Es kommt selten vor, sehr selten sogar, dass bei einem Stier die Samendosen verwechselt werden. Die BauernZeitung weiss von mindestens zwei Betrieben, wo statt eines Kalbs von Limousin-Stier Charlie ein Holsteinkalb auf die Welt gekommen ist. «Da ich jetzt ein Holstein- statt ein Limousin-Kalb bekommen habe, löse ich natürlich viel weniger Geld und habe deswegen einen grossen Schaden», sagt ein betroffener Landwirt gegenüber der BauernZeitung.
Kunden reklamierten
Aufgrund von Kundenrückmeldungen weiss auch Swissgenetics, dass etwas bei der Samenproduktion falsch gelaufen sein muss. «Wir haben sofort die Produktionsprozesse und -chargen überprüft», sagt René Bucher, Teamleiter Marketing bei Swissgenetics. Fehlerhaft seien leider nicht nur bestimmte Dosen von Limousin-Stier Charlie, sondern auch vom Limousin-Stier Rami sowie auch eine Charge des OB-Stiers Koni. Je nach Charge seien anstelle des jeweiligen LM-Stieres Samen eines HO-, SF- oder Simmentaler-Stiers enthalten. Auch der LM-Stier Ultimo befinde sich noch in Abklärung. «Insgesamt handelt es sich um einzelne Chargen aus der Produktion im Februar 2020, mit jeweils 100 bis 200 Samendosen», weiss Bucher.
Komme selten vor
Dank der hohen Qualitätsansprüche kommen solche Verwechslungen bei Swissgenetics zum Glück sehr selten vor. «Erfahrungsgemäss wurden wir bisher alle drei bis vier Jahre mit einer Chargenverwechslung konfrontiert», hält Bucher fest. Aktuell habe Swissgenetics mit den betroffenen Landwirtinnen und Landwirten Kontakt aufgenommen. Sie bedauern den Vorfall und die Unannehmlichkeiten. Swissgenetics werde für den entstandenen Schaden aufkommen. «Im Sinne einer Gleichbehandlung der Kunden werden wir den betroffenen Betrieben eine Pauschale gutschreiben», verspricht Bucher. Wie hoch diese genau sei, könne man noch zurzeit nicht sagen. Man werde sich am effektiv entstandenen Schaden orientieren.
Auf Anfrage bei Select Star, ob bei ihnen auch schon Samendosen vertauscht wurden, verneinte dies Frank Baumgartner. «In den letzten 25 Jahren ist dies bei uns auf der KB-Station in Puplinge GE nie passiert. So können wir auch sagen, dass bis zum jetzigen Zeitpunkt mit grosser Wahrscheinlichkeit auch der richtige Stier in die richtige Samendose verpackt wurde», sagt Frank Baumgartner von Select Star. Der Vorteil ihrer Station sei, dass nur eine kleine Menge an Stieren pro Produktionstag abgesamt wird.
Jeden Stier persönlich
«Wir sind nur zwei Stierenbetreuer und kennen jeden Stier persönlich», hält Frank Baumgartner fest. Vor dem Absamen melden sie jeweils den Stier im Labor an und bestätigen ihn beim Abgeben der Probe noch einmal. «Somit haben wir eine doppelte Kontrolle», sagt er. Komme es aber trotzdem einmal zu Unstimmigkeiten, muss der Landwirt angeben können, wann und mit wem die Kuh besamt wurde. Für eine solche Kontrolle sei aber das Samenröhrchen notwendig. «Auf der Samendose sehen wir, von welchem Stier diese ist und wann sie produziert wurde», so Baumgartner.
Keine Verantwortung
Passen an diesem Produktionsdatum weitere Samendosen nicht mit der Beschriftung überein, würde man selbstverständlich das Gespräch mit den Landwirtinnen und Landwirten suchen.
«Wir können aber keine Garantien abgeben, wenn falsche Samendosen durch die Besamer eingesetzt werden», hält Frank Baumgartner fest. Auch betreffend der Lagerung, Handhabung und Anwendung des Samens nach dessen Lieferung an die Besamer übernimmt Select Star keine Verantwortung.