Die Schweinebranche wird digitaler. Man werde diesen Trend aber nicht einfach generell und bis ins kleinste Detail mitmachen, «sondern versuchen, sehr selektiv vorzugehen», erklärt Matteo Aepli, Geschäftsführer der Suisag in Sempach, gegenüber der BauernZeitung. Die allermeisten Zuchtbetriebe der Schweinebranche würden bereits mit digitalen Lösungen im Bereich der Leistungsdaten arbeiten. Für sie sei der Schritt, auch die Gesundheitsdaten der Tiere digital, statt wie bisher in Papierform, zu erfassen, nicht absolut neu – «aber durchaus für gewisse Tierhalter eine Herausforderung».

Diese Digitalisierung im Bereich der Schweinegesundheit basiert aber nicht etwa auf Freiwilligkeit – sie ist Pflicht. «Eine Branchenlösung im Rahmen der Plus-Gesundheitsprogramme zur Optimierung des Antibiotikaeinsatzes und zur weiteren Verbesserung der Tiergesundheit», wie Aepli erklärt. Das ganz im Gegensatz zur Rindviehbranche, wo die Erfassung der Daten (noch) mehrheitlich auf Freiwilligkeit beruht. Die Ziele sind aber ähnlich. Auch bei den Schweinen sollen diese Gesundheitsdaten irgendwann in naher Zukunft mittels Zuchtwert Gesundheit in die Zucht einfliessen. «Wir stehen hier ganz klar am Anfang der ganzen Übung», sagt Aepli und rechnet derzeit noch mit mehreren Jahren, bis dieser Zuchtwert tatsächlich zum Einsatz kommt.

Anders als beim Rindvieh

 

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Erst einmal geht es darum, die Daten zu erfassen. Das elektronische Behandlungsjournal gibt es webbasiert oder aber als App-Version. Die App bietet den Vorteil, die Daten entsprechend auf dem Handy zu erfassen, das meist auch im Stall dabei ist. Im Unterscheid zum Rindvieh würden bei Schweinen die meisten Behandlungen nicht durch den Bestandestierarzt, sondern durch die Tierhalterin selbst vorgenommen. Also müsse sie oder er auch selbst Buch dazu führen.

«Es gilt sicher aufzupassen, dass wir nicht überfordern», sagt Matteo Aepli, der aber im Gegenzug überzeugt ist, dass die Vorteile des Systems überwiegen, auch wenn es Betriebsleitende gebe, die sich mit der digitalisierten Erfassung eher schwer tun. Dass es da einen Generationengraben geben soll, kann Aepli aber nicht unterschreiben. «Ich staune sehr und bewundere, wie sich die ältere Generation organisiert und auch bereit ist, sich Hilfe zu holen», so der Suisag-Geschäftsführer.

Hilfe bietet die Suisag auch über Team-Viewer. So kann am Computer quasi vor Ort unterstützt werden, ohne dass zusätzliche Besucherzeiten anfallen und dadurch Kosten entstehen. Auch eine Hotline ist eingerichtet.

 

Es wird etwas verlangt

Was aber, wenn ein Betrieb nicht mitmachen will oder aus technischen Gründen nicht kann? «Wir verlangen sicher viel», weiss Matteo Aepli. Und die Spannbreite bei den Betriebsleitenden sei gross, von Begeisterung über Nicht-Können bis zu Nicht-Wollen, sei alles zu finden. «Es braucht sehr grossen Support von Seiten der gesamten Branche, zum Beispiel verdankenswerterweise durch die Bestandestierärzt(innen), Aussendienstmitarbeitende des Futter- und Tierhandels und von unseren Fachleuten. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich», sagt Aepli. Das sei unweigerlich mit einem Betreuungsaufwand in der ersten Phase der Digitalisierung verbunden.

Die Vorteile liegen für Matteo Aepli aber auf der Hand: «Der Tierhalter bucht ein Medikamente ein und erfasst Behandlungen. Er macht Aufzeichnungen und erhält danach Auswertungen.» Mittels Tierbehandlungsindex sehen die Tierhalterinnen, wo sie im schweizweiten Vergleich stehen. Dabei habe aber nicht jedes Antibiotikum den gleichen Stellenwert: «Die Anzahl Wirkstoffe einer Medikation zählt», sagt Aepli. Und da gebe es grosse Unterschiede, die auch in diese Bewertung mit einfliessen würden.

Im Programm können Betriebsleitende zudem Rechte freigeben. Bestandestierärztinnen oder Tierhandelsfirmen erhalten dadurch Zugriff auf die Gesundheitsdaten des Betriebs. «Das ist freiwillig, bietet aber Vorteile. So kann ein Tierarzt beispielsweise wichtige Ergänzungen vornehmen», erklärt er.