Ob im OK der Swiss Classic, im Stall oder auf der Skipiste, Patrizia Hobi gibt immer vollen Einsatz.
Beim Stallbesuch bei der Familie Hobi in Flums Hochwiese fallen gleich mehrere Besonderheiten auf: einerseits der blitzblanke Stall selber, dazu passend die glänzenden und exterieurstarken Braunvieh-Kühe und zu guter Letzt die zackige und wortgewandte Vorstellung von Vieh und Betrieb durch Patrizia Hobi. «In meinen zwei Jahren als Braunviehkönigin habe ich im kommunikativen Bereich viel dazugelernt», erklärt die junge Bäuerin.
Botschafterin der braunen Kuh
Patrizia Hobi gewann die Braunviehkönigin-Wahl im Jahr 2017 und war darauf folgend zwei Jahre lang als Botschafterin für die Braune Kuh unterwegs. Entsprechend gespannt war sie im letzten November auf die Swiss Classic in Brunegg AG, wo die neue Braunviehkönigin gekürt wurde.
«Die diesjährigen Kandidatinnen überzeugten alle, mit Luzia Bieri gewann eine sympathische junge Frau, die das Amt der Braunviehkönigin sicher super ausüben wird», kommentiert Patrizia Hobi die Wahl. Sie selber habe in ihren zwei Amtsjahren an einer grossen Zahl Braunvieh-Veranstaltungen im In- und Ausland teilnehmen dürfen und dabei viele interessante Menschen kennengelernt. «Ich wurde in dieser Zeit selbstbewusster und entwickelte mich im Umgang mit Menschen weiter.» Allerdings habe sie es nach Abschluss der Viehschausaison jeweils auch wieder genossen, nicht fast jedes Wochenende unterwegs zu sein.
Die Swiss Classic 2024 war für Patrizia Hobi noch aus einem weiteren Grund speziell. Die 27-Jährige stand der bedeutendsten nationalen Braunviehschau des Jahres erstmals als OK-Präsidentin vor und sorgte gemeinsam mit ihrem OK-Team für einen reibungslosen Ablauf des Anlasses. «Die Organisation einer nationalen Viehschau ist schon sehr anspruchsvoll. Dank meiner OK-Kolleginnen und Kollegen wurde die Swiss Classic zum züchterischen Highlight des letztjährigen Braunvieh-Jahres.»
Freude an Tieren und Schauen
Die Braune Kuh ist auch sechs Jahre nach ihrer Königinnenzeit ein wichtiger Teil ihres Lebens geblieben. Momentan führt sie den elterlichen Betrieb Wiesental und betreut zusammen mit ihrem Vater die rund 30 Kühe und das Jungvieh. Während ein Teil der Jungtiere in einem Laufstall beim Dorf Berschis überwintert, stehen die Kühe im Anbindestall am Hauptbetriebsstandort Flums Hochwiese. Über die Sommermonate geht alles Jungvieh und rund die Hälfte der Kühe auf die Alp. Ein Teil davon sömmert auf der Alp Panüöl im Flumserberg-Gebiet. Dort versorgt ihre älteste Schwester die total 95 Kühe und ihr Onkel die 220 Jungtiere.
Patrizia Hobi ist eine leidenschaftliche Züchterin. Beim Präsentieren ihres Viehbestandes strahlt sie noch fast mehr als die blitzblanken Kühe. «Weil unsere Eltern im eigenen Restaurant oft stark engagiert waren, verbrachten ich und meine zwei älteren Schwestern schon als Kinder viel Zeit im Stall. Dadurch bekam ich grosse Freude an den Tieren. Aber auch die Teilnahme an Viehschauen entflammte in mir die Leidenschaft für die Kühe.» Eine von ihren eigenen Kühen ist Arrow Caluna, die im Jahr 2022 gleich an zwei Regionalschauen Rinder-Champion wurde.
Caluna komme ihrem Zuchtziel ganz nahe. Die rahmenstarke und feingliedrige Zweitmelkkuh überzeuge nicht nur mit einem sehr korrekten Becken, auch ihre Milchqualität und der Gehalt seien überzeugend. Der aktuelle Betriebsdurchschnitt liege aktuell bei rund 8500 kg Milch. Eine Leistungssteigerung strebt die gelernte Landwirtin nicht an, denn die Kühe sollten sich ja auch weiterhin auf der Alp bewähren.
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Als Ausgleich Sport
Die junge Bäuerin ist nicht nur in der Viehzucht ambitioniert. «Ich bin eigentlich fast in allem, was ich mache, ehrgeizig.» Das zeigte sich auch im Skisport, wo sie es bis zur Profi-Skifahrerin schaffte. Mehrere schwere Verletzungen zwangen sie dann aber, die Sportkarriere mit 18 Jahren aufzugeben. «Wenn ich heute im Fernseher meine damaligen Trainingskolleginnen im Weltcup fahren sehe, kommt schon noch etwas Wehmut auf. Ich frage mich dann jeweils schon, wie weit ich ohne Verletzungen gekommen wäre», so Patrizia Hobi etwas nachdenklich. Ein Bewegungsmensch sei sie aber auch heute noch. Und ob auf dem Bike, beim Joggen oder auf den Ski, der Ehrgeiz flamme schnell wieder auf. So wie kürzlich am 12-Stunden-Skirennen in Pany GR, welches sie mit ihrem Team Flumserberg gewann. Der Sport sei auch heute noch ein wichtiger Bestandteil von ihr. Darum schätze sie auch ihren Nebenerwerb in einem lokalen Sportgeschäft.
Eine gesunde Herde
Und wie sieht die Zukunft von Patrizia Hobi aus? Der Betrieb werde in den nächsten Jahren an die junge Generation weitergegeben. Im Stall wünsche sie sich eine gesunde, leistungs- und exterieurstarke Herde. «Das Wichtigste für mich persönlich sind Gesundheit und Lebensfreude.» Wie ihre private Zukunft genau aussieht, stehe momentan noch offen, so Patrizia Hobi mit einem Lächeln im Gesicht.
Die Schönheit kommt an zweiter Stelle
«Alles, was ich über die Zucht weiss, habe ich von meinem Vater gelernt», sagt Patrizia Hobi. Ein eigentliches Geheimrezept kenne sie nicht. Wichtig sei ihr primär, dass eine Kuh «funktioniert», die Schönheit sei natürlich ebenfalls wichtig, komme aber an zweiter Stelle.
65 Brown-Swiss-Kühe
Insgesamt stehen im Stall der Familie Hobi 65 Brown-Swiss-Kühe sowie ein schwarzes Holsteinkalb. «Das gehört aber der Schwester», sagt Patrizia Hobi. Es sei ein klassischer Heubetrieb, mit Fahrsilo, Rundballen und etwas Heu.
Gras, Mais, Futtergerste
Auf den 20 ha LN bauen Hobis drei bis vier Hektaren Kunstwiese sowie eine Hektare Mais und eine Hektare Wintergerste an. Die Gerste dient als Grünschnittfutter. Sie wird im Stadium der Milchreife geschnitten und an die Kühe verfüttert. Den Rest der Betriebsfläche bilden die Naturwiesen. Produkte vom Hof wie Alpkäse, Butter, Eier oder etwas Fleisch werden über das eigene Restaurant Wiesental in Flums verkauft. Viktor Dubský