Vor vier Jahren haben David und Natalie Müller aus Oberweningen ZH auf Weihnachten zwei Schafe erhalten. Dies war eine Art Grundsteinlegung ihres Kleinstbetriebs, den die beiden in der Zwischenzeit vollberuflich betreiben. «Der Wunsch nach einem eigenen Hof war schon lange da gewesen», erzählt der gelernte Landwirt David Müller, der auf einem Gemüsebetrieb in der Gegend gross geworden ist. «Doch uns fehlte die Gelegenheit zu einer Übernahme. Schliesslich begannen wir, unseren Traum mit kleinen Landflächen von insgesamt fünf Hektaren sowie einem gepachteten Stall umzusetzen.» Mit Mini-Farming und Rasenmäääher.ch haben sie schliesslich gleich zwei Betriebe gegründet.

Wo Mähen angesagt ist

Aus den zwei Schafen sind heute über 100 Mutterschafe und ein paar Böcke geworden. Um die 60 Engadinerschafe, die zu Mini-Farming gehören, hält David Müller hauptsächlich zur Fleischgewinnung. Die 50 Skudden von Natalie Müller haben eine eigene Hauptaufgabe: Man kann Sie über die Firma Rasenmäääher.ch zur Pflege von Grünflächen mieten. Ob Rasen, Brachland, steile Böschungen, Reserveflächen auf Friedhöfen – überall, wo Mähen angesagt und es dazu vielleicht zu umständlich ist, kommen Müllers Schafe zum Einsatz. «Unsere Kunden sind vor allem Unternehmen und Gemeinden aus der Region», sagt Natalie Müller, Chefin von Rasenmäääher.ch. «Wir haben jedoch auch Private, welche den Service für den Umschwung ihrer Villen oder Mehrfamilienhäuser nutzen.» Die Nachfrage werde immer grösser.

Im vergangenen Winter zudem war die Skuddenherde für einen Versuch im Rebberg vom Strickhof in Wülflingen ZH im Einsatz, um die Rebreihen zu beweiden und von Unkraut zu befreien. Bei einem weiteren Test entlaubten die Schafe einen Rebberg. «Die kleinen und leichten Skudden eignen sich besonders gut dazu, den Boden zu verdichten und die Terrassen zu verfestigen, ohne dass dabei Trittschäden entstehen», stellt die gelernte Bäuerin fest.

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Im vergangenen Winter pflegte die Skudden-Herde den Rebberg vom Strickhof in Wülflingen.(Bild zVg)

Passanten informieren

Zudem seien die Vertreter dieses Schafrasse nicht wählerisch, sie würden auch Brennnesseln und Blacken fressen. Es sei wichtig, so Natalie Müller, sie extensiv zu halten, ohne Zusätze von Kraftfutter oder Brot. «Sonst sieht man ihnen sofort an der Wolle an, wenn sie zu viel Energie erhalten haben.» Das Ehepaar Müller klärt jeweils im Vorfeld eines Auftrags den Zustand der Wiese ab, auf dem die Herde weiden soll. Stark behandelte Flächen kämen zum Vornherein nicht in Frage. Bei einem Kundenauftrag zur Grünpflege organisieren die Müllers von A bis Z, was dazu gehört: Sie transportieren die Schafe an den Einsatzort, stellen einen mobilen Zaun auf, sorgen für Wassertröge und ein Weidezelt. Zudem montieren sie jeweils eine Infotafel mit ihrer Telefonnummer. In der Nähe von Wohngebieten exponiert man sich mit den Schafen besonders.

Viel positives Echo

«Es gibt immer wieder Passanten, die sich trotz der Informationen darum sorgen, dass die Schafe zu viel Sonne abbekommen oder verregnet werden», sagt David Müller. «Grundsätzlich erhalten wir jedoch ein positives Echo, die Leute sind sogar traurig, wenn wir die Tiere wieder abholen.» Auch würde sich die Bevölkerung allermeistens daranhalten, die Schafe nicht zu füttern, so wie es ausdrücklich auf der Tafel steht.

Die Schafe, je nach Grösse der Fläche die ganze oder ein Teil der Herde, bleiben solange, bis sie das Land abgeweidet haben. Während dieser Zeit werden sie täglich oder all zwei Tage von ihren Besitzern kontrolliert. Am Ankunftstag und bei der Heimkehr sind jeweils auch die beiden Border Collies Kyle und Jess mit dabei, welche dabei helfen, die Herde zusammenzutreiben.

Die etwas grösseren und schwereren Engadinerschafe eignen sich weniger zur Grünpflege. Auf den betriebseigenen Weiden werden sie jedoch ebenfalls extensiv gehalten. «Dadurch gewinnt das Fleisch an Geschmack», sagt David Müller. Das Fleisch der zierlichen Skudden sei zwar nicht zwar nicht ergiebig, schmecke jedoch ebenfalls sehr gut.

Erhalt alter Rassen

Wichtig ist dem Ehepaar Müller zudem, zum Erhalt von alten, ursprünglichen Rassen beizutragen. Dies sei ein Grund dafür, dass sie nicht nur Fleisch verkaufen, sondern auch Reinzucht betreiben und dazu auch herangewachsene Auen verkaufen. Müllers züchten und halten weitere Tiere alter Rassen wie Wollschweine, Pommernenten und Sulmtaler Hühner. Auch beim Gemüse ziehen sie bevorzugt seltene Sorten wie violetten Blumenkohl oder gelben Krautstiel. «Dabei achten wir darauf, dass wir Sorten mit einem intensiven Geschmack ziehen», sagt David Müller, der in Zweitausbildung Gemüsegärtner gelernt hat. «Zudem ist es uns sehr wichtig, lokal und regional zu produzieren.»

Ihre Produkte verkaufen die beiden Wehntaler ausschliesslich direkt, um unabhängig von Grossverteilern zu sein. Sie sind regelmässig auf verschiedenen Wochenmärkten anzutreffen, bieten ein Gemüseabo an und stehen via Homepage mit ihren Kunden in Kontakt. Wird ein Tier geschlachtet, melden sie dies in ihrem Newsletter. Mittlerweile können sie auf einen treuen Kundenstamm zählen. Natalie Müller: «Meistens ist das Fleisch spätestens am nächsten Tag ausverkauft».

 

Steckbrief Skudde

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Die Skudde ist eine kleine, urtümliche und lebhafte Schafrasse, die heute als gefährdet gilt. (Bild zVg)

 Die Skudde ist ein kleines, lebhaftes und urtümliches Heideschaf, das ursprünglich aus Ostpreussen und dem Baltikum stammt. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist der Bestand stark zurückgegangen, die Skudde gilt heute als gefährdete Schafrasse. Einige ihrer Eigenschaften:

  • klein und feingliedrig
  • meistens weiss, selten auch schwarz und braun
  • Mischwolle mit langem Deckhaar
  • Kopf und Beine unbewollt
  • Widder mit Schneckenhörnern
  • genügsam, robust
  • dem Wildschaf nahe
  • starker Herdentrieb
  • leicht zu züchten