Die Swiss Expo nennt sich seit mehreren Jahren «the place to be», was so viel heisst wie: der angesagte Ort. Was aber nun, wenn man gar nicht am angesagten Ort sein kann? Was, wenn die Corona-Pandemie einen Publikumsaufmarsch verhindert?
Anmeldungen nicht bekannt
«Die Swiss Expo, die ursprünglich für den 13. bis 16. Januar geplant war, wird weder Aussteller noch Besucher haben», war jüngst einer Medienmitteilung der Organisation zu entnehmen. Der Wettbewerb werde auf das Datum des 24. bis 27. Februar verschoben und solle nur in Anwesenheit von schweizerischen und ausländischen Züchtern stattfinden. Die Ausstellung soll im Streaming-Verfahren übertragen werden. «Leider kann ich zu diesem Punkt noch keine Antwort geben, da die endgültige Entscheidung über die Durchführung des Wettbewerbs erst Mitte Januar nach neuen Richtlinien der Kantone und des Bundesrats getroffen wird», schreibt Maud Couturier von der Expo auf die Frage, wie viele Tiere denn bereits angemeldet seien.
Sponsoren reagieren
Die Durchführung dieser grossen Ausstellung, an der jedes Jahr rund 1000 Tiere aufgeführt werden, wird durch Sponsorengelder unterstützt. Wie fällt deren Engagement aus, wenn die Swiss Expo quasi als Geisterausstellung über die Bühne geht? Die BauernZeitung hat bei einigen Hauptsponsoren nachgefragt. «Ausstellungen wie die Swiss Expo sind für Swissgenetics wichtige Züchtertreffpunkte, bei denen der gesellschaftliche Kontakt mit unseren nationalen und internationalen Kunden eine grosse Bedeutung hat», sagt René Bucher, Teamleiter Marketing bei Swissgenetics. Auch der Kontakt unter den Züchtern selbst sei sehr wertvoll und wichtig, «weshalb wir diese Anlässe im Rahmen unserer Möglichkeiten auch unterstützen.» In der geplanten Form einer virtuellen Expo ohne Besucher entfalle aber dieser physische Kontakt. «Trotzdem erachten wir die Absichten der Organisatoren als innovativ und interessant. Ein allfälliges Engagement hängt davon ab, welchen Nutzen wir für unsere Kunden sehen. Die Höhe des Sponsoringbetrages wird aufgrund der durch Swiss Expo offerierten, möglichen Gegenleistungen festgelegt werden», sagt Bucher. Bei einer reinen Online-Messe würden die möglichen Kontakte – national und unternational – auf die digitale Form reduziert, was die Kraft des Kontaktes stark reduziere. «Dies könnte aber in Zukunft ein vermehrt genutztes Format werden. Deshalb und um die gelebte Innovation von Swiss Expo zu unterstützen, kann sich Swissgenetics gut vorstellen, Partnerin einer Online-Swiss Expo zu sein», schliesst Bucher.
UFA fährt runter
Ein weiterer namhafter Sponsor ist die UFA AG. Sie achtet das Engagement der Organisatoren der Suisse Expo in dieser schwierigen Zeit. «Wir wünschen der Ausstellung die verdiente internationale Ausstrahlung. Unser Sponsoring muss unter diesen Umständen allerdings bescheidener ausfallen, denn wir suchen den direkten Kundenkontakt und virtuelle Begegnungen können diesen nicht ersetzen», erklärt Samuel Geissbühler von der UFA AG auf Anfrage der BauernZeitung. Konkretere Antworten seien aktuell nicht möglich.
SMP sucht «neue Wege»
Etwas konkreter tönt es bei den Schweizer Milchproduzenten (SMP). «Das Engagement der SMP an den Fachmessen und Ausstellungen hat in erster Linie eine Plattformfunktion und stellt eine Wertschätzung für die Milchproduzenten dar. Zusammen mit den regionalen Mitgliedsorganisationen ist es eine Möglichkeit lokal mit den Produzentinnen und Produzenten einen persönlichen Austausch und den Kontakt zu pflegen», erklärt Reto Burkhardt, Leiter Kommunikation SMP. «Wir erachten das als wichtig und es wird auch geschätzt. Wenn eine Ausstellung also im 2021 nur virtuell stattfindet, kann sie diese Funktion nicht mehr ausüben», so Burkhardt. Die SMP streiche nicht grundsätzlich Sponsoringbeiträge, sondern sei in der derzeitigen Situation nur bemüht 2021 neue Wege zu suchen.
Nichts Negatives
Die SMP haben erst jüngst in Sachen Sponsoring eine neue Regelung eingeführt. So fliessen nur noch Gelder an Ausstellungen, wenn ein «positiver Bericht vorliegt». Dieser war im Fall der Swiss Expo 2020 noch mehrere Monate nach der Durchführung ausstehend. «Die Rückmeldung ist bei uns eingetroffen», erklärt Burkhardt auf Anfrage. Der Bericht der Arbeitsgemeinschaft Schweizer Rinderzüchter (ASR) mit dem integrierten Zusatzbericht der Kontrollkommission sei an die SMP übermittelt worden. «Daraus können wir keine negativen Konklusionen ziehen», so Burkhardt. Gleichzeitig habe auch der Kantonsveterinär von Genf bezüglich Einhaltung des Tierschutzrechts auch keine negativen Rückmeldungen gegeben.
Die Swiss Expo in Genf im Januar 2020 blieb aufgrund der Corona-Pandemie die letzte grosse Ausstellung, bei der das neue ASR-Ausstellungsreglement inkl. Ultraschall zum Einsatz kam. Es schreibt für jede Kuh vor Betreten der Arena eine Ultraschall-Untersuchung des Euters vor, um Ödeme zu entdecken. An der Swiss Expo 2020 konnten 26 Ödeme festgestellt werden, wie das SRF-Konsumenten-Magazin «Espresso» im Frühling berichtete. Sie scheinen nicht als negative Schlussfolgerung in den Bericht der ASR an die SMP eingeflossen zu sein.
Eine genaue Angabe zur Höhe der bisher jährlich geflossenen Sponsorengelder an die Swiss Expo wollte keine der angefragten Organisationen geben. Daher ist auch kein Wert bekannt, welcher der Ausstellung nun abhandenkommt.
Kein Geld vom Bund
Als weiterer Hauptsponsor ist der Bund auf der Webseite der Swiss Expo aufgeführt. Die Gelder aus dem Topf der Absatzförderungen wurden aber bereits 2019 gestrichen. Auch im kommenden Jahr wird der Bund demnach keine Absatzförderungsmassnahmen zugunsten der Swiss Expo entrichten, wie das Bundesamt für Landwirtschaft auf Anfrage mitteilt.
Es dürfte aber nicht nur an Sponsoren fehlen. Der Viehzuchtwettbewerb zieht jedes Jahr über 20 000 Besucherinnen und Besucher an. Können sie nicht an den Event kommen, entfallen der Organisation auch deren Eintritte.
«Unser Engagement hat in erster Linie eine Plattformfunktion.»
Reto Burkhardt, Leiter Kommunikation SMP
«Wir erachten die Absichten der Organisatoren als innovativ und interessant.»
René Bucher, Teamleiter Marketing bei Swissgenetics
«Das Sponsoring muss unter den Umständen bescheidener ausfallen.»
Samuel Geissbühler, Leiter UFA-Marketing