Es gibt noch immer genügend Zucht- und Nutzvieh auf dem Markt, allen Schreckensszenarien zum Trotz. Vergangene Woche wurden gegen 60 Kühe an der Chommle-Auktion im luzernischen Gunzwil aufgeführt, einer regelmässigen Verkaufsaktion von Braunvieh Luzern und Vianco. Normalerweise sind es rund 40 Stück Milchvieh der Rassen Braunvieh/OB, Holstein und Fleckvieh.
3150 Franken im Schnitt
Zwar waren auch mehrere Kühe aus zwei aufgelösten Beständen dabei. Trotzdem: «Es hat genügend Kühe, für qualitativ sehr gute muss man einfach ein wenig suchen», sagt Auktionator David Amrein. Diese «sehr guten» gelten seit geraumer Zeit zwischen 3500 und 4000 Franken. Und zwar unabhängig von der Rasse. Sobald in einem wichtigen Merkmal ein Tolggen im Reinheft ist, sind es noch rund 3000 Franken. Im Schnitt über alle drei grossen Milchviehrassen galten die Kühe Fr. 3150.–. Wobei die Bestandeskühe erfahrungsgemäss den Schnitt um den einen oder anderen Hunderter nach unten ziehen. Von den 62 aufgeführten Kühen konnten 61 einem neuen Besitzer zugeschlagen werden. Im Herbst 2020 wurden am gleichen Ort 34 Kühe für durchschnittlich 3300 Franken verkauft.
Die Futtervorräte auf den Milchviehbetrieben sind gemäss Amrein, der auch im Aussendienst unterwegs ist, grundsätzlich gut. Aber nicht überall. Vereinzelt klagen silofreie Betriebe über mässige Vorräte. Vor allem an Südhängen oder dort, wo die Mäusepopulation ihren Höhepunkt erreichte, war die Herbstweide bescheiden.
Kein Notstand beim Futter
Die entspannte Lage auf dem Raufuttermarkt bestätigen kann Daniel Betschart, Verantwortlicher Agrar bei der Landi Unterwalden und Vorstandsmitglied beim Schweizerischen Raufutterverband. Er erinnert daran, dass 2020 ein gutes Futterbaujahr gewesen sei. Und die Bestände in den Ställen würden tendenziell nicht zunehmen. Während der Kälteperiode Mitte Februar stieg der Verzehr vorübergehend an. Nun sind die Ställe wieder aufgewärmt, vor allem tagsüber. «Von einem Notstand sind wir also weit entfernt», fasst Betschart zusammen. Mit dem Frühlingswetter der vergangenen Tage werden bereits Teile von Heustöcken zu Ballen gepresst.
Nachfrage dürfte anziehen
Was bringen die nächsten Monate? Über den Winter konnten die guten Kühe ihre Preise halten, während schwächere eher nachliessen. Noch immer stützen die Metzgpreise den Zucht- und Nutzviehmarkt. «Milchkühe werde also auch in den Frühling und Sommer hinein gesucht sein», blickt Auktionator David Amrein in die unmittelbare Zukunft. Die Frage sei dann, ob das Angebot genüge.