«Mutterkuh Schweiz sucht neue Mutterkuhhalterinnen und Mutterkuhhalter», sagte Geschäftsführer Daniel Flückiger in seinem Jahresbericht an der 48. Vereinsversammlung von Mutterkuh Schweiz.

Während seit 2019 zur Entwicklung der Produktion im Einklang mit dem Markt Einschränkungen für Neueinsteiger galten, sucht der Verein nun neue Betriebe für Natura-Veal, Natura-Beef oder Weiderind.

Steigende Nachfrage

Nach der Coronapandemie sei 2023 das erste normale Jahr mit den gewohnten saisonalen Schwankungen gewesen – im Winter zu viele Tiere, im Sommer und Herbst zu wenige. Durch die ergriffenen Massnahmen habe man 2024 mit einer gewissen Entspannung gerechnet. «Tatsächlich ging es mit dieser Entspannung dann aber schneller als erwartet. Die Saisonalität war zwar im vergangenen Jahr eher noch stärker als im Jahr zuvor, aber die Gesamtmenge, über alle Labels, war auf einem Niveau, das keineswegs zu hoch war», so Flückiger. Bereits im April 2024 habe der Vorstand deshalb die Einschränkungen für Neueinsteiger vorübergehend gelockert.

Auch im weiteren Verlauf des Jahres hat sich der Trend weiter bestätigt. «Es gelingt uns anscheinend weiterhin, die Vorteile der Mutterkuhhaltung aufzuzeigen», so der Geschäftsführer. Neben der erfolgreichen Zusammenarbeit mit den Partnern komme dazu, dass Bell, die wichtigste Verarbeitungspartnerin von Mutterkuh Schweiz, mit der diesjährigen Inbetriebnahme ihres neuen Schlachthofs auch mehr Tiere abnehmen möchte. Der Vorstand hat sich daher im Februar dieses Jahres für eine Aufhebung sämtlicher Einschränkungen für neue Betriebe entschieden.

«Wir müssen vorausdenken»

Trotz der erfreulichen Marktentwicklung ist es laut Daniel Flückiger weiterhin wichtig, vorauszuschauen. Denn möchte man die Produktion der Nachfrage anpassen, hat man in der Mutterkuhhaltung von der Belegung der Kuh bis zur Schlachtung, wenn das Tier als Natura Beef vermarktet werden soll, eine Reaktionszeit von zwei Jahren. «Der Markt wird irgendeinmal wieder umschlagen und dann ist es wichtig, dass man rechtzeitig vorausgedacht hat», sagte Flückiger. «Darum unterstreiche ich schon heute: Was die Saisonalität angeht, haben wir 2024 keine Fortschritte gemacht. Da müssen wir, gerade wenn wir zwei bis drei Jahre vorausdenken, handeln, solange wir noch genug voraus sind.»

Dem Geschäftsführer ist klar, dass es nicht allen Mutterkuhbetrieben möglich ist, auch im Sommer und Herbst Tiere zu liefern. Umso wichtiger sei es, dass Betriebe, die diese Möglichkeit haben, im Sommer und Herbst auch mehr Tiere lieferten, erklärte Flückiger. Damit dies auch geschieht, werde man in den nächsten Jahren darauf achten, dass die preislichen Anreize stimmen. «Es muss einen Anreiz geben, um im Sommer und Herbst Natura Beef liefern zu können.»

Kein Swiss Prim Beef mehr

Vom Marktpartner Traitafina musste sich Mutterkuh Schweiz Ende vergangenen Jahres verabschieden. Während die Vermarktung von Swiss Prim Gourmet in die Gastronomie über Jahrzehnte erfolgreich war, habe sich Swiss Prim Beef in den letzten Jahren nicht mehr wie erhofft entwickelt, wodurch Traitafina die Zusammenarbeit per Ende 2024 gekündigt habe. «Es ist schade, dass Traitafina aussteigt. Wir haben dafür aber andere gute Partnerschaften», so Flückiger. Fleisch aus Mutterkuhhaltung sei nach wie vor in der Gastronomie gefragt. «Der Verkauf von Weiderind, Angus Premium-Beef und Simmental Premium-Beef über Transgourmet läuft sehr gut. Mengenmässig sind wir mindestens schon auf dem gleichen Niveau wie wir es mit Swiss Prim Beef je waren», sagt Flückiger. Tiere, die im vergangenen Jahr noch als Swiss Prim Beef geschlachtet worden seien, können laut dem Geschäftsführer nun als Naturafarm-Auslaufrinder bei Bell platziert werden.

Drei neue Vorstandsmitglieder

Auch drei neue Vorstandsmitglieder durfte der Verein in seinen Reihen begrüssen. So vertritt Frédéric Choulat neu den Jurabogen für den abtretenden Raymond Béguin, Peter Küng das Berner Oberland und das Oberwallis für Jürg Ott und André Schmid die Innerschweiz als Nachfolger von Pius Eggerschwiler. Neben den weiteren Vorstandsmitgliedern wurde auch Präsident Mathias Gerber für weitere vier Jahre gewählt. Es werden gemäss Statuten seine letzten vier Amtsjahre sein.


Die BauernZeitung fragt: Was beschäftigt Sie als Mutterkuhhalter aktuell am meisten?

Blauzungenkrankheit und die Folgen
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Alexander Krebs, Bühl b. Aarberg BE

Da muss ich nicht lange überlegen, das ist ganz klar die Blauzungen­krankheit. Ich habe meine Tiere ge­impft, aber man weiss ja nicht, wie das wirkt und welche Folgen es ha­ben kann. Denn ich weiss von Bei­spielen mit immunschwachen Käl­bern oder Frühgeburten. Meine Hoffnung ist, dass der Typ 3 kommt, gegen den ich ja geimpft habe, und nicht der Typ 8. Alle Tiere zu impfen, ist mit viel Aufwand verbunden. Sor­gen mache ich mir über die Wir­ kungsdauer der Impfung. Ich frage mich, ob wir die ganze Übung jetzt jedes Jahr machen müssen.

Keine Befürchtungen punkto Impfschäden
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Bruno Graf, Tuttwil TG

Am meisten beschäftigt mich derzeit die Blauzungenkrankheit. Soll man die Tiere nun impfen oder nicht? Zunächst war ich dagegen, aber unsere Tierärztin hat mich überzeugt. Einmal sind unsere Kühe bereits geimpft, ein zweites Mal folgt. Befürchtungen bezüglich Impfschäden habe ich eigentlich keine. Es wird so vieles erzählt. Was stimmt nun wirklich? Wir lassen es nun einfach mal auf uns zukommen. Auf einem Betrieb in der Nähe hat man sich dagegen für Homöopathie zur Prävention entschieden. Das finde ich für einen Vergleich interessant.

Das Warten auf den Impfstoff
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Franz Felder, Schüpfheim LU

Auch mich beschäftigt die Blauzungenkrankheit. Der Impfstoff ist bestellt, aber offenbar hat das Entlebuch bei der Auslieferung nicht oberste Priorität, da noch zu wenig Gefahrenzone. Ich versuche nun zu überbrücken und habe auf homöopathischer Basis vorimmunisiert. Gedanken mache ich mir auch wegen der Sömmerung. Ich gebe immer Kühe auf Alpen. Das könnte dieses Jahr komplizierter werden. Ansonsten interessiere ich mich für das Weltgeschehen und frage mich, welche Auswirkungen der Handelskrieg auf uns haben wird.