Bei der Pferdehaltung in der Schweiz macht sich seit Jahren ein Trend zu mehr Offenstallhaltung und Auslaufboxen bemerkbar. Laut einer Umfrage von 2017 wird hierzulande die Hälfte der Pferde in Offenställen gehalten – etwas mehr als in der Westschweiz und im Tessin. «Doch gerade die Gruppenhaltung stellt eine grosse Herausforderung für das Management dar», stellte Christa Wyss von Agroscope kürzlich am Strickhof-Pferdepensionstag in Lindau ZH fest. Die Haltungsform sei grundsätzlich als für die Pferde positiv zu werten, weil sie sowohl Sozialkontakte zwischen den Pferden als auch freie Bewegung erlaube.

Gemeinsam fressen und ruhen

Dennoch gibt es Aspekte, denen besondere Beachtung zu schenken sind. Christa Wyss nannte Beispiele:

  • Liegen: Manche Pferde legen sich nicht hin, wenn sie sich nicht sicher wähnen, was über längere Zeit gesundheitsschädlich ist. Pferde bevorzugen offene Liegebereiche, die eine Übersicht erlauben. Sackgassen und Engpässe sind daher zu vermeiden. Beliebt bei den Tieren sind zudem Vordächer. Je nach Anzahl Pferde stellt sich jeweils die Frage, ob es einen grösseren Liegebereich braucht oder ob mehrere kleinere vorzuziehen sind.
  • Fütterung: «Inhomogene Gruppen sind die Regel», so Wyss. Grosse und kleine Rassen wie auch leicht- und schwerfuttrige Tiere sind demnach häufig gemischt. Dieser Umstand macht die individuell bedarfsgerechte Fütterung zur Herausforderung. Als Ausweg aus dem Dilemma bietet sich z.B. eine individualisierte Fütterung (via Chip) an.
  • Platz beim Fressen: Bei der Fütterung ist auf genügend Individualdistanz zu achten, um Stress vor und während den Fütterungen zu reduzieren. Lösungen können sein; Futter auf mehrere Raufen verteilen, dreimal mehr Fressplätze als Pferde, befreundete Tiere zusammen fressen lassen. Zudem sollten gemeinsame Ruhezeiten eingeplant werden.
  • Bewegung: Trailwege und verteilte Fressraufen fördern die Bewegung. Die Trails sollten je nach Anzahl Tiere von 5-7 m breit sein und über Ausweichstellen verfügen. Zu beachten ist, dass befestigte Wege bewilligungspflichtig sind. Nicht befestigte Trails werden dagegen leicht matschig.
  • Modulare Haltung: Infrastrukturen, die modular flexibel Einzel- und Gruppenhaltung ermöglichen, erlauben ein flexibles Management, das den Bedürfnissen der Pferde und Kundschaft anpassbar ist. Dies erhöht die Kundenbindung und somit Nachhaltigkeit eines Pensionsbetriebes.

Projekt «Soilhorse»

«Die moderne Pferdehaltung wird durch Zielkonflikte herausgefordert», sagte Christa Wyss. Laut der Agronomin kommen bewegungsfördernde Systeme, die Raum fordern, dem Tierwohl entgegen. Demgegenüber steht jedoch die Forderung nach Erhalt von Kulturland, insbesondere von Fruchtfolgeflächen. «Die Pferdebranche wird mit Ansprüchen konfrontiert, welche an die Landwirtschaft allgemein gestellt werden», so Wyss. Sie nannte etwa den Erhalt von Biodiversität und Landschaft, den Schutz des Bodens wie auch die Bindung von Kohlenstoff.

Solchen Zielen stellt sich ein Projekt, welches derzeit am Schweizer Nationalgestüt läuft: Im Rahmen von «Soilhorse» wird eine reversible Bodenbefestigung auf Laufwegen getestet. Diese basiert auf Durchwurzelung des Bodens und ist reversibel.

Immer mehr ältere Pferde

Nachdem die Equidenpopulation in der Schweiz über die Jahre stetig zugenommen hatte, erreichte sie 2022 mit rund 122'000 Tieren einen Höhepunkt. Derzeit sind die Zahlen leicht am Sinken, 2024 zählte der Bestand noch rund 110000 Tiere. Was zudem auffällt: Das Durchschnittsalter der Pferde ist innerhalb von wenigen Jahren deutlich angestiegen – von 10 Jahren (2016) auf 15 Jahre (2024).