«Vor bald 15 Jahren riet mir der Berater, ich solle doch bei der Milchproduktion bleiben, statt auf Mutterkühe umzustellen», schmunzelt Urs Kneubühler aus Ufhusen. Er suchte aber nach Alternativen. Zumal Pachtland und Milchkontingent wegfielen, Investitionen in den Milchviehstall nötig gewesen wären, die Arbeitsbelastung hoch war und ihm Perspektiven in der Milchproduktion fehlten.

Veal statt Beef

So entschied er sich gleichwohl zur Umstellung. Allerdings nicht für Natura-Beef, sondern für Natura-Veal, und zwar für eine intensive Form, mit inzwischen mehr als zwei Kälbern pro Kuh. Kneubühler sprach über seine Erfahrungen an der Regionaltagung Zentralschweiz der Mutterkuhhalter vor gegen 90 Anwesenden auf dem Betrieb Huob in Littau.

2009 haben Kneubühlers den Stall umgebaut und Tiroler Grauvieh importiert. Diese passten zum Standort, seien sehr weidegängig, mit guten Klauen, leicht, frühreif, hätten eine gute Fruchtbarkeit und Abkalbeeigenschaften, einen guten Charakter und lieferten genügend Milch für ein zweites Kalb, begründete Kneubühler. Auch abgehende Kühe werden mit importierten trächtigen Rindern ersetzt. Allerdings seien die Kühe langlebig, bleiben im Schnitt während 5,4 Laktationen auf dem Betrieb.

Kälber regelmässig wägen

Die Kühe kalben ganzjährig ab. Gehalten werden die Kühe und Kälber in drei Gruppen. Ein Limousin-Stier läuft mit der Herde mit. Bei der Stierenauswahl sei darauf zu achten, dass dieser frühreife Kälber bringt, damit sie zum Schlachtzeitpunkt von 5,5 Monaten und einem Lebendgewicht von rund 240 Kilo genügend gedeckt sind. Dazu trägt auch die gute Futtergrundlage des Betriebes bei.

Wichtig für das optimale Schlachtgewicht sei regelmässiges Wägen der Kälber, ab 4,5 Monaten. «Wenn der Ausmastgrad nicht stimmt, sind die Abzüge sehr hoch. Eine Waage ist deshalb rasch amortisiert.»

Die mit acht Wochen und einem Gewicht von 75 Kilo zugekauften Tränker zum Ansetzen als «Räuber» zu den Mutterkühen seien ausschliesslich Kuhkälber. Die Betriebsauswertung nach zehn Jahren Natura-Veal lässt sich sehen, mit den 72 jährlichen Kälbern wurden letztes Jahr im Schnitt 2104 Franken gelöst. Das Schlachtgewicht lag bei 128 Kilo, 37 Prozent der Kälber waren in der Qualitätsstufe C, 28 Prozent in H, keines tiefer als T eingeteilt.

Und Kneubühler zieht eine positive Bilanz zur Umstellung: Die Preise beim Verkauf als Natura-Veal seien sehr gut, die Arbeitszeiten flexibel, die Tiere angenehm im Umgang und es konnte nach der Umstellung früher Einkommen generiert werden als mit Natura-Beef.

3000 Veal fehlen

Ursula Freund von Mutterkuh Schweiz wies darauf hin, dass derzeit 3000 Natura-Veal fehlen. Im Gegensatz zum gesättigten Markt für Natura-Beef böte die Produktion von Natura-Veal noch viel Potenzial. «Coop sucht noch viele Tiere, vor allem im Sommer und Herbst.» Die Preise hätten sich bei allen Tierkategorien von Mutterkuh Schweiz positiv entwickelt, auch für Natura-Beef oder Swiss-Prim-Beef. Auch Biotiere seien gesucht. Schweizweit macht der Anteil Natura-Beef noch immer 62 Prozent aus, Natura-Veal 15 Prozent. In der Innerschweiz liegt der Anteil Natura-Veal allerdings bei 21 Prozent.

Die Mutterkuhhalter wollen sich mit der Beef.ch an der kommenden Luga nächsten Mai in Luzern präsentieren. So mit Tieren auf der Weide, Infos auf einem Erlebnisweg, gastronomischen Angeboten und «Schule einmal anders» für junge Gäste, wie Regionalleiter Pius Eggerschwiler erklärte. Dafür würden noch zahlreiche Helfer gesucht.