Der erste Schnitt ist durch, der zweite in den Gunstlagen im Tal vielerorts auch schon und auf den dritten Schnitt heisst es, warten – quasi dem Gras zuschauen, wie es wächst. «Nicht zu viel düngen, keine Flächenbehandlungen, keine Neu- oder Übersaaten. Das hat sich erledigt», wie es Pierre Aeby, Futterbauexperte von IAG Grangeneuve, auf den Punkt bringt. Nötig seien Einzelstockbehandlungen gegen Blacken oder Disteln. «Aber diesbezüglich muss man sowieso das ganze Jahr über dranbleiben», so Aeby

Düngung macht keinen Sinn

«In unseren Futterbauversuchen stellten wir nach dem zweiten Schnitt kaum einen Unterschied zwischen gedüngten (30 kg/ha) und nicht gedüngten Wiesen fest», sagt Aeby. Düngen macht also wenig Sinn, zumal mit den höheren Temperaturen die Stickstoff-Mineralisation im Boden beginnt und zum Aufwuchs beiträgt. Wichtig sei es zudem, nicht zu tief zu mähen (ab 8 cm Aufwuchs), sodass die Gräser genug Reserven für den Austrieb in den Sommermonaten aufbauen können. [IMG 2]

Messungen haben ergeben, dass der erste Schnittzeitpunkt im Schnitt eine Woche früher beginne als vor 30 Jahren. Auch wechsle das Wetter relativ rasch von warmen zu nasskalten Perioden. Das war auch in diesem Frühjahr der Fall. «Einbringen, lüften und Tschüss, funktioniert bei feuchtem Wetter nicht», sagt Pierre Aeby. Er befürchtet, dass in diesem Jahr das Risiko von Heuerwärmungen gross sein werde. «Darum sage ich: Heustock überwachen und umschichten», rät der Futterbauberater.

Wärmebildkameras nutzen

Das Dürrfutter sei im Heustock nicht gleichmässig verteilt. Kompaktes und nasses Heu liege neben trockenem. Es gäbe Luftkanäle, in denen bis zu zwei Drittel der Trocknungsluft entweichen könne und es entstehen Gärpakete. Auch hätten sich die Flächen auf vielen Betrieben vergrössert. Damit habe die Dimensionierung der Heustöcke nicht Schritt gehalten. «Zu viel Heu auf zu kleiner Fläche – also muss man die Durchlüftung durch Umschichten verbessern», rät Aeby allen Dürrfutterproduzenten. Das beschleunige den Trocknungsprozess und helfe, Schimmel zu vermeiden. Erkennen könne man Gärpakete, Kaltluftkanäle oder Luftlöcher am einfachsten mit einer Wärmebildkamera. «Der Markt bietet für Smartphones gute Wärmebildkameras als Aufsteckgeräte ab 500 Franken an. Nutzen Sie diese», rät Pierre Aeby. Damit bewaffnet, sich in den Heukran setzen und den Heustock abfahren – beginnend bei den Rändern.

Blau zeigt, wo die Luft zirkuliert und rot sind erhitzte und komprimierte Zonen oder Sektoren, wo die teuer erwärmte Luft entweicht. «Drei, vier Tage nach dem Einbringen sollte man sich einen halben Tag Zeit nehmen, und mit dem Greifer für eine gleichmässigere Verteilung von feuchtem und trockenerem Heu sorgen und die Gärpakete zerteilen», sagt er. Bei grossen Dürrfutterlagern könne dafür gar ein ganzer Tag draufgehen. «Glauben Sie mir, das verbessert die Heuqualität und Sie sparen Energie beziehungsweise Trocknungskosten», sagt er.

Trocknungszeit verkürzen

Je kürzer die Trocknungszeit, desto weniger Verluste bei der Qualität. «Leider hat sich die Dürrfutterqualität in den vergangenen Jahren nicht verbessert. Das sieht man an den Heuproben, die im Rahmen der Dürrfutterenquête analysiert werden. Schön grünes Dürrfutter bekommen wir selten zu sehen. Oft ist das Dürrfutter braun, staubig, wenn nicht gar schimmlig», bedauert der Futterbauexperte Pierre Aeby und fährt fort: «Jeder weiss genau, warum er zettet, nämlich um den Trocknungsprozess auf der Wiese zu beschleunigen. Aber das muss man auch mit dem Heustock machen.» Also nun, bevor der nächste Schnitt eingebracht wird, für Bewegung und Durchlüftung im Heustock sorgen.