Der nicht informierte Bauer ohne Zeit ist der Lieblingskunde eines Händlers. So weiss dieser weder über die aktuellen Preise, noch über die Marktlage Bescheid und ist dem Käufer eines Tieres in seinem eigenen Stall quasi ahnungslos ausgeliefert. Öffentliche Märkte schaffen Transparenz und geben viel besser, als der fast geheime Handel im Stall, das Bild der aktuellen Lage auf dem Markt wieder.

Neuer Verein gegründet

Die Schlachtviehmärkte und die Zucht- und Nutzviehauktionen machen es vor. Nun soll das auch auf dem Tränkermarkt so werden, finden die Berner und haben den Verein Tränkerauktion Kanton Bern gegründet. Präsident Hansueli Lüthi ist auch Präsident der Genossenschaft Markthalle Schüpbach, wo vergangene Woche erstmals ein entsprechender Markt mit zwölf Tränkern stattfand. Die Kälber kamen bescheiden und die Händler auch. «Sie waren zwar da, haben aber nur beobachtet», sagt Lüthi. Mit einer Ausnahme: Ein bekannter Landwirt aus dem Berner Jura, der, wie er gegenüber der BauernZeitung sagt, auch ein Leben lang bereits mit Bauern handelt, hat gleich neun der zwölf Kälber gekauft. Er will seinen Namen nicht in der Zeitung lesen, zu gross sei das «Gstürm» nach dem Markt gewesen. Er hat das Gefühl, mit dem Kauf der Tiere in Schüpbach BE etwas Gutes getan zu haben. «Wir müssen Sorge tragen zu den Bauern, die Kälber produzieren», sagt er und kritisiert auch gleich die Marktmacht einiger einzelner Händler, die alles diktieren wollen und in den Wintermonaten nicht bereit seien, «anständige» Preise für die Tränker zu zahlen. Diese Transparenz, die durch Proviande und die Schlachtviehmärkte möglich sei, sei weltweit einzigartig, meint er. Und das sei auch bei den Tränkern nötig.

Nicht alle Händler arbeiten «ehrlich»

Die «Berner Zeitung» titelte vergangene Woche: «Die Viehhändler boykottierten den Markt.» In der Tat dürften sie wenig Freude an diesem Markt haben, der den Bauern Transparenz bringt; daran zweifelt auch Hansueli Lüthi nicht. Einige würden «ehrlich» handeln, andere nicht. Und genau dafür brauche es diesen Markt, ist Lüthi sicher. Aber es sei an den Bauern selbst, sich dafür einzusetzen und Tiere anzumelden. Der Berner Bauernverband begrüsst die Aktion, wie Präsident Hans Jörg Rüegsegger auf Anfrage erklärt. Aber im Lead, wie es bisher vielerorts heisst, will man sich dort nicht sehen. «Wir haben mit unserem Dienstleistungsangebot unterstützt», sagt Rüegsegger, federführend seien aber die Bauern selbst gewesen.

Die erste Auktion in Mülenen bereits abgesagt

Die Tränkerauktion soll nun wöchentlich stattfinden, nämlich alle zwei Wochen im emmentalischen Schüpbach und dazwischen in Mülenen, im Berner Oberland. Gestern war Mülenen an der Reihe, musste aber aufgrund der fehlenden Kälber abgesagt werden. «Es gab nur zwei angemeldete Tiere», so Hansueli Lüthi und damit sei kein Markt möglich. Je mehr Tiere an den Markt kommen, umso besser also. Umso besser für die Bauern, und die Kälber? Die Händler sind nicht die einzigen, die wenig Freude an der neuen Auktion haben. Der Schweizer Kälbergesundheitsdienst hat zu den Tränkerauktionen eine Stellungnahme verfasst. «Es ist ein zentrales Ziel des Schweizer Kälbergesundheitsdienstes, in Zusammenarbeit mit Geburtsbetrieben, Händlern und Mästern die Tiergesundheit der Tränker auf dem Mastbetrieb zu verbessern und den Einsatz von Antibiotika drastisch zu reduzieren», wird geschrieben. Dabei sei allseits und seit Langem bekannt, dass dem Transport junger Kälber vom Geburtsbetrieb auf den Mastbetrieb eine zentrale Rolle zukomme. «Je häufiger die Tiere ab- und umgeladen werden und je länger es dauert, bis sie nach Verlassen des Geburtsbetriebes den endgültigen Bestimmungsort erreichen, desto wahrscheinlicher sind Lungen- und Durchfallerkrankungen auf dem Mastbetrieb. Dies gilt in besonderem Masse für die kalte Jahreszeit», wird erklärt.

Auktionen für Kälbergesundheit problematisch

Gegenwärtig bemühe man sich um einen nationalen Branchenstandard, damit Tränker mit besonders guter Konstitution und minimaler Transportbelastung auf den Markt kämen. Das Zusammenführen vieler Tränker im Rahmen von Kälbermärkten und Auktionen sei grundsätzlich unter dem Aspekt der Tiergesundheit problematisch, stehe somit im Widerspruch zu Bestrebungen zur Senkung des Antibiotikaverbrauchs und sei zudem im Hinblick auf Biosicherheit und Tierseuchenbekämpfung kontraproduktiv.