In Russland werden heute 25,9 Millionen Schweine gehalten. In den nächsten fünf Jahren will Russland seinen Schweinebestand um 50 Prozent weiter vergrössern. Das erklärte der stellvertretende russische Landwirtschaftsminister Jambulat Khatuov auf einer Konferenz in Moskau, wie das Onlineportal «Top Agrar» schreibt.

Grosse Investitionen seien geplant. Die Schweine sollen in hochmodernen Ställen nach westlichem Standard gehalten und gemästet werden. Letztes Jahr hat Russland erstmals seit 30 Jahren kein Schweinefleisch mehr importiert. Das Land kann sich selbst versorgen. Mit der Expansion im Schweinefleischsektor nimmt Russland verstärkt den Export ins Visier. Die Exporte haben sich im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt.

Kein Marktzugang in China

«Wenn die Entwicklung im gleichen Zuge wie 2020 weitergeht, könnte Russland in den nächsten Jahren zu einem bedeutenden Exporteur am Weltmarkt für Schweinefleisch aufsteigen», schreibt Gioia Porlezza von Proviande auf Anfrage der BauernZeitung. Die Russen hätten die Effizienz der Schweinemast massiv verbessert und könnten günstig produzieren. Der Preisdruck auf die globale Fleischbranche könnte steigen, zumal der russische Staat die Schweinefleischproduktion beträchtlich fördert.

Weil in Russland die afrikanische Schweinepest auftritt, erschwert China den Russen aus Gründen der Biosicherheit den Marktzugang. «Deshalb wird in erster Linie vermutlich der Exportmarkt der EU vom Preisdruck Russlands betroffen sein», so Porlezza. Steigt auch der Importdruck im Schweizer Schweinefleisch-Markt?

Vollspalten? Voll normal!

«Der Grenzschutz in der Schweiz ist relativ hoch», sagt Raphael Helfenstein von Suisseporcs. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) legt unter Berücksichtigung der Marktlage für jede Einfuhrperiode die Fleischmengen fest, die eingeführt werden dürfen. Prognosen will Helfenstein keine abgeben: «Die Auswirkungen von Russlands Expansionsplänen für die Schweiz sind nicht bekannt. Aus heutiger Sicht sind wir nicht betroffen.»

Mit der Massenproduktion könne und wolle die Schweiz nicht mithalten. «Unser Kostenumfeld ist höher und die Vorschriften strenger», sagt Helfen-stein weiter. Das bestätigt Cesare Sciarra vom Schweizer Tierschutz STS: «Mehrere 10 000 Tiere pro Betrieb, Vollspaltenböden in Mastbuchten, Kastenstände für Galtsauen und Kastrationen ohne Narkose sind selbst in den neuen, moderneren russischen Ställen gang und gäbe.»