Der Gedanke, die Kälber nach der Geburt saugen zu lassen, tönt auf den ersten Blick für manchen Milchproduzenten verlockend. Auch bei den Konsumenten ist die Trennung von Kuh und Kalb ein emotionales Thema. Seit 2020 ist es überhaupt erst erlaubt, Milch von säugenden Kühen abzuliefern. Unter dem Label Cowpassion sammeln erste Betriebe Erfahrungen mit der Mutter-Kalb-Haltung (MuKa). Nun zeigt sich: Die Vermarktung der entsprechenden Produkte hat ihre Tücken, und kostendeckende Erlöse sind schwierig zu erreichen. KAG-Freiland, Cowpassion und die Fachstelle MuKa veröffentlichen darum ein Leitpapier über die Vermarktung von Produkten aus Mutter-Kalb-Haltung.

Meist in konventionelle Kanäle

Ein grundlegendes Problem sind die massiv höheren Kosten der MuKa-Produktion gegenüber der konventionellen Milchviehhaltung. Dem gegenüber stehen oft deutlich tiefere Einnahmen, da weniger Milch abgeliefert werden kann und die Milch oft nicht in separate Kanäle geliefert werden kann. Für kostendeckende Erlöse bräuchte es laut dem Leitpapier einen um rund 30 Rappen höheren Milchpreis. Da die Betriebe verstreut sind und nur kleine Mengen produzieren, lohnt sich einerseits eine regionale Verarbeitung in der Regel kaum, aber auch eine nationale Logistik wäre teuer.

So fliesst bisher ein Grossteil der MuKa-Milch in die konventionellen Kanäle zum regulären Preis. Die Milchproduzenten haben jedoch durch die saugenden Kälber eine um 20 bis 50 % tiefere Milchmenge, die sie verkaufen können. Ausserdem bestünden bei Verarbeitern und Käsern weiterhin Bedenken, was die Hygiene der Milch von säugenden Kühen anbelangt.

Separat verarbeiten

So wird die Marktlage der MuKaProdukte im Leitpapier als Patt-Situation bezeichnet. Kostendeckende Mehrerlöse lassen sich demnach fast nur in der Direktvermarktung von Milch und Fleisch generieren. Sogar kleine regionale Projekte stehen auf wackeligen Beinen. Für die Etablierung der MuKa-Haltung in der Schweizer Milchwirtschaft brauche es jedoch grössere Verarbeiter und den Detailhandel, welche die separate Verarbeitung und flächendeckende Verbreitung ermöglichen. Derzeit warten jedoch mögliche Umsteiger auf Abnehmer und die Verarbeiter auf grössere Milchmengen – eine Patt-Situation eben.

Weitere Informationen und das Leitpapier