Es ist eine Überraschung, aber irgendwie auch nicht. Die Schweinevermarkter Agrifera in Sempach LU und Prosus in Weinfelden TG planen die  Fusion per Oktober 2020. «Profera» soll der neue bedeutende ­Akteur heissen. Eine Überraschung, weil die beiden bekannten Player im Handel von Zuchttieren und Schlachtsauen mit umfassendem Beratungsangebot doch lange Jahre Mitbewerber waren. Keine Überraschung, weil sich die Firmen ausgesprochen ähnlich sind.

Wenn zwei das Gleiche tun

Gestern wurden die Aktionäre und Produzenten der Agrifera sowie die Genossenschafter und Produzenten der Prosus mit der Botschaft zur Fusion bedient. «Wir denken voraus und stellen die Weichen für die Zukunft», schreiben die Verantwortlichen. Genauso wie auf den Landwirtschaftsbetrieben ein Strukturwandel stattfinde, müsse man auch auf anderen Stufen nach Synergien suchen. «Die Herausforderungen werden grösser, die Produktionsmengen kleiner», heisst es weiter. Beide Firmen haben ähnliche Besitzverhältnisse, sind in Bauernhand und unabhängig. Die Prosus hat ihre Stammlanden in der Ostschweiz, aber mit  Kunden in der ganzen Schweiz. Genauso die Agrifera, hervorgegangen aus SPF und IGA. Sie wuchs stark von der Zentralschweiz aus.

Planung weit fortgeschritten

Sempach wie Weinfelden befinden sich in den schweinedichtesten Gebieten der Schweiz. Von beiden Standorten werden heute die Züchter und Mäster über die ganze Schweiz betreut. So liegt es auf der Hand, dass in Zukunft Synergien im Bereich der Logistik und der Kundenbetreuung genutzt werden können. Aber auch bei der Informatik
sowie im Marketing wird es Synergiepotenzial geben.

Seit Anfang Jahr bestehe die Absicht, nun macht man vorwärts. Anfang September entscheiden die Gesellschafter an je einer ausserordentlichen Generalversammlung über den Antrag der beiden Verwaltungsräte. Als Verwaltungsratspräsident der neuen Profera AG ist der aktuelle Prosus-Präsident Alexander Fust, Wil SG, vorgeschlagen. Vizepräsident würde André Seeholzer, Emmen LU, der heutige Agrifera-Präsident. Operativ wird die neue Firma von einer Fünfer-Geschäftsleitung geführt. Sie bestünde gemäss Planung aus Richard Bucheli, Vorsitz und Leiter Beratung, Andreas Fritschi, Standortleiter Weinfelden, Pascal Mieschbühler, Leiter Handel und Disposition, Urs Aeschlimann, Leiter Zucht sowie Armin Troxler, Leiter zentrale Dienste und Infrastruktur.

Ansinnen breit abgestützt

«Die Kunden können mit Kontinuität rechnen», wird Richard Bucheli zitiert. An den Grundwerten einer unabhängigen, fairen und transparenten Schweinevermarktung ändere sich nichts. «Auch beim hohen Gesundheits- und Qualitätslevel werden wir keine Abstriche machen.» Hauptsitz wird Sempach, Weinfelden wird als Niederlassung geführt. Die Mitarbeitenden an den beiden Standorten bleiben nach wie vor Ansprechpersonen für ihre Kunden. Die Fusion erfolge aus einer Position der Stärke, betonen die aktuellen Verwaltungsratspräsidenten. Beide Firmen seien gesund. «Es bestehen keine Interessenskonflikte mit anderen Anspruchsgruppen», heisst es im Schreiben weiter. Die Motivation für ein Zusammengehen sei wiederholt auch von Produzentenseite geäussert worden. Die Abnehmer der Schlachtschweine hätten positiv reagiert, ergänzt Andreas Fritschi: «Sie sind an einem starken Partner mit hoher Lieferbereitschaft und konstanter Qualität interessiert.» Die Profera als reine Vermittlungsorganisation konkurriere niemanden in der vor- und nachgelagerten Branche.