Es ist ein wunderschönes Bild, das sich an diesem Nachmittag bietet: Die Kühe von Roland und Nicole Salzmann auf dem Siehen in Eggiwil grasen friedlich auf der Weide und geniessen dabei die Herbstsonne. Doch schon bald dürfte es ganz anders sein: Nicht nur bei den Kühen, sondern auch bei den Meistersleuten dürfte der Puls dann etwas höher schlagen, denn ihre Jubiläumsviehschau steht vor der Türe. «Am Samstag, 26. Oktober, kann unsere Viehzuchtgenossenschaft Siehen das 100-Jährige feiern und darauf freuen wir uns sehr», sagt der Betriebsleiter. Bis dahin gelte es noch, ihren Kühen den letzten Schliff zu verpassen und zusammen mit dem Züchterkollegen den Schauplatz vorzubereiten. «Jetzt hoffen wir natürlich auch noch auf Wetterglück und auf viel Publikum», ergänzt Nicole Salzmann.
Jubiläumsschau VZG Siehen
Wann: Samstag, 26. Oktober
Wo: Beim Restaurant auf dem Siehen bei Eggiwil
Programm: Ab 9.30 Uhr: Punktierung der über 200 Kühe; 13.15 Uhr: Kälberwettbewerb; 13.30 Uhr: Rinderwettbwerb; 13.45 Uhr: Betriebscup; anschliessend finden die Misswahlen statt; ab 15.30 Uhr: Abfuhr; ab 20 Uhr: Öffentlicher Züchterabend.
Milch und Holzschindeln
Im Jahr 2022 haben Nicole und Roland Salzmann den Hof Längfeldhubel von den Eltern übernommen und setzen weiterhin voll auf Milchproduktion und auf Viehzucht. «Nicht ganz», sagt der Landwirt. «Seit einigen Jahren fertigen wir auch Holzschindeln für den Verkauf an», präzisiert er. Dieser Betriebszweig trage mittlerweile einen wichtigen Teil zum Betriebseinkommen bei. Doch die Leidenschaft von Salzmanns ist und bleibt die Viehzucht. «Schon mein Vater Hans hatte ein Faible für schöne Kühe», sagt der Juniorchef anerkennend. Er hätte heute niemals so einen Kuhbestand, wenn nicht sein Vater Vorarbeit geleistet hätte. Nicht nur Roland, sondern auch seine Frau hat Freude an schönen Kühen: «Ich bin eigentlich gelernte Coiffeuse und meine Eltern kommen nicht aus der Landwirtschaft, doch Kühe begleiten mich schon von Kindesbeinen an», hält Nicole Salzmann fest, die ursprünglich aus der Lenk kommt. Kühe faszinieren sie so sehr, dass sie im Stall auch den Paarungsplan macht. «Wir wünschen uns Kühe, die funktionell und nicht allzu gross sind, dazu einen guten Milchgehalt und tiefe Zellzahlen haben», erklärt Roland Salzmann das Zuchtziel.
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Schon viele Stiere verkauft
Im Stall und auf der Weide ist die Genetik «Rot» und «Schwarz» gleich stark vertreten. Neben RH- und Holsteinstieren wird ab und zu auch ein Swiss-Fleckvieh-Stier eingesetzt. «Das erste Mal besamen wir die meisten Tiere mit gesexten Samendosen», sagt Nicole Salzmann. Wird eine zweite oder mehrere Besamungen benötigt, werde oft ein Maststier gebraucht. «Bei uns kalben jährlich 10 bis 15 Rinder ab», so der Züchter. Der Nutzviehverkauf sei zu einem wichtigen Standbein geworden und er erfolge meistens über einen Händler, über den Privatverkauf oder über die Online-Verkaufsplattform swisskuh.ch. «Diesbezüglich haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht», sagt Roland Salzmann. Er könne sich aber gut vorstellen, seine Tiere in Zukunft vermehrt auch an Auktionen zu veräussern. Die Zuchtstrategie von Salzmanns und ihre wunderschönen, kapitalen und sehr gut aufgeeuterten Kühe tragen auf jeden Fall Früchte: Vier Stiere konnte der Betrieb bisher an Swissgenetics verkaufen. Der letzte, Longfield Hoover-ET, ein Leno-Sohn, stammt aus ihrer eindrücklichen Longfield Crown Henna (54 55 96/VG 89). «Die Kuhfamilie von Hoover geht auf unsere bekannte Stammkuh Loyd Lora zurück», hält der Landwirt fest. Diese Familie habe die Zucht in ihrem Stall nachhaltig und sehr stark geprägt.
