Zollikofen Anhäufen (Piling) bei Legehennen ist ein bekanntes, aber unverstandenes Problem. Was das Verhalten verursacht, war bisher ein grosses Rätsel. Eine Feldstudie des Zentrums für tiergerechte Haltung von Geflügel und Kaninchen in Zollikofen BE bringt erste Erkenntnisse zu den Auslösern.

Kameras zur Beobachtung

Für die zweijährige Studie wurden schweizweit 13 BTS- und RAUS-Betriebe ausgewählt, bei denen Anhäufungen bereits aufgetreten waren. Die Herden waren weiss, braun oder gemischt und umfassten zwischen 1250 und 15 750 Hennen. Alle in der Schweiz verbreiteten Legehennen-Hybride waren vertreten. Über Kameras überwachten die Forschenden tagsüber das Verhalten der Vögel.

In 85 Prozent der Fälle löste das Einzeltierverhalten die Anhäufung aus. Massenbewegungen der Herde, Sonnenlichtflecken, Lampen-Lichtkegel und das Nachfolgen des Produzenten waren weniger wichtig. Piling trat häufiger bei älteren Hennen in grossen Herden, bei breiten Stallgängen und gegen Mittag auf.

Tierarzt Jakob Winter, der an der Universität Bern zu diesem Thema promoviert, beobachtete, dass die Hennen bei gegenseitiger Berührung regungslos wurden. Dies und die hohe Dichte in der Gruppe würden die Tiere an der Flucht hindern. «Die Anzahl, Grösse und Dauer der Anhäufungen variieren je nach Betrieb», so Winter. Ein Platzproblem stelle nicht unbedingt die Ursache für Anhäufungen dar, da das Verhalten häufig in locker besetzten Stallgängen auftrat. «Braune Hennen sind ruhiger, was längere Anhäufungen erklären könnte», erklärt der Tierarzt. In weissen Herden hingegen traten sie öfter, aber kürzer auf.

«In der Regel kommt es bei betroffenen Betrieben in einem Herdenjahr mehrmals zum Erdrücken von Tieren, wobei jeweils durchschnittlich sechs bis 20 Tiere sterben. Es können laut Produzenten aber auch mehr (60 bis 120) sein», meint er zum Ausmass des Problems.

Beschäftigen und umlenken

Zur Prävention werden laut Jakob Winter aktuell folgende Massnahmen eingesetzt: Sonnenflecken- und Lichtflecken durch Lampen vermeiden, Ecken absperren, häufige Stallrundgänge und Beschäftigung um die Mittagszeit (etwa durch das Streuen von Muschelkalk). «Da der Hauptauslöser das Einzeltierverhalten war, könnte man dieses evtl. auf andere Stallbereiche umlenken», erläutert Winter. Wahrscheinlich müsse aber für jeden Betrieb eine passende Kombination verschiedener Massnahmen gefunden werden.

Zwar könne eine Anhäufung einfach durch darauf zugehen aufgelöst werden, «allerdings können sie sich innerhalb weniger Minuten wieder neu bilden. Daher ist es sinnvoller, die betriebsspezifischen Ursachen anzugehen», meint der Tierarzt. jsc

Bei Fragen zum Piling: michael.toscano@vetsuisse.ch