Eines vorweg, ich bike selber auch. Nicht immer nur auf befestigten Wegen im Wald. Aber in der freien Landschaft nur auf ausgeschilderten Wanderwegen, auf Forststrassen oder befestigten Flurwegen, auch auf Alpen. Es käme mir nicht in den Sinn, durch hohes Heugras, durch eingezäunte Weiden mit Mutterkühen oder mitten durch den Jungwuchs im Wald zu fahren. Genauso wenig wie beim Wandern den Abfall liegen zu lassen, ein Picknick im Getreidefeld zu veranstalten oder in schnittreifen Mähwiesen oder im Ackerfeld zu parkieren. Ist doch logisch. Ist es das?
Wandern und Velofahren gehören zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten in der Schweiz. Seit dem Corona-verordneten Abstandhalten boomte das noch viel mehr. Viele Leute suchen das Outdoor-Erlebnis, pilgern in die Berge, aufs Land, in die Wälder. Auch viele neue Naturgeniesser entdeckten die Nähe und die Vielfalt unserer attraktiven Landschaft. Stark zugelegt hat auch das Velofahren, vor allem Mountainbikes und vermehrt auch E-Mountainbikes. Die ermöglichen es selbst nicht so fitten oder betagten Zeitgenossen, Wege, Höhen und Distanzen zu schaffen, die mit Muskelkraft zu viel Anstrengung erfordern. Die Verkaufszahlen von E-Bikes verdoppelten sich gemäss dem Verband Velosuisse seit 2017 bis 2021 auf jährlich über 187'000. Und auch E-Mountainbikes finden immer mehr Anklang, letztes Jahr waren bereits 40 Prozent aller verkauften Bikes solche mit elektrischer Unterstützung, nämlich über 75'000.
Konflikte häufen sich
Die Frequenzen auf Wanderwegen oder im Wald nehmen damit zu. Und so auch die Konflikte, mit Wandernden oder mit Waldeigentümern und Jägern. Velos auf Wander- und Bergwegen, auch E-Bikes, werden in den meisten Fällen zwar rechtlich toleriert, wobei Wandernde den Vortritt haben. Erwartet wird aber gegenseitiges Verständnis. Nicht zulässig wäre in den meisten Kantonen gemäss Waldgesetz Biken auf nicht befestigten Wegen im Wald. Die Realität ist eine andere. Längst gibt es ein rasant wachsendes Netz von unbefestigten Trails in den Wäldern vor allem in den Agglomerationen. Meist wird das toleriert, wohl auch, weil das Fahrverbot kaum mehr durchsetzbar ist.
In einigen Kantonen wird versucht, mit Bike-Konzepten Regelungen zu erwirken. Schliesslich geht es auch um Haftungsfragen, wenn Querfeldeinfahrer wegen Weidezäunen oder Schlaglöchern in Flurwegen stürzen, von Nutztieren angegriffen werden und zu Schaden kommen. Es dürfte aber schwierig sein, Biker auf einige wenige offizielle signalisierte und allenfalls ausgebaute Trailpisten zu kanalisieren, wo es doch so reizvoll ist, immer mal auf einem neuen Pfad den Adrenalin-Kick zu spüren.Ich bin gespannt, bis wann der Dichtestress so gross wird, dass die Regelungsdichte erhöht, beziehungsweise der Vollzug verschärft werden muss.
Auch auf Wanderwegen dürften die Konflikte vor allem mit den Steilgelände-tauglichen E-Bikes zunehmen. Noch halten sich diese aber in Grenzen, gleichwohl dürfte eine Entflechtung vor allem in intensiv genutzten Regionen eine Frage der Zeit sein.
Fehlende Sensibilisierung und fehlender Respekt
Und was hat nun Biken und Wandern mit der Landwirtschaft zu tun? Immer mehr. Ein immer grösserer Teil der Gesellschaft ist natur- und vor allem landwirtschaftsentfremdet, will sich aber mehr in der Landschaft tummeln.
Auswüchse sind laufend feststellbar, so berichtete die BauernZeitung Anfang Februar, wie Dutzende von Autos im Luzerner Seetal auf Wiesen parkiert wurden und Schäden verursachten, notabene auf einer Biodiversitätsförderfläche. Es gäbe Hunderte von Beispielen von fehlender Sensibilisierung und fehlendem Respekt gegenüber fremdem Eigentum. Rote Köpfe gibt es gelegentlich, wenn «Naturliebhaber» auf Abwegen im hohen Gras oder beim Liegenlassen von Abfall meinen, als Steuerzahler das Recht auf solches Verhalten zu haben, zumal die Bauern ja Direktzahlungen bekämen und für ihren Aufwand entschädigt seien.
Was ist zu tun? Grundsätzlich ist es eine Chance, wenn die Landschaft und damit Landwirtschaft besucht wird. Die Bauern sollten das nutzen, ihre Leistungen zu präsentieren und den Dialog mit der übrigen Bevölkerung zu suchen. Wenn aber immer mehr Leute, obwohl dies hoffentlich die Minderheit bleibt, nicht mehr wissen, was sich gegenüber fremdem Eigentum gehört, so geht es wohl nicht ohne mehr Regelungen. Eigentlich schade, denn Vorschriften braucht es eh immer nur wegen einigen uneinsichtigen «Tubeln».

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