«Wir sind hier in Herisau im Einzugsgebiet von Alpstein und Säntis. Die Jahresniederschlagsmenge beträgt um die 1600 mm», erklärte Michael Steiner, als er die 40 Mitglieder der IG Weidemilch begrüsste, die sich beim ihm zur Sommertagung trafen - und punkto Niederschläge sieht es nicht nur bei ihm nach einem Rekordjahr aus.
Von Braunvieh auf Jersey
2014 hat das Bauernpaar den Hof in Pacht übernommen – damals mit Braunvieh. Nur zwei Kühe der damaligen Herde konnten sich an das Vollweidesystem gewöhnen. Nach und nach ersetzten sie Braunvieh durch leichte Weidekühe wie Kiwi Cross, Norwegische Rot-Bunte und Jersey. [IMG 2] Mit ihren Kühen kommen sie auf einen Stalldurchschnitt von 5080 kg mit 4,99 % Fett- und 3,76 % Eiweissgehalt. «Der Stall passt zu unseren Tieren», sagte Brigitte Fässler. Sie ist im 2x4-Fischgrät-Melkstand für die Melkerei verantwortlich. Fürs Kälbertränken benutzt sie ein JFC-Milchtaxi, das 170 l fasst.
Schlau weiden und zäunen
Steiners begannen mit grossflächigem Koppeln als Kurzrasenweide und machten alle sieben bis 14 Tage einen Umtrieb. Die Nachteile liessen sich an einer Hand aufzählen:
- massiver Düngeranfall bei den Liegeplätzen
- Trittschäden bei den Weideeingängen
- Bildung von Kuhwegen an steilen Flächen
- Wachstumsdepression ab August
- Übernutzung der Wiesen.
So stellten Steiners auf Portionenweide um. Die Weidefläche wird in Koppeln eingeteilt. Jede Koppel wird maximal drei Tage bestossen. Bei Nässe sind die Kühe nur zum Fressen auf der Weide. Sie erhalten morgens und abends für drei bis vier Stunden eine zugeteilte Fläche. Nach dem Abtrieb haben die Weidekoppeln hat dann eine Ruhe- beziehungsweise eine Regenerationszeit von 20 bis 35 Tagen – also Weiden nach dem Prinzip «Rein. Raus. Ruhe».
Von unten nach oben fressen
In den Hanglagen wird von oben nach unten ein schmaler Weidestreifen eingezäunt. «Der Weideeingang ist unten und die Kühe fressen von unten nach oben. So verhindere ich Kuhwege», erklärte Michael Steiner. Der Weideeingang zu jeder Koppel zweigt von den mit Ecorastern belegten Weidewegen ab. Aber schlau Zäunen und Trittsteine, wie es Steiners machen, sind nur zwei der Stellschrauben, weitere sind:
- Die Standardmischung SM 480: Das sei eine ertragssichere Mischung bei nasskaltem Wetter. Wenn das Raigras aufgrund der Kälte Mühe bekunde, dann kompensiere Kammgras. Die Übersaat wird flach eingewalzt
- Das Tränkefass wird ausserhalb des Zaunes parkiert und der Trog ist innerhalb der Weide. So muss man den beweideten Boden nicht befahren.
- Das Blackeneisen hat Steiner immer auf dem Quad dabei. An Ort und Stelle wird jede Blacke herausgerissen. «Aber seit ich Vollweide mache, habe ich weniger Blacken», sagt Michael Steiner.
- Bodenverdichtungen vermeiden. «Trittschäden sind nicht das Problem – die sind nur oberflächlich», sagt er. Aber Maschinen wie zum Beispiel die Rundballenpresse würden den Boden bis in die Tiefe hinein verdichten.
- Lüften statt striegeln:
- «Trittschäden sind nur oberflächlich», sagte Michael Steiner. Maschinen hingegen, wie zum Beispiel eine Rundballenpresse, würden den Boden bis in die Tiefe verdichten.
- Striegeln oder Wieseneggen seien bei ihm nicht von Nutzen. Hingegen hat er bei oberflächlichen Verdichtungen gute Erfahrungen mit einem Wiesenbelüfter gemacht.
Betriebsspiegel
- Name: Brigitte und Michael Steiner mit Amelia (11) und Noel (8)
- Ort : Herisau, Rohren, 850 m ü. M.
- Betriebssystem: Bio, Vollweide, saisonales Abkalben
- LN: 38 ha
- Viehbestand: 53, davon 38 Kühe, 7 Rinder, 7 Kälber, 1 Stier
Was machen Sie anders als die Familie Steiner-Fässler?
Peter Trachsel:
«Wir haben nur halb so viele Niederschläge. Unsere Böden sind leicht und trockenheitsanfällig. Nach vielen Jahren Kurzrasenweide wechselten wir vor drei Jahren auf ein Koppelweidesystem. [IMG 6] Im Frühjahr und Herbst mit einer dreiwöchigen Ruhezeit, bei Sommertrockenheit und auf ertragsschwachen Standorten beträgt sie über vier Wochen. Der Koppelwechsel erfolgt alle zwölf Stunden. Gearbeitet wird mit einem Vor- und Rückzaun. Das ist arbeitsaufwendig, aber Flächenertrag und Verteilung von Kot und Harn sind deutlich besser.»
Rahel Joss:
«Wir sind ein Vollweidebetrieb und melken mit einem Melkroboter. Geweidet wird nach dem A-B-C-Prinzip: [IMG 7] Pro Tag gibt es drei Weideportionen, wodurch die Kühe zirka 2,4 Melkungen pro Tag machen. Jede Koppel ist zirka acht Stunden zugänglich. Die Kühe haben die Weideöffnungszeit mittlerweile im Gefühl. Je nach Milchleistung und Laktationsstadium wird die Kuh ab acht Stunden Zwischenmelkzeit zum Roboter gewiesen. Die Kühe kennen den Rhythmus und kommen gerne zum Roboter – dann lockt frisches Weidegras.»
Hugo Jung:
«Wir verfolgen die gleichen Ziele wie Steiners. [IMG 8] Auch die Standortbedingungen sind ähnlich. Aber wir sind ein ÖLN-Betrieb und verfolgen eine intensive Strategie. Geweidet wird vom 20. März bis in den November hinein. Bis im Mai haben wir Kühe und Rinder in einer Herde. Sobald das Graswachstum in die Sommerdepression kommt, geht die Hälfte der Tiere auf die Alp. Meine Kühe haben ein Körpergewicht von 480 kg. Der Stalldurchschnitt beträgt 5900 kg energiekorrigierte Milch mit 60 kg Kraftfutter pro Kuh und Jahr.»