«Wasser ist das günstigste und zugleich wichtigste Futtermittel.» «Nur bei bester Wasserversorgung können die Tiere ihr volles Leistungspotenzial abrufen.» Solche Aussagen hören die Schweineprofis über den Winter an den Tagungen und Weiterbildungen. Hinzu kommen tierschutzrelevante Aspekte, etwa der permanente Zugang zu Wasser und eine Mindestanzahl an Tränkestellen bei Trockenfütterung. Vor allem im Sommer wird das ganze System auf die Probe gestellt. Es lohnt sich, die Tipps während ruhigeren Tagen im Stall zu überprüfen.
Gesamtpaket muss stimmen
Mit geeigneter Infrastruktur wird das Schwein zum Saufen animiert. Animieren beinhaltet viele Aspekte (Wasserqualität, Durchfluss, Art, Menge, Anbringung der Nippel, Fütterung, Hygiene, Temperatur usw.). Das Gesamtpaket muss stimmen, damit Nutztiere genügend Wasser aufnehmen.
Ein Thema ist auch der Wasserdruck. Viele Betriebe arbeiten mit 3 bis 4 bar. Damit das Schwein mehr säuft, lassen sich einige Betriebsleiter zu einem hohen Druck verleiten, was sich meist kontraproduktiv auswirkt, weil Nippel dann gemieden werden. Wassernippel wurden in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Es kann sich lohnen, hier nachzurüsten. Der Schweinegesundheitsdienst empfiehlt seit Jahren «niedrigen Druck und grosse Bohrung». Der Durchfluss nimmt mit der Grösse der Tiere zu.
Weniger Leistung als Folge
Erste Auswirkungen von ungenügender Wasserversorgung sind bekanntlich Leistungseinbussen. Bei Sauen kann die tiefe Futteraufnahme in der Laktation gravierende Folgen haben. Die Rede ist von übermässigem Verlust von BCS (Body Condition Scoring), also der Konditionierung der Muttertiere, und in der Folge Fruchtbarkeitsprobleme und eine tiefe Nutzungsdauer. Speziell wichtig dabei ist die Phase rund um die Geburt. Neben Nippel oder Becken soll zusätzlich sauberes Wasser im Trog angeboten werden. MMA/PPDS, die häufigste Erkrankung der Muttersau nach dem Abferkeln, hängt direkt mit der Trinklust der Sau zusammen. Mit weniger Leistung geht grundsätzlich eine erhöhte Anfälligkeit auf allerlei Krankheiten und Infektionen einher, etwa des Urogenitaltraktes.
Im Sommer zeigen viele Muttersauen wegen Hitzestress keine regelmässige Brunst. «Bereits im Juni hören wir von Praktikern, dass ihre Sauen nicht mehr spontan rauschig werden», sagt Andy Küchler von der Suisag. Brunstfördernde Massnahmen sind:
- Angenehmes kühles Klima
- Viel Licht
- Hohe Aufnahme von kühlem Wasser
- Hygienische Verhältnisse
- Eventuell Sauendusche
Wenn die Temperaturen im Hauptaufenthaltsbereich der Sauen längere Zeit 25 Grad Celsius übersteigen, können die Tiere Wärme nicht mehr effizient abführen. Es kommt zu einer Überhitzung. Genauso wie bei Fieber können trächtige Muttersauen ihre Föten abstossen. Der Unterschied von der Temperatur des Wassers, z. B. 12 Grad, zur Temperatur des abgesetzten Harns (Körpertemperatur), geht als Wärmeenergie weg und hilft als Abkühlung.
Jährlich sollte die Wasserqualität an mehreren Zapfstellen kontrolliert werden (Labor). Vor jeder Belegung wird die Leitung gespült und das Wasser kurz überprüft (pH-Wert, Aussehen, Geruch, Geschmack).
SGD-Merkblätter zum Thema
Wie Wasserproben entnommen werden und mehr zum Thema Wasser finden SGD-Betriebe im Suisag-Onlineportal im entsprechenden Merkblatt für Schweineprofis.
Checkliste für eine optimale Wasserversorgung
- Wasser ist jederzeit und für alle Tiere frei verfügbar (tägliche Kontrolle).
- Sauberes Wasser, ohne Fremdgeruch.
- Tränkesystem in möglichst allen Abteilungen auf dem Betrieb gleich, oder offene Tränken, bis neues System erlernt wurde.
- Genügend Tränken (siehe aktuelles Tierschutzgesetz).
- Tränkehöhe auf Tiergrösse angepasst.
- Durchflussraten an Tiere angepasst.
- Wassertemperatur zwischen 12 und 22 °C.
- Standwasser vor Einstallung ablaufen lassen.
- Regelmässige Tränkwasseruntersuchung.