Während man früher zum Besamen der Kühe noch den Stierenhalter im Dorf aufsuchte oder selbst einen Stier besass, setzen heute viele Milchviehbetriebe vor allem auf die künstliche Besamung (KB). Anders als das Spermasexing und der Embryotransfer ist die KB auch auf Bio- und Demeter-Betrieben erlaubt.

Obwohl laut Bio Suisse das Angebot an Bio-KB-Stieren seit einigen Jahren wächst, ist dieses aktuell noch begrenzt. Deshalb können auch Knospe-Betriebe auf konventionelle Stiere zurückgreifen. Gleiches gilt zudem für Demeter-Betriebe.

Keine Demeter-KB-Stiere

Genetik Bio-Stiere nur noch auf Bestellung Saturday, 3. February 2024 Zwar bevorzuge Demeter den Natursprung, doch die Haltung eines Stieres sei herausfordernd – besonders aus Sicht der Sicherheit, erklärt Heinz Koloska, Präsident der Kommission für Richtlinienfragen bei Demeter. «Gerade auf kleinen Betrieben würden Aufwand und Ertrag eines eigenen Stieres in keinem Verhältnis stehen», meint er weiter. Man wolle jedoch alle Betriebe unabhängig von ihrer Tieranzahl gleich behandeln und habe daher die KB für alle erlaubt.

Angesichts der Vielfalt der Rassen stehen gemäss Koloska bei der Haltung eigener Demeter-KB-Stiere Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis. Zudem sei das Angebot nicht sehr gross. «Schon heute besteht bei den konventionellen Stieren Inzuchtgefahr», erklärt er weiter.

Genetisch hornlose Stiere nicht erlaubt

Der Einsatz von genetisch hornlosen Stieren ist nicht erlaubt. Davon ausgeschlossen sind laut Heinz Koloska in der Fleischproduktion natürlich hornlos gezüchtete und genetisch hornlose Rinderrassen, die es in behornter Form nicht mehr gibt. Dazu zählen etwa Angus und Galloway. Laut den Richtlinien ist die Liste nicht abschliessend und die Aufnahme weiterer Rassen kann bei der Richtlinienkommission beantragt werden.

Förderung des Natursprungs

Auch beim Natursprung ist sowohl Knospe- als auch Demeter-Betrieben der Kauf eines konventionellen Stieres erlaubt, sofern diese nicht aus Embryotransfer stammen. Man wolle so den Natursprung fördern, erläutert Heinz Koloska. Weiter sei dies mit der noch eingeschränkten Verfügbarkeit von Bio- und Demeter-Stieren zu erklären, heisst es vonseiten beider Organisationen.

Man möchte den Produzenten und Produzentinnen die Flexibilität lassen und eine genetische Vielfalt ermöglichen. Weiter ist der Zuchtstier laut Bio Suisse nur für die Nachzucht relevant und es gelangt kein Produkt des Stieres in den Bio-Kanal.

Vermarktung in Bio möglich

Doch in welchen Kanal gelangt der ursprünglich konventionelle Zuchtstier nach seiner Schlachtung? Damit das Fleisch eines konventionellen Stieres in den Bio-Kanal gelangt, muss dieser 12 Monate und auf jeden Fall mindestens drei Viertel seines Lebens auf einem biologisch bewirtschafteten Betrieb verbracht haben.

Anders ist es bei Demeter: Hier kann ein konventioneller Stier nie unter der Marke Demeter vermarktet werden. Das Fleisch eines auf einem Knospe-Betrieb geborenen Zuchtstiers hingegen kann nach mindestens zwei Drittel seiner Lebenszeit oder nach 12 Monaten auf einem biologisch-dynamischen Betrieb als Demeter-Fleisch vermarktet werden.


Die BauernZeitung fragt: Weshalb setzen Sie als Milchproduzent auf Natursprung oder künstliche Besamung?

Hans-Ruedi Stämpfli, Murzelen BE:
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Wir setzen bei unseren SF- und RH-Kühen hauptsächlich auf den Natursprung. Wir bevorzugen den Natursprung aus mehreren Gründen: Da sind zum einen die tieferen Kosten, wenn man nicht immer wieder besamen muss, sondern der Stier diese Arbeit macht. Zudem spart man Zeit, da das stetige Beobachten entfällt. Und wir haben das Gefühl, dass die Kühe mit dem Stier einfacher trächtig werden. Allerdings bedingt Natursprung, dass man alle sechs Wochen auf Trächtigkeit kontrolliert, um im Bild zu sein und die Galtzeit im Griff zu haben. Wir kaufen jeweils einen Muni, der ein Jahr lang mit der Herde mitläuft, bis er zu gross und zu schwer wird und das Unfallrisiko im Laufstall ansteigt. Dann geht er zum Metzger. Dadurch verringern wir das Risiko von Inzucht und allfälligem schlechtem Vererben. lja

Martin Schmid, Münchwiler BE:
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Obwohl ich Holstein-Züchter bin, habe ich stets auf den Natursprung gesetzt und noch nie künstlich besamt. Schon mein Vater hat es so gehalten. Wir sind heute nicht mehr so oft im Stall und der Stier übernimmt die Aufgabe, «zur Trächtigkeit zu schauen» und dann zu springen, wenn die Kuh wirklich stierig ist. Das funktioniert sehr gut, wir haben keine Fruchtbarkeitsprobleme und brauchen den Tierarzt höchstens zur Trächtigkeitskontrolle. Wir haben jedes Jahr einen neuen Muni von einem anderen Züchter und ich achte jeweils darauf, dass es gute Stiere sind. Dabei sind mir das Exterieur und die Milchgehalte wichtig; die Milchmenge bereitet mir mit meiner Holstein-Herde eigentlich keine Sorgen. Man muss allerdings acht-geben mit den Stieren: Sind sie zu alt, kann es gefährlich werden. lja

Toni Brand, Spiringen UR:
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Der Natursprung ist bei der Original-Braunvieh-Rasse für die Erhaltung der Blutvielfalt sehr wichtig. Vereinzelt gehen wir zwar mit einem brünstigen Tier auch zu einem Stier von Züchterkollegen in der Region. Dennoch setzen wir auf unserem Betrieb mittlerweile mehrheitlich auf die künstliche Besamung. Dies vor allem, weil wir dadurch mit ausgewerteten Stieren mit einer höheren Sicherheit arbeiten können. Zudem ist die künstliche Besamung auf unserem Betrieb auch sehr bequem. Dank des guten Service der KB-Organisation muss das entsprechende Tier nur separat fixiert werden, den Rest macht der Besamer. Ein weiterer Pluspunkt der KB ist, dass wir ohne eigenen Stier in unserem Laufstall einen Kuhplatz mehr zur Verfügung haben und dadurch mehr Milch produzieren können. reb