Am liebsten hätte der Schweineprofi gar keine Umrauscher, also Sauen, die drei Wochen oder später nach der Besamung wieder in die Rausche kommen. Oder wenigstens sehr wenige und immer exakt gleich viele in einer Gruppe. In der Praxis ist es anspruchsvoller.

Zwölf Prozent rauschen um

Spitzenbetriebe schaffen eine Umrauscherquote von unter fünf Prozent. 2020 lag der Wert im Auswertungsprogramm UFA 2000 bei 12 Prozent. Ein akzeptabler Wert im Mehrjahresvergleich, wobei die besten Betriebe nur halb so viele Umrauscher hatten. Viele kämpfen also mehr oder weniger mit dem Übel. Abferkelplätze bleiben leer, Leertage kosten und dazu kommt der Mehraufwand.

Die Fruchtbarkeitsleistung der Sau wird durch viele Faktoren beeinflusst und ebensoviele Fehlerquellen gibt es. Zwischen Juni und September zeigen Schweine oft eine verringerte Fruchtbarkeit. Dann spricht man vom «Sommerloch». In dieser Zeit können Sauen vermehrt umrauschen, nur schwache Brunstsymptome zeigen, abortieren oder auch Zysten bilden.

Es beginnt beim Säugen

Das Ganze ist mit dem Urverhalten der Schweine verknüpft. Mit abnehmender Tageslänge werden die Wildschweine nicht mehr rauschig, da solche Würfe über die Wintermonate nur eine geringe Überlebenschance hätten. Andererseits muss der Hitzestress möglichst reduziert werden, denn dieser wirkt sich auf verschiedenen Ebenen negativ auf die Sauen aus.

Die Probleme beginnen bereits in der Säugezeit. Durch die hohen Temperaturen fressen die laktierenden Sauen weniger und bauen Körperfett ab. Mit oben genannten Fruchtbarkeitsproblemen, kleinen Folgewürfen und Aborten im Spätsommer und Herbst als Folge. Um vorzubeugen, kann – nebst dem Reduzieren der Stalltemperatur – die Ration der säugenden Sauen auf mindestens drei Mahlzeiten aufgeteilt, die Fütterungszeit/Stallarbeiten in die kühleren Tageszeiten verschoben, die Energiedichte der Ration erhöht (vorzugsweise durch Öl-/Fettzugabe) und die Wasserversorgung durch ein zusätzliches Wasserangebot im Trog sichergestellt werden. Dies rät Sandra Haslebacher, Lehrerin und Beraterin Tierhaltung am Bildungs- und Beratungszentrum Inforama.

Trächtigkeit aufrechterhalten

Bei den abgesetzten Sauen ist die Futteraufnahme ein untergeordnetes Problem. Hier gelte es, die Brunststimulation mittels Eber zu intensivieren, die Arbeiten in die kühleren Tageszeiten zu verschieben und die Lichtdauer auf zehn bis zwölf Stunden (300 bis 500 Lux) zu erhöhen. Einweiterer Faktor im Besamungsmanagement ist der Mensch:Arbeitsspitzen während dem Sommer auf dem Feld wirken sich auf die Beobachtungszeit im Stall aus.

War die Belegung erfolgreich, gilt es die Trächtigkeit aufrecht zu erhalten. Bei Temperaturen von mehr als 29 Grad Celsius nimmt die Embryonensterblichkeit zu, was zu kleinen Würfen oder gar zu Aborten führt. Auch Galtsauen mögen keine Sonnenbrände, im schlimmsten Fall führt dies zum Verwerfen. Und den Eber nicht vergessen: Hohe Temperaturen haben negative Auswirkungen auf dessen Brunststimulation und Samenqualität.

Das «Sommerloch» war natürlich auch schon Thema des Arbeitskreises Schweinezucht des Berufsbildungszentrums Natur und Ernährung Luzern.

Tipps aus dem Arbeitskreis

Kühlung: Mit einer erhöhten Lüftungsrate lassen sich extrem ansteigende Temperaturen im Tierbereich vermeiden. Zur Kühlung können Wasservernebelungsanlagen, «Sauenbadewannen » und im Auslauf Berieselungsanlagen und Schattennetze dienen.

Kein Stress: Stresssituationen für die Tiere, wie Umstallen, Impfen oder Absetzen, können durch Verlegung in die kühlere Tageszeit etwas gelindert werden.

Fütterung: Dreimalige Fütterung pro Tag (siehe oben). Allenfalls können im Sommer auch konzentriertere Futtermittel eingesetzt werden. Eine hohe Wasserversorgung, zusätzlich zum Nippel via Trog, unterstützt den Futterverzehr zusätzlich.

Mineralstoffe: Spezialprodukte, verabreicht in der heissen Jahreszeit, können das Brunstgeschehen positiv beeinflussen. Mehrere Schweinezüchter in den Arbeitskreisen setzen vom Absetzen bis übers Decken mit Erfolg Mischungen von Dextrose mit Mineralstoffen ein.

Spermalagerung: In den Sommermonaten ist die richtigeLagerung der Blister in einer Klimabox speziell wichtig.