Die Ausgangslage war einfach: Die alte Scheune aus dem Jahr 1750 war mit dem engen Anbindestall zu klein, hatte zu wenig Heuraum und sowohl das Dach wie auch das Gebäude waren generell in schlechtem Zustand, berichtet Bruno Felder.
[IMG 1]
Gut genutzter Laufhof
Heute steht auf Joderten in Escholzmatt ein stattlicher neuer Stall, die Kühe haben im September Einzug gehalten und das Betriebsleiterpaar ist damit sehr zufrieden, wie man auch der fröhlichen Stimmung beim abendlichen Melken entnehmen kann.
Zunächst hatten Felders mit dem Gedanken gespielt, einen Normstall zu Bauen, aber Bruno Felder «hatte die Scheune schon im Kopf». Deshalb resultierte eine Variante mit dem Normstall von DeLaval als Grundlage. Sie bietet Platz für 33 Kühe (inkl. Ab-kalbebox), das zugehörige Jungvieh und ein paar meckernde Saanenziegen. Das sei eher ein Hobby, sagt Bruno Felder.
Südseitig angeordnet sind der Melkstand und der Laufhof. Dieses Angebot werde sehr gut genutzt, so Felder: «Hier ‹sünnelen› die Kühe gerne». Üblicherweise kommen die Kühe via Laufhof zum Melken, bei ganz garstigem Wetter besteht dank eines Schwenktors die Möglichkeit, den Kühen den direkten Zutritt vom Stall her zu ermöglichen. Nördlich sind ein offener Wagenschopf und eine geschlossene Werkstatt ins Gebäude integriert.
[IMG 5]
Zügige Bewilligungsphase
Die Futtertenne ist gegen oben offen und mit einem Heukran bedienbar. Oberhalb des Stalls bietet diese viel Lagerraum. Zurzeit verfügen Felders über 900 m3 Heuraum, dieser belegt aber nur etwa 40 Prozent des gesamten Volumens. Daneben beherbergt das Obergeschoss auch einen Büroraum und ein weiteresZimmer.
Der geräumige Stall ist auf drei Seiten mit Fenstern versehen und dadurch hell und dank der offenen Konstruktion gut durchlüftet. Einen Moment lang habe man überlegt, die Südwand zu öffnen, «aber wir haben uns nicht getraut», so Felder, hier an der Schattseite auf 800 m ü. M. könne es im Winter mit der Bise empfindlich kalt werden.
Die Bewilligungsphase und der Bau gingen zügig über die Bühne, berichtet der Betriebsleiter. Man habe am 1. März letzten Jahres mit dem Rückbau der alten Scheune begonnen und Anfang September konnten die Kühe in den neuen Stall einziehen. Dank viel Eigenleistung konnten die Baukosten mit 1,2 Mio Fr. inkl. Abrisskosten für die alte Scheune in vernünftigem Rahmen gehalten werden.
[IMG 6]
Vom Eimer in den Melkstand
Auch die Kühe seien ohne Probleme umgestiegen in den neuen Stall, sagt Bruno Felder, «ich muss keine in den Melkstand holen». Zuvor hatte man in den Eimer gemolken. Die Erleichterung durch die neue Melkanlage sei enorm. Das gilt auch für die übrige Stallarbeit. Ein Mistroboter säubert die Spaltenböden und das Wenige, was dieser als Festmist zusammenstösst, wird mit einer Schubkarre auf den kleinen Misthaufen geführt.
Die Fütterung erfolgte im alten Stall durch zwei Luken in der Tenndecke, heute kann das konservierte Futter inklusive Siloballen elegant mit dem Greifer serviert werden. «Die Kühe können 24 Stunden fressen und das Futter ist am Abend nicht mehr versabbert», freut sich Bruno Felder. Die vereinfachten Arbeitsläufe ersparen täglich etwa eine Stunde Arbeit, wie er kalkuliert hat. Trotzdem sei die Tierbeobachtung im Melkstand und vom Tenn her weiter gut möglich. «Man hat sie zweimal täglich in den Händen», sagt er.
[IMG 3]
Behornte Kühe als Planungs-Herausforderung
[IMG 4]Geplant hat den Stall nach den Ideen von Bruno Felder das Planungsbüro von DeLaval im luzernischen Sursee. Gefragt nach der grössten Herausforderung zögert Büroleiter und Architekt Lukas Suter nicht lange: «Die behornten Kühe». Diese verlangen nach mehr Fläche. So wurde stirnseitig zwischen den Liegeboxen ein Fluchtgang gebaut und die Fressgitter sind mit 93 cm etwas breiter als in normalen Laufställen und in den Laufgängen sind die Dimensionen auch grösser.
Bisher habe sich diese Dimensionierung gut bewährt, sagt Bruno Felder, es seien kaum Rangkämpfe zu verzeichnen, da die schwächeren Kühe gut Platz hätten zum Ausweichen.
Betriebsleiter als Bauführer
Ein Spannungsfeld sei namentlich im Kanton Luzern auch immer die Frage der Ammoniakemissionen, hier liefert etwa der Entmistungsroboter wertvolle Arbeit, die sich im entsprechenden Punktesystem für das Bewilligungsverfahren positiv niederschlage, wie Lukas Suter ausführt. Hier verwendet Bruno Felder wie beim Melkstand eine Occasion.
Es sei natürlich besser, wenn ein Bauherr wie Bruno Felder viel Eigenleistung bringe, betont Suter, dies habe auch positive Auswirkungen auf die Höhe des Investitionskredits. Bruno Felder, der selber als Bauführer amtete, nickt zustimmend. Der Stolz über das Erreichte ist ihm anzusehen. Die Zusammenarbeit mit DeLaval sei sehr gut gewesen. «Mein wichtigster Erfolgsfaktor war aber, dass ich die beteiligten Unternehmen alle seit langem kenne und gute Teilzeit-Angestellte hatte», sagt Felder.
Betriebsspiegel Joderten
Name: Bruno und Priska Felder, Escholzmatt LU
LN: 25,5 ha, davon 16 ha Pachtland, BZ I, II und III, im Sommer 4 Monate auf einem zweiten gepachteten Betrieb mit 20 Stallplätzen, restliche Kühe auf der Alp, 6,5 ha Wald
Kulturen: Dauerwiese, Kunstwiese, 0,5 ha Silomais
Viehbestand: 30 OB- und SF-Kühe behornt, Jungvieh, Milchabnehmer ZMP. 50 IP-Suisse Mastschweine, 3 Saanenziegen und ein Bock
Stalleinrichtung: Liegeboxen eingestreut mit Kalk und Stroh-würfeln, darüber Häckselstroh, 2×3 Tandem-Melkstand DeLaval, offenes Tenn mit Heukran, 900 m3 Heuraum, dazu gleich viel zusätzlicher Lagerraum. Gebäudedimension: 31m × 38m
Arbeitskräfte: Betriebsleiter-Ehepaar, Vater (angestellt), Nebenerwerb Skilehrer (Bruno), 3 Teilzeit-Angestellte während der Bauzeit