Brüssel 1996 – die Schweiz nimmt zum ersten Mal an der Europameisterschaft teil. Die Erwartungen waren gross, die Enttäuschung schlussendlich riesig. Obwohl die Swatch-Tochter Jesica von Albert Bachmann aus Estavayer-le-Lac FR den Junior-Champion-Titel holte, war die Schweizer Delegation damals mit dem holländischen Richter ganz und gar nicht einverstanden.

Grosse Enttäuschung

Noch bei den jungen Kühen war der Richter voll auf der Schiene der Schweizer. Neben Jesica holte auch eine schön behornte Heli-Tochter von Peter Aellig aus Adelboden BE einen Klassensieg. Diese zwei Siege waren aber schon alles, denn die grosse Favoritin aus dem Schweizer Lager, eine Cosmo-Tochter aus dem Betrieb von Jean-Claude Frossard aus Les Pommerats JU, wurde vom Richter weit hinten in ihrer Kategorie platziert. Viele hatten damals das Gefühl, dass die anderen Nationen den Richter zur Brust genommen hatten, als dieser bei den jungen Kühen immer wieder die Schweizer an die Spitze stellte. Grand Champion an dieser Europameisterschaft wurde schlussendlich die deutsche Enhancer-Tochter Arnika.

Viel geändert

Seit 1996 hat sich in der Red-Holstein-Zucht viel verändert. In der Euterqualität, wie auch im Fundament konnten grosse Fortschritte erzielt werden. Auch punkto Typeigenschaften wurde die rote Kuh offener in der Rippe, milchtypischer und schärfer – für viele inzwischen zu scharf. Für eine Europaschau sind solche Kühe aber genau richtig: Das nahmen sich auch die zukünftigen Auswahl-Delegationen für die Europaschauen zu Herzen und siehe da, der Erfolg der Schweizer Kühen liess nicht lange auf sich warten. Zwar noch nicht 1998, denn da spielte sich das Rennen an der Europaschau zwischen Deutschland und Holland ab, sowohl in der Einzelbewertung als auch im Gruppenvergleich. Im Einzelfinale gingen die Titel bei den jüngeren Tieren an die Holländer, bei den älteren Kühen an Deutschland. Die grosse Siegerkuh von damals hiess Signal Francien 14, eine Kuh aus Holland, die zuerst den Junior-Champion-Titel holte und im Finale die Senior Champion Ermatt Andia aus Deutschland aus dem Feld räumte. Für ihren Sieg bekam die Züchterfamilie Boerekamp viele Glückwünsche. Kurz nach der Rückkehr wurde die Feierstimmung aber getrübt. Denn Francien 14 verwarf und gebar ein totes Kalb.

Titel gingen ins Ausland

Im Jahr 2000 – wiederum in ­Brüssel (B) – fand die nächste Europaschau statt. Mit dabei im deutschen Lager die Reserve-Grand-Champion von 1998 Ermatt Andia. In der letzten Klasse rechnete sie entschlossen mit der holländischen Likes-Tochter Mat 72 ab. Dies gelang ihr dank ihrer Überlegenheit hinsichtlich Kraft, Körperlänge und Euterqualität. Würden diese Qualitäten reichen für den Grand-Champion-Titel? Ja, sie reichten, und Andia wurde grosse Siegerkuh vor der Junior Champion Andries Sabina. Die Schweizer Delegation hatte ­damals auch noch nicht viel zu melden. Immerhin holten sieim Länderwettkampf hinter Deutschland und Holland den dritten Platz. Aber von jetzt an schlug die Stunde der Wahrheit. 2004 gelang es den Schweizern zum ersten Mal mit Rubens Galante von Christian Menoud aus Romanens FR, zuzuschlagen. Mit ihrem Ausdruck und dem wunderbaren Euter wurde Galante souveräne Champion. Von nun an gingen alle RH-Titel und ­Länderwettbewerbe an die Eidgenossen. Denn in der Zwischenzeit haben es die Schweizer Züchter gelernt, mit welchen Kühen sie an die Europaschau reisen müssen.

Die Schau von Morand

Zwei Jahre später 2006 in Oldenburg (D) war es die Schau von François Morand aus Vuadens FR. Er holte bei den Red Holstein mit Morandale Pickel Chicoutimi wie auch bei den Holstein (Morandale Kite Bretagne) den Sieg. Auch bei den jungen Kühen hatten damals die Schweizer mit Sunibel Kite Nirvana von Nicolas Sudan aus Broc FR die Nase vorne. Auch an der nächsten Europameisterschaft 2010 in Cremona (I) hatte die Schweizer Delegation praktisch alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Grand Champion und Siegerin jung wurde Rustler Pepita von Everdes Holstein aus Echarlens FR.

Damals musste Pepita aber hart für ihren Sieg kämpfen: Denn die Senior Champion, die aus Luxemburg (B) angereiste Talent Mylene aus dem Betrieb von Paul Mathay, war eine starke Gegnerin. Vorgängig hatte Mylene schon in ihrer Klasse die hochgejubelte Schweizer Kuh Morandale Swatch Britney aus dem Weg geräumt und auf Platz zwei verwiesen. In den Austragungen von 2013 und 2016 waren es die Meisterschaften von Jordan Irene der Gebrüder Schrago aus Middes FR. In bestechender Form holte sie bisher als einzige Kuh zweimal den Titel. An der letzten Europaschau 2019 gewann mit Savage Pasteque von Roger Frossard, Les Pommerats JU, wiederum eine Schweizer Kuh die Trophäe. Ob die Erfolgsserie der Schweizer weiter anhält, wird sich 2022 zeigen. Da ist nämlich Italien mit der Austragung an der Reihe.