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Familienglück perfekt
Der Stier Loyd habe bei ihnen in den 1990er-Jahren sowieso sehr schöne Töchter hinterlassen. Und Lora wurde vor 25 Jahren, als die VZG Siehen ihr 75-jähriges Jubiläum feiern konnte, zur Miss gewählt. «Da war mein Vater Hans noch Betriebsleiter», sagt Roland Salzmann. Er, der im Teenageralter nie den Beruf des Landwirtes erlernen wollte und nach der Schulzeit zuerst die Ausbildung als Bäcker-Konditor in Angriff nahm, blüht heute in seiner Rolle als Landwirt richtig auf. «Als zwölfjähriger Bub sah ich bei uns einmal eine tote Kuh auf der Weide, das hat mir abgelöscht», sagt er rückblickend.
Doch Roland Salzmann kehrte der Landwirtschaft nie ganz den Rücken, erlernte vorher aber noch einen zweiten Beruf, den des Elektroinstallateurs. «Als dritten Beruf habe ich dann doch noch Landwirt gelernt», hält er lachend fest. Mit Nicole habe er jetzt auch eine Frau gefunden, die Freude an der Landwirtschaft habe. «Wir ziehen am gleichen Strick», sagen beide klar und deutlich. Zusammen mit ihrem fünfjährigen Sohn Alessio und der 18 Monate alten Tochter Sienna ist ihr Familienglück perfekt. Knapp 30 ha Land, dazu einige Hektaren Wald, 20 Kühe und das Jungvieh gilt es auf dem Längfeldhubel jahrein, jahraus zu betreuen. «Bei der Mithilfe können wir auf meine Eltern zählen», sagt der zweifache Familienvater dankend. «Meistens bin ich am Abend mit meinem Schwiegervater im Stall, melke und versorge die Kühe mit ihm», sagt Nicole Salzmann. «Da habe ich mehr Zeit für andere Arbeiten wie das Schindelnmachen», entgegnet er. Nächste Woche ist aber Teamarbeit gefragt: «Für die Jubiläumsschau werden wir die Kühe scheren. Das ist dann meine Arbeit», weiss die Bäuerin schon.
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Eine starke Genossenschaft
«Wir werden mit 15 Kühen an der Schau teilnehmen und ‹chüjerisch› auffahren», freut sich der Landwirt. Ob es wieder zu einem Misstitel reichen wird, stehe offen: «Die VZG Siehen ist eine starke Viehzuchtgenossenschaft mit sehr vielen motivierten und erfolgreichen Züchterinnen und Züchtern», weiss Roland Salzmann. Er könne nur sagen, dass es für alle ein unvergesslicher Tag werde – sei es für die Aussteller, für die Bauernfamilien oder eben für die Besucher. «Chömet verbi, d Ussicht isch grandios, d Feschtwirtschaft isch parat, u schöni Chüe gits ono ds gseh», lautet die Werbung von Roland Salzmann.
Betriebsspiegel
Name: Roland und Nicole Salzmann
Ort: Siehen bei Eggiwil
LN: 28,9 ha, Bergzone II auf 978 m ü. M.
Viehbestand: 20 Kühe plus Jungvieh. Die Milch geht zur ZMP.