da der Wasserverbrauch gemäss Agroscope um 60 % abnimmt. Die Resultate zeigten sogar, dass die milchzuckerreiche Schotte dazu führt, dass Rinder weniger Methan ausscheiden.
Die Vorteile der Verwertung dieses Nebenprodukts an Mastrinder liegen also auf der Hand. Doch wie verbreitet ist das in der Praxis?
Man weiss es nicht genau
Bei Mutterkuh Schweiz, Swiss Beef CH und Agridea angefragt, scheint die Antwort darauf nicht klar zu sein. Thomas Jäggi von Swiss Beef CH bestätigte im Gespräch allerdings, dass junges Mastvieh die nährstoffreiche Schotte gut verwerten könne und die Verfütterung des energiereichen Nebenprodukts in Form der Weidemast gut vorstellbar und interessant sei. Jäggi verwies als alternative Verwertung der Schotte auf die Herstellung konzentrierter Schotte zur Verfütterung in der Kälbermast, wo die Firmen Gefu Oberle in Rickenbach (Kanton Luzern) und Univo SA in Corminbœuf (Kanton Freiburg) führend seien. Gefu Oberle verarbeitet jährlich rund 400 Mio Liter Molke zu 12'500 Tonnen Kälbermilch und 5000 Tonnen Milchpulver. Daneben werden 240 Mio Liter Milchnebenprodukte in der Biogasanlage CO2-neutral vergoren, um daraus Energie zu gewinnen.
Nachgefragt bei Isabel Morel: «Die Betreuung durch die Branche ist erforderlich»
Frau Morel, Sie waren vor einigen Jahren im Projekt Lactobeef involviert. Warum ist die Schotte nährstofftechnisch auch für Mastinder interessant?
Isabelle Morel: Rinder haben die Fähigkeit, grosse Mengen Molke aufzunehmen, so dass die Nährstoffzufuhr, selbst bei einer starken Verdünnung der Nährstoffe aufgrund des geringen TS-Gehalts des Produkts, beträchtlich ist. Somit kann Molke als energiereiches Futtermittel betrachtet werden, das sich ideal als Ergänzung zu grasbasierten Rationen, insbesondere zur Weidehaltung eignet. Der durchschnittliche Molkeverbrauch eines Rindes wird auf etwa 33 Liter pro Tag geschätzt, was energetisch 3 kg Gerste entspricht.
Gibt es Alpen, die gezielt auf die Molkenverfüttung an Mastrinder setzen und dies auch so vermarkten?
Die Alpen, die für die Untersuchungen mitgemacht haben, waren gegenüber diesem Produktionssystem positiv eingestellt und würden es wahrscheinlich befürworten, mit dieser Praxis fortzufahren. Allerdings ist für die Umsetzung auf dem Feld eine Betreuung durch die Branche erforderlich, was unseres Wissens nicht geschehen ist.
Wird bei der Verfütterung der Molke an Rinder auch Ameisensäure für die pH-Stabilisierung der Schotte beigemischt?
Wenn die Molke warm und unmittelbar nach der Käseherstellung abgegeben wird, hat sie keine Zeit, sauer zu werden. Dies wurde im Projekt Lactobeef so befolgt. Sobald die Molke eine oder mehrere Stunden nach ihrer Herstellung zur Verteilung transportiert wird, muss sie stabilisiert werden. In den von Agroscope durchgeführten Versuchen mit Stallmastrindern hatten wir Wasserstoffperoxid als Stabilisierungsmittel verwendet.
Wie kann man auf einer Alp gewährleisten, dass die Schotte einwandfrei bleibt?
Auf der Alp sind unter den oben genannten Bedingungen keine besonderen Einrichtungen erforderlich. Denn bei einer sehr kurzen Fressdauer setzt sich kein Fett an den Wänden des Beckens ab. Ein einfaches Abspülen mit kaltem Wasser genügt. Dasselbe gilt für die Wanne und den Schlauch, die für den Transport bzw. zum Entleeren der Wanne in das Becken verwendet werden. Bleibt die Molke jedoch mehrere Stunden in einer Krippe, muss diese säurebeständig sein, um Korrosion zu vermeiden. Ausserdem ist eine strenge Hygiene des gesamten Systems erforderlich, wenn man gesundheitliche Probleme vermeiden will.