In den Medien und bei Expertengremien stehen regelmässig Wiederkäuer und ihr Beitrag zur Klimaerwärmung im Fokus – speziell, wenn es darum geht, geeignete Methoden zur Methanreduktion zu finden. In der Debatte tritt aber oft die Tatsache in den Hintergrund, dass Wiederkäuer domestiziert wurden, weil sie in der Lage sind, Nahrungsquellen zu nutzen, die für den Menschen nicht direkt zugänglich sind – namentlich pflanzliche Fasern, um daraus hochwertige Nahrungsmittel zu erzeugen. Diese Umwandlung ist aber untrennbar mit der Bildung von Methan verbunden, die nur in Grenzen beeinflussbar ist.

Zugabe von Ölsaaten

Auf internationaler wie nationaler Ebene wurden Ziele zur Methanreduktion festgelegt. Es werden verschiedenste Möglichkeiten für Produzenten eifrig entwickelt und geprüft, um diese Ziele zu erreichen. Eine davon ist die Manipulation der Futterration. Unter anderem ist bekannt, dass Ölsaatenprodukte als Futterzusatz einen Einfluss auf die Pansenfermentation und somit auch auf die Methanproduktion ausüben können.

In einer Untersuchung von Agroscope mit drei Gruppen von je elf Milchkühen wurde in einer Mischration aus Mais- und Grassilage, Heu und Ergänzungsfutter der Zusatz von zwei Produkten aus Ölsaaten verglichen: Extrudierte Leinsamen und gemahlene Rapssamen. Als Kontrolle diente in einem gleichen Anteil pansenstabiles Fett.

Messung mit GreenFeed

Untersucht wurden die Einflüsse auf den Tagesverzehr, die tägliche Milchleistung mit einer ­wöchentlichen Analyse der Milchzusammensetzung, die Pansenfermentation anhand von Untersuchungen an Proben der Pansenflüssigkeit bei einem Teil der Kühe sowie die Methanabgabe. Zusammensetzung und Nährwerte der Ration wurden wöchentlich überprüft. Die Höhe der Methanemissionen pro Tag wurde an zwei Stationen des GreenFeed-Systems erhoben, das die Messungen in der Atemluft ohne Einschränkungen des normalen Verhaltens der Tiere ermöglicht (s. Bild).

Ölsaaten reduzieren Methan

Der durchschnittliche Verzehr der Kühe, die extrudierte Leinsaat vorgesetzt bekamen, war im Vergleich tiefer, ihre Milchgehalte an Fett und Protein waren reduziert, dagegen produzierten sie mehr Milch. Korrigiert auf den gleichen Energiegehalt (ECM) erreichten die Kühe, die mit Rapssaat gefüttert wurden, die gleiche Leistung. Beide Ölsaatprodukte führten zudem zu einer Abnahme der täglichen Methanproduktion um sieben Prozent im Vergleich zur Kontrolle. Bezogen auf das kg ECM, liegt die Reduktion sogar bei 15 bis 17 Prozent im Durchschnitt der Gruppen, ist aber deutlich variabler.

In den untersuchten Merkmalen der Pansenfermentation zeigte sich bei den Ölsaatvarianten zudem als einziges klar erkennbares Ergebnis ein tieferer Anteil von Methanproduzenten in der Mikrobenpopulation. Man kann also den Schluss ziehen, dass mit der Verfütterung von Ölsaaten eine Methanreduktion erzielt wird. Die Ergebnisse für Leinsamen, speziell als extrudiertes Produkt, bestätigen frühere Versuche an anderen Forschungsstellen: Unter praxisnahen Bedingungen, auch mit anders zusammengesetzten Grundrationen, ergaben sich vergleichbare Werte.

Wirksame Mengen zu teuer?

Bei der Beurteilung der Ergebnisse ist auch von Bedeutung, dass von den extrudierten Leinsamen, gemessen an den Empfehlungen des Herstellers, hohe Mengen eingesetzt wurden. Rapssaat wie auch pansenstabiles Fett in den anderen Versuchsvarianten wurden so dosiert, dass in allen Rationen der Fettgehalt gleich hoch war, nahe an der oberen Grenze gemäss Fütterungsempfehlungen. Es ist also fraglich, ob mit tieferen Einsatzmengen, bedingt unter anderem durch die Kosten des Produkts, noch die gleichen Emissionsreduktionen erreicht werden können.

Beide Ölsaaten geeignet

Die Untersuchung zeigte auch, dass mit gemahlener Rapssaat bezüglich Methanreduktion der gleiche Effekt erzielt werden kann wie mit extrudierten Leinsamen. Bei der Entscheidung für das eine oder andere Produkt können deshalb auch andere Aspekte berücksichtigt werden wie die lokale Produktion, der Preis oder die zusätzlichen Effekte verschiedener Ölsaaten wie die Veränderung des Fettsäuremusters in der Milch. Im Zusammenhang einer nachhaltigen und klimafreundlichen Produktion müssen die Veränderungen der Futterration aber auch unter anderen Gesichtspunkten bewertet werden. Dazu gehört der Verzicht auf die Verfütterung von Produkten, die direkt der menschlichen Ernährung dienen können oder der ökologische Fussabdruck der Produktion von speziellen Futter-komponenten.