Wer in einer Filiale der Migros Genossenschaft Luzern ein gekochtes, farbiges und regionales Freiland-Ei kauft, wird eines aus Gunzwil LU erhalten. Rund 28'000 Eier verlassen wöchentlich die Blum Eier AG. Die Geschäftsinhaber Romy und Paul Blum haben damit einen eher ungewöhnlichen Weg gewählt.
Weniger Hühner
Der heute 61-jährige Paul Blum arbeitete bis Ende der 80er-Jahre noch für eine Futtermühle im Aussendienst, Spezialgebiet Geflügel, als er den Legehennen-Betrieb im Büel erst in Pacht übernehmen und dann käuflich erwerben konnte. Damals legten noch 12'000 Legehennen ihre Eier in den konventionellen Stallungen. Blum setzte aber rasch auf Freilandhaltung, nach dem Umbau schrumpfte der Bestand stetig auf heute noch 2800 Hühner. Nicht schiere Menge, sondern Wertschöpfung und mehr Tierwohl, lautete die neue Strategie. Als einer der ersten Betriebe lancierten Blums zusammen mit ihrem Abnehmer ein datiertes Ei, das sogenannte Dat-Ei. Sie wurden von diesem Abnehmer vor wenigen Tagen für ihr Engagement und als Anerkennung für die gute Zusammenarbeit mit der «goldenen Sonne» für den «Aus der Region für die Region» (AdR) Produzenten des Jahres ausgezeichnet. Seit 1993 sind die Eier also mit Produzentennummer und Legedatum versehen. Ein nächster Schritt war eben diese Teilnahme am AdR-Programm. Das war vor 20 Jahren.
Wohl bei keinem anderen Lebensmittel haben Skandale in der Produktion derart lange nachgewirkt wie beim Ei. Noch heute haben die Schweizer Konsumenten die Bilder der Batterien-Haltung – in vielen Ländern noch Standard – im Kopf. Mit ihrer regionalen und tierfreundlichen Produktion wurde offensichtlich der Nerv der Zeit getroffen. Der Kopf von Paul Blum ziert seitdem die Eier-Schachteln. Die Idee des regionalen, gekochten Eis habe sich bewährt. Blums hatten ein gutes Näschen. Der Konsument will Schweizer Eier, die Inlandversorgung stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich. Im Gegensatz zu anderen tierischen Erzeugnissen aber kontrolliert. Will heissen; es braucht eine Nachfrage, einen Abnehmer, und dann erst wird ausgebaut. Doch zurück zur Blum Eier AG. Allzulange wird das Konterfei von Paul Blum aber trotzdem nicht mehr auf den Verpackungen zu sehen sein. «Ja, die Geschäftsübergabe möchten wir im nächsten Jahr angehen», sagt Paul Blum. An Stelle von Romy und Paul Blum werden dann Tanja und Adrian Blum, die seit rund drei Jahren im Betrieb wirken, bestimmen, wo’s lang geht.
Investiert ins Färben
Grössere Änderungen sind allerdings nicht geplant. Die letzten Jahre waren herausfordernd genug. Seit bald zehn Jahren werden nämlich auf dem Geflügelhof Blum nicht nur Eier produziert und sortiert, diese werden auch noch gekocht, gefärbt und abgepackt. Vor drei Jahren wurde in eine neue Sortier- und Verpackungsanlage investiert.
Und um diese gebührend auszulasten, ist seitdem ein zweiter Betrieb aus Gunzwil mit an Bord. Die Eier der 10'000 Freiland-Legehennen von Familie Réne und Rebecca Jost, werden zu 100 Prozent von Blums übernommen, bei der Blum Eier AG in den zu Produktionsräumen umgebauten Stallungen sortiert, gekocht und gefärbt. Konsequenterweise folgte eine grössere Investition Anfang 2018 in eine neue Eierkoch- und Färbanlage. Die Anlage kostete etwas über 300'000 Franken, lässt Adrian Blum durchblicken. «Die Produktqualität wurde dadurch erhöht und die Menge konnte weiter ausgebaut werden», begründet Adrian Blum die Investition.
Den Strom für die Kochmaschine liefert die eigene PV-Anlage. Eier perfekt kochen ist auch für Profis eine Kunst. Angestrebt wird «wachsweich»: Das Eiweiss ist fest, das Eigelb im Kern noch ein wenig flüssig. Das Wasser ist 96 Grad heiss, gekocht wird rund zehn Minuten. Je nach Jahreszeit wird justiert. Rund 3,5 Millionen Eier verlassen nun jährlich die Produktionsräume. Nicht nur in einer einzigen Farbe wie anfänglich, sondern in sechs verschiedenen. Blum setzen auf knallige Farben, wie sie sagen. Das sei aber Geschmackssache.
Nicht «08/15»
Mit ihrer Produktionsstätte sind Blums in der Zentralschweiz wohl die grössten bäuerlichen Eierfärber. Der Betrieb bietet vier Vollzeitstellen und weitere sechs Teilzeitstellen. Sortiert wird an sieben Tagen pro Woche. Paul Blum wollte nie einen «08/15-Betrieb», wie er sagt. Immer wieder habe man sich überlegt, was noch drin liege, in welchem Bereich man etwas wagen könne.