Der Trächtigkeitstest Fertalys ist 2014 auf dem Schweizer Markt eingeführt worden. Seither verzeichnet der Dienstleister Suisselab eine konstante Zunahme an eingeschickten Proben. Im vergangenen Jahr haben die Fachleute im Labor im bernischen Zollikofen über 250 000 Tests durchgeführt.
Doch wo viel getestet wird, da melden sich auch immer wieder unzufriedene Stimmen. So war in den letzten Wochen in verschiedenen Internetforen zu lesen, dass einzelne Anwenderinnen und Anwender nicht zufrieden mit der Zuverlässigkeit der Fertalys-Tests waren. Die BauernZeitung hat Daniel Glauser, Bereichsleiter Veterinärmedizinische Diagnostik bei Suisselab, darauf angesprochen.
Im Internet kursieren Beschwerden über die Zu-verlässigkeit von Fertalys. Treten Leute damit auch an Sie als Anbieter heran?
Selbstverständlich bekommen wir Feedbacks vom Markt und nehmen auch Inputs aus Internetforen entgegen. Dabei ist zu erwähnen, dass es sich bei Fertalys um ein wachsendes und beliebtes Programm handelt. Bei unserem Test handelt es sich um ein völlig natürliches und schonendes Beproben, welches via die Milch – also ohne Blutentnahme, Ultraschall oder Abtasten – und damit schonend für das Tier erbracht werden kann. Der Test ist sehr effizient und günstig für die Anwender, denn er wird mehrheitlich via die Milchleistungsprüfung verrechnet.
Wie funktioniert denn der Test?
Ist ein Tier trächtig, dann bildet sich das natürliche Eiweiss PAG (Pregnancy-Associated Glycoprotein, Anm. d. Red.), welches wir in der Milch nachweisen können. Wie bei allen Tests ist es wichtig, dass man die Vorzüge, aber auch die Grenzen der Verfahren kennt.
Auf der Website von Suisselab ist zu lesen, dass das Ver-fahren sehr zuverlässig funk-tioniert. Gibt es mögliche Erklärungen für unzuverlässige Tests?
Der Fertalys-Test gilt als sehr zuverlässig. Wie aber schon erwähnt, gibt es aufgrund des natürlichen Prozesses Grenzen. Der sogenannte «Goldstandard» – die Ultraschalluntersuchung – gilt als Referenzmethode für die Validierungsstudien von Fertalys. Auf unserem online erhältlichen Merkblatt zur Sicherheit des Fertalys-Tests geben wir einen transparenten Überblick über die Unterschiede. Bei abweichenden Diagnosen müssen zwei Fälle unterschieden werden.
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Erstens: Wenn ein nicht trächtiges Tier beim Fertalys-Test den Befund «trächtig» erhält, nennt man dies ein «falsch-positives» Resultat. Solche falsch-positiven Resultate kommen in durchschnittlich 5,6 Prozent der Fälle vor. Dafür gibt es hauptsächlich zwei Gründe: Einerseits können falsch-positive Resultate nach Aborten auftreten, da das mit Fertalys nachgewiesene Eiweiss je nach Trächtigkeitsphase noch Tage bis Wochen in der Milch nachweisbar bleibt. Andrerseits können falsch-positive Resultate im Falle einer Verschleppung auftreten: Wenn in einem Melksystem – konventionell oder Roboter – die Milchprobe der zu untersuchenden Kuh mit Milch der unmittelbar vorher gemolkenen Kuh vermischt wird, dann nennen wir dies eine Verschleppung.
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Zweitens: Wenn ein trächtiges Tier mit Fertalys den Befund «nicht trächtig» erhält, nennt man dies ein «falsch-negatives» Resultat. Falsch-negative Resultate kommen durchschnittlich nur in 1,3 Prozent der Fälle vor.
Erkennen Sie saisonale Schwankungen, was die Anzahl der eingehenden Tests betrifft?
Fertalys-Proben treffen das ganze Jahr über bei uns ein, die Anzahl der eingehenden Tests zeigt jedoch jedes Jahr einen typischen Verlauf, welcher die Saisonalität der Besamungen widerspiegelt. Am meisten Proben werden jeweils im Monat März untersucht. Die Zahlen sinken dann kontinuierlich bis September/Oktober ab, um dann ab November wieder anzusteigen.