[IMG 2]«Rund ums Abferkeln» ging es an der Schweinefachtagung kürzlich am Strickhof ZH. Unter anderen referierte der erfahrene Schweinezüchter Res Hertach vom Kernzuchtbetrieb Hertach + Partner AG, Hohentannen TG. Speziell ging Hertach auf die grossen Würfe ein. Bei der Zucht auf Anzahl Ferkel ist es wie bei der Milchviehzucht. Während es für die einen nicht genug genetisches Potenzial geben kann, können oder wollen andere den zusätzlichen Managementaufwand nicht auf sich nehmen. Die hiesigen Zuchtleiter diverser Tiergattungen könnten wohl mehr als ein Lied darauf anstimmen.
Grosse Würfe als Herausforderung
Die Herausforderungen mit grossen Würfen zählte Res Hertach nochmals auf:
- Tieferes durchschnittliches Geburtsgewicht der Ferkel (mit diversen Auswirkungen)
- Zunahme der Totgeburten
- Heterogene Würfe
- Verlängerte Geburtsdauer
- Teilweise mehr Ferkel als funktionale Zitzen
- Höhere Anforderungen an das Muttertier (Fütterung/Management)
Res Hertach hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten als Betriebsleiter mit rund 250 Muttersauen, Rasse Edelschwein, zur Produktion der Primera F1-Jungsauen und Edelschwein-Jungsauen, viele Erfahrungen gesammelt, wenn es rund um die Geburt geht. Er richtet sein Augenmerk besonders auf die Stressminimierung im Abferkelstall. Sieben Erfolgsfaktoren hat er für seinen Betrieb ausgemacht, um auch grosse Würfe mit höchstens kleineren Problemen zu managen:
- Abferkeln in Gruppen
- Phasenangepasste Fütterung der Sau
- Problemloser Geburtsverlauf durch stressfreie Umweltbedingungen
- Systematischer Wurfausgleich
- Erleichtern der Absetzphase durch Zufütterung
- Einsatz natürlicher Ammen
- Teilabsetzen zur Entlastung der Sau
Res und Roli Hertach setzen seit gut 15 Jahren rund 28 Ferkel pro Sau und Jahr ab. Einen sprunghaften Anstieg gab es um die Jahre 2005 und 2006. Dazu später. Grosse Würfe können natürlich nicht einfach sich selbst überlassen werden. Gemäss Auflistung oben ist ein Erfolgsfaktor der Einsatz von natürlichen oder künstlichen Ammen. Im Handel sind künstliche Ammen erhältlich, die entweder mit Milch und/oder Prestarterfutter funktionieren. Die Milchamme ersetzt im Wesentlichen eine Ammensau.
Natürliche Ammen im Einsatz
Hertachs arbeiten mit natürlichen Ammen. Nebst konsequentem Wurfausgleich werden schwächere Ferkel einer bereits laktierenden Sau angesetzt, nachdem ihr eigener Wurf frühabgesetzt wurde. Die Ammen werden sorgfältig ausgewählt. «Eine gute Milchleistung bis anhin, eine gute Futteraufnahme und eine entsprechende Körperkondition sind uns wichtig», so Hertach. Tipps von Res Hertach bei natürlichen Ammen:
- Nur gesunde Ferkel ansetzen
- Auf homogene Würfe achten
- Die Ferkel während einer Stunde im Nest einschliessen
- Parfum, Jodtinktur, Eukalyptusöl oder Trockenpulver an die Nase der Sau oder der Ferkel verabreichen
Genetik, Umwelt und Management müssten stimmen, damit grosse Würfe auch gross herauskommen, sagte Res Hertach. Jede Art von Stress schlage der Sau aufs Gemüt. Hitzestress zum Beispiel hat massiven Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Bei der Genetik schaut Res Hertach auf den Sauentyp, also guter Wuchs und Körperlänge, das Fundament, die Zitzenzahl mit 8/8 als Minimum, Genotyp A/A und R/R und eine überdurchschnittliche Milchleistung, um nur einige zu nennen. Beim Erfolgsfaktor «Umwelt», also vor allem der Haltung, hat Hertach seit dem Umbau 2006 mit den Alphanestern gute Erfahrungen gemacht. Sie wirken sich bei ihm positiv auf die Anzahl abgesetzter Ferkel pro Sau und Jahr aus. Stroh, Liegekomfort, Klima, Lärmreduktion oder Licht stimmen für Sau und Ferkel und somit für den Betriebsleiter bei diesem Aufstallungssystem.
Aufschreiben hilft meistens
Auffallend bei den Äusserungen des passionierten Schweineproduzenten Res Hertach, vor allem zum Management, also von BCS über gleitenden Futterwechsel, zu Hygiene und Besamung: Er kann seine Arbeit und Ziele in Zahlen fassen. Ganz nach dem Motto von Stickhof-Arbeitswissenschafter Matthias Schick: «Wer schreibt, der bleibt.»
Besseres Management
Vor zehn Jahren wiesen die Schweizer Herdebuchbetriebe beim Edelschwein (ES) im Schnitt bei zweiten und folgenden Würfen 13 lebend geborene Ferkel aus. Heute sind es 13,7. Die Erfolgskennzahl der abgesetzten Ferkel pro Sau (AGF) und Jahr stieg in der gleichen Zeitspanne von 26 auf heute über 28 an.
