Viel zu reden gab an der Regionaltagung im Landgasthof Rössli der Weidebeitrag. «Wer mitmachen will, muss mehr für die Weideführung machen», hielt Roman Steiger fest. Steiger ist Leiter des Kontrolldienstes (KUT), der die ÖLN-Kontrollen für St. Gallen, Glarus und das Fürstentum Liechtenstein durchführt.
Da Steiger selbst 20 Mutterkühe hält, weiss er, wie der Weidebeitrag umzusetzen ist. So sei der Bedarf an arrondierter Fläche hoch, am besten für Vollweidebetriebe, bei einer Milchleistung von 6500 kg. Es brauche 20 bis 30 a permanente Weidefläche pro Kuh und Kalb. Matchentscheidend sei, was man im Stall füttere, so Steiger. Die Weidefläche, die Rindern vom 1. Mai bis 30. Oktober zur Verfügung steht, muss an jedem Weidetag mindestens 70 % der Tagesration an Trockensubstanz decken.
Ausnahmen wie beim RAUS
Viele Mutterkuhhaltungsbetriebe haben sich für den Weidebetrag angemeldet, andere hatten Zweifel – so auch einige Ostschweizer. Die einen beginnen vor dem 1. Mai mit Weiden und hören Anfang Oktober auf. Andere befürchten, dass sie den Weidebeitrag nicht erfüllen, wenn sie bei starken Niederschlägen auf das Weiden verzichten. Dazu sagte Roman Steiger: «Für den Weidebeitrag gelten die gleichen Ausnahmen wie für RAUS. Bei starken Niederschlägen, im Frühling, so lange die Vegetation standortbedingt noch keinen Weidegang erlaubt, oder während der ersten zehn Tage der Galtzeit können die Tiere auf den Laufhof statt auf die Weide gelassen werden.»
Verkürzte Vegetation
Auch das BLW habe eingesehen, dass die 70%-TS-Regelung für manche standortbedingt bei einer verkürzten Vegetationsperiode im Herbst nicht mehr möglich sei. Auf 2024 sollen Betriebe im Herbst von der Pflicht befreit werden, die Weidefläche bis zum 31. Oktober immer weiter auszudehnen, sofern standortbedingt die Vegetationsruhe bereits vor Ende Oktober eintritt.
Eine Frage betraf die Sömmerung mit 100 % Weidefütterung. Auch hier die klare Antwort von Steiger: «Fehlende TS-Aufnahmen auf dem Heimbetrieb können mit dem Verzehr während der Sömmerung nicht kompensiert werden.» Wenn man die 70%-TS-Aufnahme nicht erfüllt, wird der Weidebeitrag um die Hälfte gekürzt. Abmelden kann man sich bis vor der Kontrolle.
Mutterkuh Schweiz hat für den Weidebeitrag gekämpft. «Die Fr. 350.– tragen zur Kompensation des reduzierten Versorgungssicherheitsbeitrags bei», sagte Mutterkuh-Geschäftsführer Urs Vogt. Befriedigend sei auch, dass die längere Nutzungsdauer der Kühe belohnt werde. Das sei positiv fürs Klima. Die Nachhaltigkeit stellt Mutterkuh Schweiz im Projekt «Weidefleisch & Klima» unter Beweis. So haben die Produzenten in den vergangenen Jahren die Klimawirkung um 3 bis 10 % reduziert, die Nutzungsdauer verlängert und die Produktivität erhöht, sagte Vogt.
Klimabilanz rechnen lassen
Mutterkuh Schweiz sucht Betriebe, die bereit sind, eine Klimabilanz rechnen zu lassen. Aber der Markt muss mitspielen. Durch die angespannte Futtersituation wurden im ersten Quartal zu viele Tiere geschlachtet. Gesucht seien Natura-Veal, Angus-Premium-Beef, Simmentaler Original und Biorinder (Rinder und Ochsen).
Gut aufgegleiste Vermarktung
[IMG 2] Nach dem Mittagessen führte Hanspeter Seifert die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Rechberg. Seifert, Mutterkuhproduzent aus Sevelen, vertritt im Vorstand von Mutterkuh Schweiz die Kantone St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden sowie das Fürstentum Liechtenstein.
Betriebsfutterbasis nutzen
Auf dem Rechberg, oberhalb von Herisau, ist der Betrieb von Stefan Streule gelegen. 2008 gab die Familie die Milchwirtschaft auf und stallte Mutterkühe ein. «Wir haben uns für Angus entschieden. Sie sind genetisch hornlos und die Fleischqualität überzeugt», erzählt Streule.Er hat den Betrieb 2021 übernommen und arbeitet 100 % als Landmaschinenmechaniker. Zum Betrieb gehören 8 ha LN auf dem Rechberg und 5 ha Pachtland in Appenzell für das Jungvieh. Streule hält 25 Tiere, davon sind zehn Kühe. Am Vormittag ist der Vater im Stall. «Wir machen nur Rundballen», so Streule. Kürzlich hätte er eine Rundballenbelüftung angeschafft, um die Futterqualität zu verbessern.
Verkauf an Rechberg-Gasthof
Sein Angus-Beef verkauft Stefan Streule den Eltern. Sie führen die weiter oben gelegene Wirtschaft. Er könnte noch mehr liefern, aber er wolle nicht mehr Tiere halten. Nicht nur aus arbeitswirtschaftlichen Gründen, sondern, weil er seine Herde mit betriebseigenem Futter versorgen wolle.