«Bewusst handeln», lautete das aktuelle Motto am diesjährigen Schweinetag des Strickhofs. Stattgefunden, aus bekannten Gründen, im «virtuellen Raum», moderiert von Matthias Schick und Philipp Egli. Bewusst zu handeln gilt es einerseits, wenn es darum geht, eine Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zu verhindern (siehe Kasten). Bewusst handeln nützt aber auch, wenn es «unerwünschte Besuche von zweibeinigen Störenfrieden gibt», wie der auch in Agrarkreisen bekannte Rechtsanwalt Jürg Niklaus den Bogen zu ASP und den Wildschweinen schlug.

So selten wie unangenehm

Von Besuchen von Tierschutzaktivisten sei wohl nur einer von hundert Tierhaltern betroffen. Derjenige dafür aber zu 100 Prozent. Im Zuge der sensibilisierten Gesellschaft gewinnen Aktionen wie etwa im vergangenen Jahr auf einem Betrieb in Schaffhausen an Bedeutung. Sie seien gleichermassen heikel für die Tiere wie auch für den Tierhalter. «Der Artikel 4 ist quasi die Mutter aller Tierschutz-Normen», sagt Niklaus. Der Tierhalter hat eine Verantwortung gegenüber seinen Tieren. Diese kann er aber nur ausreichend wahrnehmen, wenn er die entsprechenden Werkzeuge dazu hat. Etwa das Recht, Leute wegzuweisen. Motive und Methoden von Tierschutzaktivisten seien sehr unterschiedlich, gemäss den Erfahrungen von Niklaus. Die einen haben durchaus Interesse am Tierwohl und setzen sich, auch im Dialog, für Verbesserungen ein. Einer zweiten Gruppe gehe es in erster Linie um Aufmerksamkeit. Dahinter steckten oft politische oder gar kommerzielle Motive. Bei den Methoden heiligt der Zweck die Mittel. Wie soll sich der Tierhalter dagegen wehren? «Vor allem in den ersten Minuten unbedingt ruhig bleiben», rät Niklaus. Passivität helfe, auch wenn es innerlich «brodelt».

Keine Soloaktionen

Tierschutz auf einem Betrieb sei wichtig und dringend und entsprechend Chefsache, stellte Jürg Niklaus klar. Stellvertreter müssen instruiert werden. Telefonisch gehört im Notfall der Branchenverband Suisseporcs informiert, aber auch Marktpartner, Labels, je nach Situation die Polizei, der Bestandestierarzt, der Veterinärdienst oder ein Anwalt. Soloaktionen sind zu vermeiden. Als Tierhalter sitze man immer im Glashaus. Mit Steinen zu werfen sei im Umgang mit den Medien meist die falsche Strategie. Eine tadellose Tierhaltung und Ordnung um den Betrieb helfen gemäss Niklaus hingegen immer.

 

ASP: Biosicherheit ist alles

Daniela Hadorn, Tierärztin und Leiterin Fachbereich Früherkennung und Überwachung Tiergesundheit beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), fasste die Situation rund um die Afrikanische Schweinepest (ASP) zusammen. Das Virus sei widerstandsfähig, überlebe etwa in gewissen Schinken bis 140 Tage und es gebe keinen Impfstoff dagegen.

Der Mensch ist unvorsichtig

Die Übertragung geschieht direkt von Tier zu Tier oder aber über Speisereste, Geräte, Transportfahrzeuge usw. Für das Schwein ist die Ansteckung immer tödlich, für den Menschen hingegen ist das Virus ungefährlich. Seit 2014 ist Polen betroffen, es folgten Tschechien (Wildschweine), Rumänien (Hausschweine), dann 2018 China (Hausschweine) im grossen Stil und Fälle bei Wildschweinen in Belgien. Dabei wurden laut Hadorn in den meisten Fällen dermassen grosse Distanzen überwunden, dass nur der Faktor Mensch bei der Übertragung infrage komme. Seit 2020 ist ASP aufgrund der bis heute über 500 nachgewiesenen Fälle in Ostdeutschland (Wildschweine) auch bei uns ein gewichtiges Thema. Wie eine Einschleppung verhindert wird, darüber wurde an dieser Stelle schon viel geschrieben. Das Zauberwort heisst Biosicherheit. Betriebsleiter können ihre Bestände schützen. Bis heute wurde in der Schweiz, weder beim Schwarzwild noch bei den Hausschweinen ASP nachgewiesen. Bei den Wildschweinen ist das BLV schon länger mit einem Programm aktiv und untersucht Kadaver. Im Stall ist es Aufgabe des Schweinhalters, wachsam zu sein. Im Verdachtsfall gehört der Bestandestierarzt informiert. Eine Ausscheidungsuntersuchung sei zudem gratis, erinnerte Daniela Hadorn.

Fieber und Verfärbungen

Beim akuten Verlauf sind plötzliche Todesfälle, bei mehreren Tieren hohes Fieber mit schwerer Allgemeinerkrankung oder Blauverfärbung von Ohrspitzen, Bauch und Extremitäten Hinweise. Der chronische Verlauf von ASP ist seltener und mit unspezifischen Symptomen. Worst Case für die Schweiz wären Ausbrüche in der Wildschweinpopulation und in mehreren Schweinehaltungen gleichzeitig. Dies würde in betroffenen Gebieten zu grösseren Einschränkungen in der Produktion während einer langen Zeit führen.