Helmut Matti aus dem bernischen Trubach ist Präsident der Kommission Beständeschauen bei Swissherdbook. Er äussert sich zu den Fragen bezüglich vergangener und kommender Beständeschauen.
Wie bleibt Ihnen das Jahr 2020 in Ihrer Funktion als Präsident der Beständeschaukommission in Erinnerung?
Helmut Matti: Sicher mit einem turbulenten Frühling und der Frage, was wollen wir tun? Die Vorgaben waren damals so klar, dass es schliesslich nur eine Absage gab. Das grosse Ziel der Beständeschaukommission war, im Herbst die Schauen durchzuführen. Das ist gelungen, auch wenn es für die letzten zehn Prozent der Schauplätze schwierig wurde. Es war für mich das erste Jahr in dieser Funktion und sicher bleibt es als ereignisreich in Erinnerung. Aber wenn man so eine Funktion annimmt, dann muss man mit gewissen Herausforderungen rechnen. Das gehört dazu. Die Zusammenarbeit innerhalb des Verbandes ist sehr gut. Christian Burkhalter und Schaupräsident Christian Aegerter haben enorm gute Arbeit zugunsten der Viehzüchter geleistet und innert kürzester Zeit alles organisiert. Welche Einbussen muss die Zucht aufgrund dieser speziellen Situation heuer hinnehmen?
Meiner Ansicht nach dürfen wir davon ausgehen, dass dieser Ausfall im Frühling uns züchterisch noch keine Einbussen bringt. Anders wäre es, wenn wir auch künftig auf Frühlingsschauen verzichten müssten. Die Kühe sind nicht in jedem halben Jahr gleich, sie nur einmal zeigen zu können, hätte mit der Zeit klare Nachteile.
Und die Hofbeurteilung, ist das keine Lösung auf Dauer?
Die Züchter, welche die Beurteilung auf den Höfen hatten, empfanden das mehrheitlich als sehr angenehm. Es gab weniger Aufwand und die Kühe präsentierten sich vereinzelt vielleicht sogar besser, wenn sie nicht vorher noch eine halbe Stunde auf den Schauplatz laufen mussten. Ein ganz entscheidendes Instrument der Beständeschauen ist aber der Vergleich auf dem Platz. Die Viehzucht hat es aufgrund dieser Beständeschauen und dieses Vergleichs enorm weit gebracht. Auch wenn dieses System sicherlich relativ alt ist und kaum Veränderungen erfahren hat, die Zucht hat enorm profitiert von diesen Schauen und wird das auch weiter noch tun.
Sie erwähnen das relativ alte System der Punktierung, sind hier Änderungen denn angedacht?
Es sind Gedanken da, das Ganze noch aussagekräftiger zu machen, aber derzeit gibt es noch nichts Konkretes. Die Notengebung von 0 bis 5 ist nach wie vor sehr gut. Wir sind daran mit den Schulungen der Experten gewisse Schwerpunkte zu legen. Die Viehzucht hat grosse Fortschritte gemacht dank dieser Schauen, wir dürfen in der Punktierung nicht legerer werden.
Die Beständeschauen profitieren von Absatzförderungsgeldern des Bundes. Was, wenn sie nicht mehr stattfinden können?
Wenn die Gelder nicht mehr fliessen würden, bedeutet das nicht zwingend das Ende der Schauen. Man müsste nach neuen Lösungen suchen. Wenn aber die Schauen aus irgendeinem Grund nicht mehr stattfinden könnten, dann würde sehr viel verloren gehen, nicht nur züchterisch. Die Viehschau, insbesondere im Herbst, ist ein Fest. Das Zügeln der Tiere und der Besuch auf dem Schauplatz hat für die Bevölkerung einen wichtigen Stellenwert. Dieser Draht zwischen Bauernfamilien und Konsumenten ist wichtig und er funktioniert. Aber auch für die bäuerliche Bevölkerung ist der Gang auf den Schauplatz wichtig. Die Vereine nehmen ab, die Betriebe werden grösser, so steigt auch der Druck auf die Bauernfamilien. Die Gelegenheiten, sich mit Berufskollegen auszutauschen, werden weniger. Der Gedankenaustausch wäre aber wichtig. An den Schauen findet dieser statt. Sie wegfallen zu lassen wäre nur schon aus bäuerlich gesellschaftlicher Sicht ein Schritt in die falsche Richtung.
Womit muss die Viehzuchtfamilie 2021 rechnen?
Es ist schwierig, zu sagen, was kommen wird. Wenn es Corona-technisch nicht ganz speziell wird im Winter, werden wir die Frühlingsschauen normal aufgleisen. Wir müssen auch viehzüchterisch eine gewisse Normalität finden und Schritte wagen und das mit einem gewissen Optimismus. Wir müssen lernen, mit dieser Herausforderung zu leben und die Massnahmen, die wirken, auch bei unseren geplanten Anlässen einsetzen. Die Erfahrungen, die wir jetzt im Zusammenhang mit dem Virus gemacht haben, werden im Frühling nicht einfach weg sein. Schauen wir positiv nach vorne!